Fairways der Extraklasse: Old Course
Wer Golf wirklich liebt, für den ist ein Besuch in St. Andrews, der Geburtsstätte dieses besonderen Spiels, Pflicht. Schon vor rund 600 Jahren sollen sich die Bewohner des kleinen Städtchens an der schottischen Nordseeküste mit Stock und Lederball an der Küste ausgetobt haben. Zentrum des Geschehens – damals wie heute – ist der legendäre Old Course, das Herzstück eines Ortes, der wie kein zweiter für die Seele des Golfsports steht.
Wie genau sich das Spiel im 17. und 18. Jahrhundert entwickelte, ist ungewiss. Sicher ist nur: Die Dünen von St. Andrews waren schon früh ein Ort intensiver Freizeitaktivitäten – nicht immer friedlich. Die sogenannten „Rabbit Wars“, Konflikte zwischen Golfern und Hasenzüchtern, endeten zugunsten der Golfer, die sich dauerhaft auf diesem heiligen Boden ausbreiten konnten.
1754 wurde der Royal and Ancient Golf Club gegründet. Ein Jahrhundert später entstand das ikonische Clubhaus – bis heute Sitz des Verbandes, der The Open Championship austrägt und über die Regeln des Spiels wacht.
Der Schriftsteller Bernard Darwin beschrieb das Lebensgefühl in St. Andrews zu Beginn des 20. Jahrhunderts so:
„Es ist herrlich zu beobachten, wie ein Metzger, ein Bäcker und ein Kerzenmacher nach getaner Arbeit ihre Schläger schultern und sich auf den Golfplatz stürzen.“
Heute hat der Ort nichts von seiner Faszination verloren. Mehr als 250.000 Golfrunden werden jährlich auf den sieben Plätzen der Stadt gespielt – davon rund 45.000 auf dem Old Course allein. Trotz des Touristenandrangs bleibt Golf für Einheimische und Studenten der ältesten Universität Schottlands erschwinglich: Eine Mitgliedschaft kostet nur wenige Hundert Pfund.
Liebe auf den zweiten Blick
Auch Bernhard Langer musste die Liebe zu St. Andrews erst entdecken:
„Ich dachte nur: Das ist kein Golf. Du stehst am Abschlag, siehst Sanddünen und weißt nicht, wohin du schlagen sollst. Dann landest du in einem Topfbunker.“
Erst mit der Zeit lernte er, die Raffinesse des Designs zu schätzen – eine Erfahrung, die Tom Watson teilt:
„St. Andrews ist ein Platz, den man immer wieder neu lernen muss.“
Das ist Links-Golf: hart, windig, ehrlich. Wer flach spielt, gewinnt – außer in den berüchtigten Topfbunkern, wo selbst gute Schläge zum Abenteuer werden.
Das Road Hole – Legende aus Stein und Sand
Berühmt ist vor allem das 17. Loch, das „Road Hole“. Ein Par 4, das Mut und Präzision verlangt – der Abschlag führt über das Dach des Old Course Hotel. Dessen Besitzer sollen einst 1.500 Pfund pro Woche für neue Dachziegel ausgegeben haben; heute schützt ein Netz die Terrasse. Hinter dem Grün lauert der gefürchtete Road Hole Bunker, gefolgt von einer uralten Steinmauer – eine gnadenlose Kombination.
Das Finale auf der 18. Bahn führt über das riesige Doppel-Fairway zurück zur Swilcan Bridge, Symbol und Fotomotiv jedes Golfpilgers. Gemeinsam mit Bahn 1 teilt sie sich eines der breitesten Fairways der Welt – über 115 Meter breit.
Einzigartig sind die sieben Doppelgrüns des Old Course, die aus den Anfängen des Spiels stammen. Die Übergänge zwischen den Bahnen sind fließend – ein lebendiges Beispiel für das organische Golfdesign vergangener Jahrhunderte.
Wer hier spielt, wandelt buchstäblich durch ein Museum. Jeder Abschlag, jeder Bunker erzählt Geschichte – von den Pionieren des Spiels bis zu den heutigen Major-Siegern. Ein erfahrener Caddie wird schnell zum Geschichtenerzähler, Navigator und Psychologe in einer Person.
Fünf Wahrzeichen des Old Course
Hell Bunker – 22 Meter breit, bis zu zwei Meter tief; eine Legende auf Loch 14.
Road Hole Bunker – Der Albtraum des 17. Lochs, mit steiler Wand und kaum Fluchtmöglichkeiten.
Valley of Sin – Die markante Senke vor dem 18. Grün, die schon viele Birdie-Träume verschluckt hat.
Swilcan Burn – Der schmale Bach, der entlang der ersten Spielbahn verläuft.
Swilcan Bridge – Die 700 Jahre alte Steinbrücke – Symbol für Ewigkeit und Eleganz.
Reise-Info: St. Andrews – Old Course
Lage: Nordseeküste Schottlands, ca. 1 Stunde von Edinburgh
Designer: Allan Robertson & Old Tom Morris
Charakter: Klassischer Linksplatz
Greenfee: 98 – 270 £ (je nach Saison, Startzeiten über Lotterie)
Schwierigkeit: Anspruchsvoll (Slope 133 von hinten)
Ausstattung: Driving Range, Putting- und Übungsgrüns







