Nachrichten der DGL

Auf dieser Seite findest Du alle News zur Deutschen Golf Liga presented by All4Golf seit dem Final Four 2023. 

Das deutsche Team in Singapur: Paula Schulz-Hanßen, Charlotte Back und Chiara Horder | © DGV/STEBL

Deutschland auf Rang 21

Singapur – Für das deutsche Team war diese Woche in Singapur eher durchwachsen. Es gab keine Ausfälle und auch keine wirklich schlechten Runden, aber um oben mitzuspielen, hätte der eine oder andere richtig tiefe Score in die Wertung gebracht werden müssen. Dies ist in einer homogenen Truppe mit drei Athletinnen vom GC St. Leon‑Rot an vier extrem heißen und schwülen Tagen nicht gelungen.
 

Einen kleinen Dämpfer gab es schon am zweiten Wettkampftag, als Deutschland mit der spätesten Startzeit nach einer Gewitterunterbrechung von den Referees dazu gedrängt wurde, trotz Dunkelheit die Runde zu beenden. Dies kostete an diesem Tag zwei Schläge, die im Endklassement zwar keinen großen Unterschied gemacht hätten, aber für das Momentum war diese Episode nicht förderlich und auch einer Weltmeisterschaft nicht würdig.
So kam es, dass, nachdem Schwarz-Rot-Gold an den beiden ersten Wettkampftagen noch im Bereich der Top Ten spielte, in der zweiten Turnierhälfte noch einige Plätze verloren wurden.

Auf den Punkt gebracht

Chef-Bundestrainer Stephan Morales hatte unmittelbar nach dem letzten Putt einen Blick in die Statistik der deutschen Mannschaft geworfen. Dort fand er in Zahlen exakt den Eindruck bestätigt, den man als Zuschauer auf dem Platz gewinnen konnte: Bei dieser Weltmeisterschaft hatte Deutschland vor allem auf den Grüns den entscheidenden Nachteil gegenüber der Konkurrenz. Die Putt-Performance war auf diesen komplexen Grüns nicht gut genug, um weiter vorne mitspielen zu können.
 

BILDER DES TAGES >>>

An vier Tagen ist bei drei Athletinnen des Junior Team Germany nur ein einziger längerer Putt zum Birdie gefallen, dafür konnten aber sehr viele Chancen aus weniger als zwei Metern nicht genutzt werden.
Die Mannschaft hat durchweg herausragend gut vom Tee agiert und auch die Schläge ins Grün waren sehr oft mehr als nur solide. Anhand dieser Elemente im Spiel hätte man reihenweise tiefe Scores unter Par erwarten dürfen. Tatsächlich war von zwölf gespielten Runden der Bundesadler aber nur eine unter Par. Zu wenig, um an die Top Ten zu denken.
Aus dieser spieltechnischen Gemengelage entwickelte sich der Gesamtscore von acht über Par, der für den 21. Platz reichte.

Europameisterin

Am besten hatte sich die Europameisterin von 2020 mit den Bedingungen angefreundet. Paula Schulz‑Hanßen brachte Scorekarten mit 72, 70, 72 und 75 Schlägen ins Recording und belegte in der Einzelwertung den 35. Platz.
„Der Platz bietet einige Birdiechancen, aber auch ein paar schwere Löcher. Es kam vor allem auf die Pin-Positionen an, wie leicht oder schwer er sich gespielt hat. Es war ein toll organisiertes Turnier, vom Shuttleservice über das Essen bis zur Abendveranstaltung. Es ist nicht leicht, so viele Spieler während der Regenzeit durchs Turnier zu kriegen, also haben die Organisatoren einen guten Job gemacht.
Wir hatten hier ein tolles Team, in dem jeder sein Bestes gegeben hat. Wir hatten die ganze Woche über Spaß und werden das Turnier in guten Erinnerungen behalten. Mein Spiel war die ganze Woche über solide, aber es waren leider zu viele kleine Fehler dabei, um richtig gut zu spielen“, zieht die zweifache Junior-Solheim-Cup-Spielerin ein überwiegend positives Fazit.

Der Putter

Charlotte Back spielte bis zum Grün wie ein Uhrwerk. Gäbe es eine Sonderwertung für die Anzahl der Grüns in Regulation, wäre „Charly“ sicher ganz weit vorne gelandet. Aber diese Wertung gibt es nicht und so zählen ganz schnöde die Schläge. Der Putter war in diesen Tagen von Singapur nicht der Freund der Spielerin, und so kam es, dass man mit zunehmender Turnierdauer mehr und mehr das Gefühl bekam, Back hätte machen können, was sie will, denn der Ball würde ohnehin immer noch eine Umdrehung neben die Lochkante machen. Mit 75, 73, 73 und 74 Schlägen beendete die Kurpfälzerin das Turnier auf dem 53. Platz.

„Der Platz war sehr schön und ich denke, wir alle haben es hier die letzten Tage genossen. Die Organisation und auch die Gastfreundschaft war hervorragend. Als Team funktionieren wir gut, da wir uns alle sehr gut verstehen, und die Stimmung war immer gut, auch wenn unser Golf am Ende nicht das war, was wir uns vorgestellt hatten. Für mich persönlich war es natürlich auch keine gute Woche. Ich habe sehr schlecht geputtet. Das macht es dann natürlich sehr schwer“, war Back bis auf die Performance auf den Grüns insgesamt positiv gestimmt.

Verteidigte Grüns

Chiara Horder hatte in dieser Woche besonders hart mit den Bedingungen zu kämpfen. Die Bayerin, die vom GC München Valley vor einem Jahr zum GC St. Leon‑Rot gewechselt war, steigerte sich zunächst von 77 auf 74 und 73 Schläge. Am Finaltag war der Start besonders bitter, denn nach fünf gespielten Bahnen lag Horder schon fünf über Par. Ganz stark, wie die Athletin des Junior Team Germany dann den negativen Zug stoppte und mit drei Birdies in Serie das Signal sendete, bis zum letzten Schlag kämpfen zu wollen. Letztlich unterschrieb Horder eine 75 und beendete diese WM in der Einzelwertung auf Rang 65.

„Der Platz war vom Tee nicht sehr spektakulär, aber die Approaches waren dafür umso schwieriger, da die Grüns sehr gut mit vielen Wellen verteidigt waren und man den Ball gut platzieren musste. Das Event ist wie immer sehr gut organisiert und es macht immer viel Spaß, auch mit dem Team, das wir hier haben. Die Zeit mit dem Team ist immer besonders. Mein eigenes Spiel konnte ich diese Woche leider nicht so abrufen, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich konnte die Schläge nicht so gut auf den Grüns platzieren und hatte daher extrem schwierige Putts und auch zu viele Dreiputts“, bilanziert Chiara Horder ihre zweite und voraussichtlich letzte World Amateur Team Championship.

Fazit der Bundestrainerin

„Der Platz hat sich vom Tee relativ leicht gespielt. Es gibt große und onduldierte Grüns. Da musste man schon die richtige Nummer treffen, weil man ansonsten sehr schwierige Putts hatte. Das ist uns nicht immer gelungen. Grundsätzlich war das Putten auch sehr schwer, weil ich vermute, dass das Grain sehr schwer zu erkennen war. Ich durfte ja nicht mit auf die Grüns, insofern war das relativ schwierig, von außen zu sehen, woran es denn jetzt gelegen hat. Auf jeden Fall haben wir deutlich zu wenig Putts gelocht, lagen aber oft auch nicht nah genug an der Fahne. Dadurch haben wir an allen vier Tagen relativ selten wirklich zum Birdie geputtet. Die Approaches waren in dieser Woche nicht fantastisch. Die Veranstaltung insgesamt war aber sehr, sehr gut. Die äußeren Bedingungen waren halt, wie sie waren. Das Team hat in dieser Woche gut, aber leider nicht sehr gut gespielt. Die Topform konnte niemand abrufen. Dadurch hat es leider jetzt nur zum 21. Platz gereicht. Uns hat leider diejenige gefehlt, die mal richtig tief geschossen hat. Aber genau das braucht man bei so einer WM dann auch mal“, war Bundestrainerin Nicole Gögele mit dem Ergebnis nicht zufrieden.

Fazit des Kapitäns

Florian Münch war als Kapitän des Teams eine Woche lang im harten Dauereinsatz und blickte kurz nach Ende dieser WM schon nach vorne: „Wir hatten eine tolle Woche in Singapur, mit großartiger Unterstützung und Organisation. Die Spielerinnen waren mit vollem Engagement und Leidenschaft bei der Sache. Von daher haben wir viele positive Eindrücke gesammelt. Trotz des anderen Klimas und des Jetlags waren die Mädels wirklich körperlich und auch mental in der kompletten Woche in einer sehr guten Verfassung. Am Ende können wir natürlich nicht mit dem Ergebnis zufrieden sein. Dennoch gibt es viele Learnings. In vielen Bereichen des Spiels haben wir uns sehr gut präsentiert und diese Stärken müssen wir uns für die Zukunft auf jeden Fall bewahren. Wir haben aber auch klare Erkenntnisse ziehen können, in welchen Bereichen wir uns weiterhin noch verbessern müssen. Dies gilt es, jetzt erst mal zu analysieren und dann natürlich in naher Zukunft anzugehen.“
 

Faszination Weltmeisterschaft

An der Spitze des Feldes spielte sich am Finaltag ein echter Krimi ab. Es gab mehrere Wendungen, und die Spannung auf dem Platz war beinahe noch größer als bei einem Blitzeinschlag.
Für eine Mannschaft aus den USA ist alles andere als der Sieg traditionell nur schwer erträglich. Entsprechend heiß waren die Athletinnen der USA, weil Südkorea mit drei Schlägen Vorsprung in den Finaltag startete. Und tatsächlich zeigten die Asiatinnen Nerven, als die USA auf der Front Nine etliche Birdies auf den Platz brachten. Plötzlich stand der Rekordweltmeister vorne und alles schien für die USA zu laufen. Spanien, mit seiner Mannschaft aus drei Athletinnen, die in diesem Jahr in Europa und auch in den USA überragende Ergebnisse eingespielt hatten, wachte spät doch noch auf und knallte auf der Back Nine Birdie auf Birdie auf die anspruchsvollen Grüns. Als Andrea Revuelta bei ­3 stand und Europameisterin Paula Martin sogar bei ­4, stand Rot-Gelb plötzlich ganz oben auf dem Leaderboard. Dieser spanische Glücksmoment dauerte aber nicht lange, denn Martin unterlief auf Loch 17 ein Bogey, das Spanien auf einen Gesamtscore von ­18 brachte, während die beiden anderen Teams, die noch im Rennen um den Titel waren, sich auf ­19 verbessert hatten.
Aber auch bei den USA und Südkorea waren die Athletinnen dem Druck nicht gewachsen. Beide Teams kassierten spät noch ein Bogey, sodass im Endklassement Spanien, die USA und Südkorea schlaggleich bei ­18 standen.

Neue Stechregeln

Vor vier Jahren in Paris hatte es beim Gleichstand zwei Weltmeister gegeben. Damals teilten sich Schweden und die USA den Titel. Inzwischen ist für den Fall eines Gleichstands die Regel eingeführt worden, dass das Team Weltmeister wird, dessen Streichergebnis am Finaltag den besseren Score aufweist. Die USA hatten als schlechtestes Score am Finaltag zweimal eine 71 (‑1) in den Büchern. Da auch Spanien die 71 als „Streichergebnis“ hatte, gab die 72 (Even Par) von Megha Ganne vom dritten Tag den Ausschlag zugunsten der USA, weil Andrea Revuelta eine 73 als schlechtestes Tagesergebnis der Spanierinnen ins Recording gebracht hatte.
 

England, Schweden und China, die alle vor der Finalrunde noch Hoffnung auf den Titel hatten, enttäuschten zwar nicht, hielten diesem unerbittlichen Kampf um jedes Birdie aber nicht stand. England und China teilten sich mit zwei Schlägen Rückstand den vierten Platz, während Schweden mit ­14 auf Rang sechs landete.

Tolle Gastgeber

Gastgeber Singapur hat einen tollen Job gemacht. Eine phantastische Golfanlage in einem Zustand, wie man ihn in Europa schwerlich finden kann. Zahllose überaus freundliche Helfer und Volunteers, von denen erstaunlich viele ein paar Wörter Deutsch sprechen und davon auch sichtlich stolz gerne Gebrauch machen. Die Erklärung dafür ist sehr einfach: Singapur besteht aus Menschen vieler Herkunftsländer, darunter sehr viele aus dem großen Nachbarland. In Malaysia wird Deutsch in der Schule als eine der ersten Fremdsprachen gelehrt.

Männer folgen

Die Gastgeber haben am Sonntag einen Tag Zeit, den Platz so umzubauen, dass sich die Männer ab Montag auf ihre Team-WM vorbereiten können. Nach zwei Proberunden wird es die Eröffnungsfeier am Dienstag geben. Von Mittwoch bis Samstag steht in der kommenden Woche dann der Kampf um die Eisenhower Trophy an, also die Team-Weltmeisterschaft der Männer.
Während etliche Nationen ihren Kader schon seit zwei Tagen vor Ort haben, trifft das deutsche Team um Chef-Bundestrainer Christoph Herrmann erst am Sonntag in Singapur ein.

Singapur-Funfact V

Der Merlion, ein Mischwesen mit Löwenkopf und Fischkörper, ist das wohl bekannteste Wahrzeichen Singapurs. Er symbolisiert zum einen den Ursprung als Fischerort und zum anderen den Namen „Löwenstadt“. Obwohl er ein Fantasiewesen ist, findet er sich auf unzähligen Souvenirs und wird von Touristen ebenso wie von Einheimischen als Identifikationsfigur angenommen.
Singapur ist erst seit 1965 unabhängig, hat sich seitdem aber vom ungeliebten Südzipfel des großen Malaysias zu einer blühenden Weltmetropole entwickelt, in der auf einer Fläche, die kleiner als die von Hamburg ist, rund die vierfache Einwohnerzahl der Freien und Hansestadt sehr gut organisiert miteinander lebt und wirtschaftet.
 

ENDSTAND >>>
 

ZUM TURNIERSPECIAL >>>

 

Weiteres zum Thema

Tipps der Redaktion