Vom Shank zum Regelverstoß: Zwei Fehler mit Folgen
44 Jahre. Seit 1998 ist er auf der Profi-Tour unterwegs. Man müsste meinen, Justin Rose verfüge über ausreichend Erfahrung und Routine, um keine leichtfertigen Fehler auf dem Platz zu begehen. Doch im Golf ist niemand vor Flüchtigkeitsfehlern gefeit. Auch der Engländer nicht. Wie viele seiner Kollegen nutzte Rose die Canadian Open in Toronto als Generalprobe für die anstehende US Open in Oakmont.
Gerne hätte der Goldmedaillengewinner von Rio 2016 vier Runden im TPC Toronto gespielt. Doch für ihn war bereits nach zwei Runden Schluss. Grund dafür war ein bitteres drittletztes Loch in seiner zweiten Runde, auf dem er einen Fehlschlag mit einem doppelten Regelverstoß folgen ließ.
Ball bewegt und nicht zurückgelegt
Es geschah auf Loch sieben, einem 201 Meter langen Par 3: Rose traf seinen Abschlag am Hosel seines Eisens und jagte den Ball rechts ins dichte Rough. Der erfahrene Ryder-Cup-Spieler durfte sich keinen Fehler mehr erlauben. Mit drei unter Par lag er genau auf der Cut-Linie. Umso bitterer, dass er vor der Ausführung seines zweiten Schlags dafür sorgte, dass sich sein Ball bewegte. Beim Entfernen eines losen hinderlichen Naturstoffs war Rose nicht vorsichtig genug.
Doch damit nicht genug: Er legte seinen Ball in der Folge nicht an seine ursprüngliche Stelle zurück und spielte ihn damit vom falschen Ort weiter. Für diese Aktion, die gegen Regel 15.1b verstieß, wurde die Grundstrafe verhängt, das heißt, es wurden zwei Strafschläge fällig.
Ohne die Strafschläge hätte Rose, der den Vorfall selbst meldete, das Par auf der Karte notieren dürfen. So wurde es jedoch das Doppel-Bogey, das ihn auf -1 zurückfallen ließ. Der Cut blieb bei −3, was diesen Vorfall auf der Sieben umso bitterer für Rose machte. Ein Shank, gefolgt von einer Bewegung seines Balls, ohne diesen zurückzulegen – selbst mit 44 Jahren und Jahrzehnten Tour-Erfahrung kann man beim Golf manchmal wie ein Anfänger aussehen.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
Ein Shank (oder auch „Socket“). Wem, mit Ausnahme der hier anwesenden Leser ist das noch nicht passiert?! Richtig, jeder kennt diesen nutzlosen Effekt beim Schlag, zumindest von seinen Mitspielern. Und vermutlich macht sich auch jeder anschließend Gedanken darüber. Angefangen damit, wie schlecht der Schlag war, wie der Ball nun liegen wird, ob er spielbar sein wird und ob man mit dem nächsten besonders gut geplanten Schlag wieder etwas von dem Fehlschlag ausgleichen kann. Der Kopf ist in diesem Moment also voll mit anderen Gedanken. Dann wird ein kleiner Ast weggeräumt und der Ball bewegt sich. Ach wie ärgerlich! Der Gedanke an ein Zurücklegen ist jedoch leider momentan durch die Erinnerung an den Shank und seine Folgen weitgehend blockiert. Jetzt nur gut aufpassen, damit der nächste Schlag gelingt. Und tatsächlich gelingt er. Aber war do noch was? Ach Du Schreck! Ich brauche einen Referee!
Der arme Referee kann nur noch ankommen, über den Fall staunen und dem Spieler bestätigen, dass dieser sich zwei Strafschläge notieren lassen muss.
Wenn er den Fall anschließend seinen Kollegen Clubhaus bei einer Tasse Kaffee berichtet, kann es gut sein, dass er sich aus Versehen Salz in den Kaffee streut, weil er von dem Fall des Spielers so fasziniert und abgelenkt ist. Irgendwann passiert so etwas Jedem.