Sapper feiert Premierensieg
Halle/Westfalen – Noch nie hatte Annabelle Sapper vom Münchener GC bei einem so großen Turnier in Führung gelegen. Auf der anspruchsvollen Anlage des GC Teutoburger Wald, der sich als herausragender Gastgeber für die Athletinnen aus sieben Nationen präsentierte, war die 26-Jährige aus Bayern mit drei Schlägen Vorsprung in die vierte Wettkampfrunde der 83. Auflage des höchstrangigen Amateur-Turniers das Frauen in Deutschland gegangen.
Gemeinsam mit Sophie Böhlhoff vom GC St. Leon-Rot und Theresa de Bochdanovits startete die Münchenerin im Leaderflight. Alle Athletinnen hatten sich dick eingepackt, denn es war empfindlich kalt geworden. Nach den hochsommerlichen Temperaturen zu Beginn des Turniers, fühlte sich der Wind am Finaltag fast schon winterlich an. Immerhin blieb es trocken, so dass die Athletinnen insgesamt weitgehend optimale Bedingung für die vierte Wettkampfrunde vorfanden.
Die drei Schläge Vorsprung der Führenden wuchsen früh auf der Runde deutlich an. Nach fünf Löchern war die Niederländische Nationalspielerin Rosanne Boere mit fünf Zählern Rückstand die erste Verfolgerin. Sophie Böhlhoff hatte sich mit zwei frühen Bogeys auf den Löchern 2 und 3 schon fast jede Siegchance genommen, zumal die Führende in der Frühphase der Runde drei Birdies notierte und damit den Verfolgern klar machte, dass sie sich diesen Titel nicht mehr nehmen lassen wollte.
Auf den Löchern acht bis zehn schmolz die Führung dann aber doch etwas zusammen, weil die Münchenerin zwei Bogeys und einen „Double“ notierte. Stark darauf die Reaktion, denn es schlossen sich direkt wieder zwei Birdies an.
Letztlich reichten Annabelle Sapper Runden mit 75, 74, 70 und 73 Schlägen, um mit einem Gesamtscore von vier über Par den Sieg zu feiern.
Das Fazit der Siegerin fiel nach dem letzten Putt naturgemäß positiv aus: „Heute Nacht war mehr Aufregung da, als direkt vor der Runde. Ich habe einfach Schlag für Schlag gespielt. Ich hatte zwar eine Achterbahnfahrt mit Birdie, Bogey und dann wieder Bogey, wieder Birdie, aber es hat einfach Spaß gemacht. Ich hatte einen super netten Flight und so war es gefühlt wie bei jeder anderen Runde auch. Ich habe versucht, gar nicht auf die Scores zu schauen, sondern einfach nur mein Spiel zu spielen. Klar habe ich gesehen, dass ich schon vorne bin, aber ich wusste nicht, wie die anderen Flights spielen. Von daher habe ich mich am Ende sehr gefreut.“
Der Platz forderte auch der Siegerin alles ab: „Man muss hier super taktisch spielen. Fehler werden nicht verziehen. Man muss die Schläge nehmen, wie sie kommen und muss sehr geduldig sein. Irgendwann kommen dann auch die Chancen.“
Zwei und nochmal zwei
Rosanne Boere sicherte sich mit 72, 77, 74 und 71 Schlägen den zweiten Platz. Die Niederländische Nationalspielerin, die 2024 bei der Team-Weltmeisterschaft in Abu Dhabi zum Team NL gehörte, hatte sich früh mit zwei Birdies nach vorne gespielt, kassierte zwischendrin aber auch zwei Bogeys und sicherte sich erst auf dem 18. Grün den Tagesbestscore mit ihrem dritten Birdie.
National hat Boere schon einen großen Titel gewonnen. Bei internationalen Auftritten ist dieser zweite Platz der bislang größte Erfolg der 20-Jährigen vom GC Kleinburg, der am Rande des Rotterdamer Hafens liegt.
Mit gesamt acht über Par, also weiteren zwei Schlägen mehr in den Büchern, durfte Emily Krause sich über die Bronzemedaille freuen. Die Spielerin vom Wannsee, die etliche Jahre im Junior Team Germany gefördert wurde, brachte Runden mit 71, 76, 77 und 72 Schlägen ins Recording.
Inzwischen studiert Krause auf Lehramt und hat Golf als größtes Hobby, hat aber gerade deshalb soviel Spaß daran: „Der Erfolg bedeutet mir super viel, gerade am Anfang der Saison, mit so einem guten Ergebnis zu starten. Der Hobbygedanke hilft mir total, entspannt ins Turnier zu kommen, mir nicht zu sehr Druck zu machen und eben dann auch eine gute Finalrunde zu spielen. Das habe ich heute gemacht und bin damit super glücklich. Wir haben unser Mannschaftstraining und darüberhinaus bin ich in jeder freien Minute irgendwie auf dem Golfplatz und versuche, besser zu werden. Gerade die Balance zwischen dem Studium und dem Golf zu finden, ist sehr hilfreich.“
Während der Runde war für die Berlinerin die Spannung greifbar: „Die Aufholjagd war heute sehr aufregend. Ich hatte tatsächlich die ganze Zeit so einen Bauchkribbeln. Ab Loch 14 habe ich, ohne dass ich überhaupt geschaut habe, gespürt, wie es steht und dass jetzt jeder Schlag wichtig sein würde. Ich bin total glücklich, wie es jetzt am Ende funktioniert hat. Gerade die letzten Löcher waren wirklich sehr solide gespielt.“
Kurz vor dem Start in die neue Saison der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf war das gute Abschneiden der Berliner Spielerinnen insgesamt auch ein Fingerzeig darauf, dass Wannsee sich wieder einiges vorgenommen hat: „Wir wollten dieses Turnier als Vorbereitung auf die DGL nutzen. Wenn man diesen Platz hier gespielt hat, kommt uns nächste Woche Falkenstein wohl relativ breit vor. Wir sind super gut vorbereitet und haben in dieser Saison Großes vor!“
Tiefste und höchste Zahl
Der Ligakurs des GC Teutoburger Wald wurde erstmals in der Konstellation mit 5.665 Meter als Par 72 gespielt. Logisch, dass es am ersten Wettkampftag hierfür einen ersten Platzrekord geben musste. Dieser durften sich Emily Krause und Victoria Schuldt (Falkenstein) auf die Fahne schreiben, die beide mit 71 Schlägen die Führung teilten.
Am zweiten und dritten Wettkampftag wurde dieser erste Platzrekord jeweils von Spielerinnen unterboten, die in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf für den Münchener GC spielen. Zunächst war es Charlotte Eichhorn, ehe Annabelle Sapper nachzog und eine 70 (-2) in die Wertung brachte.
Am Finaltag war wieder die 71 der niedrigste Score des Tages. Dreimal tauchte diese Zahl im Scoring auf: Rosanne Boere aus den Niederlanden, Annika Kohoutek aus der Tschechischen Republik und Alena Oppenheimer vom Stuttgarter GC Solitude kletterten im Klassement damit jeweils noch nach oben. Die 17-Jährige vom Albatross GR bei Prag sicherte sich mit ihrer besten Turnierrunde noch den sechsten Platz, während Oppenheimer den Sprung in die Top Ten schaffte.
Nachdem Alena Oppenheimer zuvor 75, 82 und 75 Schläge gebraucht hatte, war die Erleichterung nach der 71 spürbar: „Heute sind die Putts endlich gefallen. Ich habe mir auch die letzten Tage über schon einige gute Birdie Chancen erarbeitet, die ich leider nicht konvertieren konnte. Heute dagegen schon. Das hilft dann natürlich, etwas entspannter über den Platz zu gehen. Den Platz fand ich echt tricky. Vom Tee gibt es oft nur sehr kleine Landezonen und auch die Grüns sind nicht besonders groß. Ich bevorzuge Plätze, auf denen ich meine Länge ausspielen kann. Heute habe ich einen ganz guten Weg gefunden, hier zu scoren. Das war ein versöhnlicher Abschluss.“
Hoch und jung
Nicht nur die niedrigste Runde dieser internationalen Meisterschaft wurde von zwei Münchenerinnen gespielt, auch die höchste Runde brachte kurioser Weise eine Münchenerin ins Recording. Amelie Vaubel vom GC München Eichenried brauchte zum Auftakt 98 Schläge.
Die mit 14 Jahren jüngste Teilnehmerin hielt sich wacker. Carlotta Müller vom GC Hamburg-Walddörfer belegte nach Runden mit 80, 79, 82 und 86 Schlägen einen beachtlichen 44. Platz.