Die Deutschen und der Ryder Cup
Ein neues Kapitel der deutschen Ryder-Cup-Story muss warten. In Luke Donalds Team für den Showdown mit den USA in New York (26. bis 28. September, Bethpage Black Course/Farmingdale) stehen vier Engländer und jeweils ein Spieler aus Norwegen (Hovland), Dänemark (Højgaard), Österreich (Straka), Schweden (Åberg), Nordirland (McIlroy), Spanien (Rahm), Irland (Lowry) und Schottland (MacIntyre). Ein deutscher Physio ist zwar dabei, aber kein Spieler. So bleiben in den Geschichtsbüchern des großen Events bis heute vor allem zwei Namen: Bernhard Langer und Martin Kaymer.
Allen voran Langer ist in mehrfacher Hinsicht der History-Maker beim Ryder Cup. Nicht nur, weil der deutsche Altstar zehnmal aktiv als Spieler dabei war. Von 1981 bis 1997 war der in Florida lebende Schwabe stets im Kader von Team Europe, 2002 dann noch einmal und 2004 führte er den Kontinent als Kapitän zu einem unvergessen 18,5:9,5-Kantersieg im Oakland Hills Country Club. Langer und der Ryder Cup – in dieser Story gibt es unzählige Momente und Erlebnisse, die es lohnt, zu erzählen.
Darunter aber auch eine der vielleicht größten Niederlagen des Bernhard Langer: Beim Ryder Cup 1991 im Kiawah Island Golf Resort (South Carolina) hatte der blonde Deutsche quasi alle Trümpfe in der Hand. Experten streiten sich heute noch, ob der entscheidende Putt Langers 1,5 oder nun 1,8 Meter lang war. Sei es drum, Langer schob den Ball daneben, Team USA jubelte über einen hauchdünnen 14,5:13,5-Erfolg über Europa. Dieses Event ging als das vielleicht unfairste in die Geschichte des Events ein, denn das US-Publikum leistete seinen lautstarken Beitrag zum Triumph Amerikas.

Und dann war da noch eine Niederlage Langers in Sachen Ryder Cup: Gemeinsam mit seinem Bruder Erwin versuchte der deutsche Golf-Star das Turnier 2018 nach Deutschland, genauer in den Wittelsbacher GC in Neuburg an der Donau, zu holen. Die RC Deutschland GmbH versuchte alles, was in ihrer Macht stand, letztlich fehlte es dann aber an der finanziellen Unterstützung durch Bund und Länder. Den Zuschlag bekam schließlich Konkurrent Frankreich, der sich über ein sehr erfolgreichen Ryder Cup auf Le Golf National bei Paris freute. Dennoch: Langer gilt neben Nick Faldo als einer der erfolgreichsten europäischen Spieler im traditionsreichen Teamwettbewerb.
Martins Magic-Medinah-Moment
Zweiter deutscher Name, der in den Ryder-Cup-Annalen auftaucht, ist Martin Kaymer. Auch er hatte seinen ganz speziellen Moment beim Event: 30. September 2012, Medinah Country Club in Illinois/USA, Traumwetter, die Abendsonne warf Licht und Schatten auf die 18. Bahn. Kaymer, damals 27 Jahre alt, bestritt sein Einzel gegen den 18 Jahre älteren US-Routinier Steve Stricker. Und es sollte die Schlüsselpartie werden. Am letzten Loch hatte Kaymer den Putt zum Sieg für Europa – und diese Geschichte hatte ein Happyend.
Auf die Frage, ob er an Langers verpassten Puttvon 1991 gedacht habe, antwortete Kaymer interessanterweise mit „Ja!“. Trotzdem fühlte er sich nach eigener Aussage nicht nervös, da er gewusst habe, was zu tun sei. Nach einer genauen Sicht der Putt-Linie nahm Kaymer Maß und versenkte den Putt in die Mitte des Lochs. Die Folge war ein unbeschreiblicher Ausbruch der Emotionen von Fans, Spielern und vor allem Kaymer selbst. Es war der bis dato packendste Golf-Moment in der Karriere des Martin Kaymer.
Der Deutsche, der wie Langer zwei Major-Siege auf dem Konto hat, nahm an insgesamt vier Ryder-Cup-Events teil und hat durchaus eine positive Bilanz aufzuweisen: 2010, 2012 und 2014 jubelte er mit Team Europa jeweils über Siege. 2016 in Minnesota lief's deutlich weniger erfolgreich, als die USA mit 17:11 klar die Nase vorn hatten. In den Vierern blieb Kaymer dabei glücklos und ohne Punkt, in den Einzeln steuerte er immerhin noch einen knappen Sieg gegen Matt Kuchar bei. 2021 war Kaymer dann als Vize-Kapitän für Europa in Whistling Straits dabei. Er sollte der Mann für die gute Laune im Team sein. Die war den Gästen ordentlich vergangen, als sie mit 9:19 eine historische Niederlage erlitten hatten.
2025 also wieder kein deutscher Spieler beim Ryder Cup in New York. Wie 2023 in Italien. Die Turniere für die kommenden Jahre sind bereits an folgende Ausrichter vergeben: Ryder Cup 2027 – Adare Manor/Irland; 2029 – Hazeltine National GC/Minnesota, USA; 2031 - Camiral Golf & Wellness Resort, Girona, Spanien; Olympic Club Lake Course, San Franciso, USA. Für 2035 ist wieder Europa dran. Die Green Eagle Golf Courses in Winsen bei Hamburg haben ihren Hut in den Ring geworfen. Eine Vision. Und hoffentlich ist spätestens dann wieder ein Deutscher dabei.












