Matsch am Ball. Und nun? | © 2023 Getty Images

Welche Regel hilft bei einem „Mud Ball“?

Bei der 107. PGA Championship war der „Mud Ball“ eines der Hauptthemen der ersten Tage. Scottie Scheffler und Xander Schauffele, zwei der drei besten Spieler, beschwerten sich über von Matsch bedeckte Bälle, die zu folgenschweren Fehlschlägen führten. Sie waren die Konsequenz des vom Regen aufgeweichten Platzes im Quail Hollow Club und trieben so manchen Top-Profi zur Verzweiflung. Selbst für die Besten der Welt ist ein verdreckter Ball manchmal nicht mehr zu kontrollieren. Der Matsch hat einen negativen Einfluss auf die Flugweite, die Präzision und somit auf die Ballkontrolle. In Schefflers Fall führte ein „Mud Ball“ auf Loch 16 zu einem Schlag ins Wasser und einem Doppel-Bogey.

 

Gleichzeitig gehören „Mud Balls” ebenso wie Divots und Mähkanten einfach zum Golf dazu. So frustrierend und behindernd sie auch sein können. Sie gibt es genauso lange wie den Golfsport selbst und sie sind meist an bzw. nach verregneten Tagen anzutreffen. Wenn selbst die Profis Probleme damit haben, wie soll es uns Amateuren dann erst mit den verdreckten Bällen ergehen? Als hätten wir nicht ohnehin schon genug damit zu tun, Flugkurve, Distanz und Richtung zu kontrollieren. Zumindest zwei Dinge lassen sich über „Mud Balls” sagen: Erstens bewegen sie sich oft in die entgegengesetzte Richtung zu der Seite, auf der sich der Schlamm befindet. Zweitens: Liegt der Schlamm oben auf dem Ball, entwickelt dieser mehr Spin – auf Kosten von Weite und Präzision. Ob einem das in der Praxis wirklich hilft? Fraglich.

Können Regeln helfen?

Sind wir armen Golfer diesen fiesen „Mud Balls” also schutzlos ausgeliefert? Bei der PGA Championship waren es die Profis tatsächlich. Beim Major der PGA of America entschied man sich nämlich dagegen, mit Besserlegen (Preferred Lies) zu spielen. „Die Spielflächen sind in hervorragendem Zustand und trocknen stündlich weiter ab“, hieß es in einer offiziellen Mitteilung. Was bei vielen Events der PGA Tour üblich ist – nämlich die Regel „aufheben, säubern und zurücklegen“ – kommt bei Majors nur äußerst selten vor. Das letzte Mal, dass bei einem Major mit Besserlegen gespielt wurde, war bei der PGA Championship 2016.

 

Ansonsten versucht man bei den Majors, teilweise krampfhaft, an der traditionellen Art des Golfspiels festzuhalten. Nämlich den Ball so zu spielen, wie er liegt.

 

Dabei kann die Musterplatzregel E-3 bei eben solchen Bedingungen wie bei der PGA Championship in Quail Hollow „Mud Balls“ eindämmen und teilweise verhindern. In der Regel heißt es: „Stören zeitweilige ungewöhnliche Verhältnisse ein faires Spiel, können die betroffenen Teile des Platzes als Boden in Ausbesserung erklärt werden. Jedoch können widrige Bedingungen wie heftiger Schneefall, Tauwetter, Dauerregen oder extreme Hitze den Platz gelegentlich beschädigen oder den Einsatz von schweren Mähern verhindern. Kommen solche Verhältnisse auf dem gesamten Platz vor, darf die Spielleitung eine Platzregel zum ‚Besserlegen‘ in Kraft setzen, um ein faires Spiel zu ermöglichen oder um ein oder alle Fairways zu schonen. Eine solche Platzregel sollte außer Kraft gesetzt werden, sobald die Bedingungen es zulassen.“

Scheffler, Schauffele und einige weitere Profis hatten sich für die Anwendung dieser Regel ausgesprochen. Im Amateurbereich ist es dagegen üblich, mit Besserlegen zu spielen, sobald es die Bedingungen erfordern. Wichtig ist, dass beim Besserlegen nur Bälle, die auf dem Fairway liegen, aufgehoben und gereinigt werden dürfen. „Mud Balls” im Rough oder Bunker müssen hingegen so gespielt werden, wie sie liegen. Hierzu heißt es: „Verursachen Bedingungen wie nasser Boden in Teilen des Platzes eventuell, dass Matsch dem Ball anhaftet, sollte die Spielleitung, statt eine Platzregel für Besserlegen zu nutzen, dem Spieler erlauben, den Ball zu markieren, aufzunehmen, zu reinigen und den Ball im Gelände zurückzulegen.“ In diesem Fall würde die Musterplatzregel E-2 greifen.

 

„Mud Balls” können also dank der Regeln zumindest zum Teil verhindert werden – sowohl bei den Profis als auch bei uns Amateuren. Dennoch treten sie an regnerischen Tagen immer wieder mal auf. Und seien wir mal ehrlich: Bei einer Freizeitrunde, bei der es um nichts als Spaß geht, sollte man sich in der Gruppe ohnehin darauf einigen können, dass der Matsch vom Ball entfernt werden darf. Am Ende des Tages bereitet uns das Golfspiel doch auch so schon genügend Probleme. Dann muss nicht auch noch der Matsch einen erschwerenden Teil beitragen.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Golf ist mühsam. Und wenn ein Spieler einen guten Schlag macht, erwartet er eine gute Lage. Aber warum? Wir spielen in der Natur, und genauso, wie ein Ball bei Trockenheit vom Fairway ins Rough verspringen kann, kann er einen Baum treffen und wieder aus dem Wald herauskommen oder auf dem Fairway Dreck oder Matsch aufsammeln, die dann am Ball haften. Die Natur ist unberechenbar. 

 

Was kann man tun?

 

a) Nichts. Die Spieler werden schlechte Lagen haben, obwohl der Ball auf dem Fairway liegt, aber es trifft jeden einmal, und deshalb ist der Effekt gleichmäßig. Zudem wird bei einem Amateur in vielen Fällen ein nicht völlig perfekter Schwung dazu führen, dass der Ball nicht so fliegt, wie er sollte. Ist also alles nicht so schlimm?

 

b) Es gibt die Möglichkeit, eine Platzregel einzuführen, die das Aufnehmen, Reinigen und Zurücklegen des Balls erlaubt. Das hört sich toll an, wenn man einen dreckigen Ball hat. Der Nachteil ist nur, dass aus einem Reflex heraus der Ball auch gereinigt wird, wenn er gar nicht dreckig ist. Das kostet Zeit und verlängert die Runde für alle Spieler erfahrungsgemäß um rund 20 Minuten. Ist das eine Lösung, wenn, man gleichzeitig über viel zu lange Rundenzeiten klagt? Am Ende regnet es noch, und die Spieler sind zusätzlich damit beschäftigt, ihre Schläger trocken zu halten, was noch einmal Zeit kostet.

 

c) Eine dritte Option wäre es, mit Besserlegen zu spielen, was den Spielern erlauben würde, den Ball in einer bestimmten Entfernung, nicht näher zum Loch, an eine andere Stelle zu legen. Von Greenkeepern wird dies kritisch betrachtet, da hierbei die guten Stellen des Rasens über Gebühr durch Schläge beschädigt werden.

 

Was also soll man tun, damit die Spieler, die Spielleitung, der Greeenkeeper und das Fernsehen (das Turnier soll ja in der vorgesehenen Sendezeit beendet sein) alle zufrieden sind? Die Antwort lautet leider, dass nie alle gleichzeitig zufrieden sein können, da die Interessen unterschiedlich sind. Ein vernünftiges Abwägen aller Interessen und zur Verfügung stehenden Optionen muss hier dafür sorgen, dass alle Möglichkeiten vorkommen. Dauernd die Augen vor schlechten Lagen zu verschließen, ist genauso wenig angebracht wie bei jedem kleinen Protest der Spieler sofort „Besserlegen“ einzuführen.

 

Das Thema bleibt also leider weiterhin ein Problem der örtlichen Spielleitung.

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