Nicklaus über Erwartungsdruck: „Spielt Golf nur, wenn ihr es wirklich wollt.“
Im Sport ist es kein neues Phänomen: Kinder von Superstars stehen oft im Schatten ihrer berühmten Eltern – verbunden mit vielen Privilegien, aber auch mit Belastungen. Beispiele gibt es viele: Mick Schumacher zum Beispiel, der es zwar als Rennfahrer in die Formel 1 schaffte, aber gemessen an den Erfolgen seines Vaters Michael Schumacher keine bedeutende Rolle im Motorsport spielt. Ähnlich wie American-Football-Spieler Shedeur Sanders, Sohn von Deion Sanders, oder Basketballer Bronny James, Sohn von Superstar LeBron James. Tennisprofi Sebastian Korda gilt zwar noch immer als potenzieller Kandidat für den Durchbruch in die Weltspitze, die Erfolge seines Vaters Petr Korda, der Nummer zwei der ATP-Weltrangliste war und bei den Australian Open triumphierte, scheinen für den Sohn jedoch aktuell kaum erreichbar zu sein. Und im Golf? Da sind die Geschichten von Charlie Woods oder Gary Nicklaus die besten Beispiele. Letzterer, Sohn von Jack Nicklaus, bekam die Kehrseite der Berühmtheit früh zu spüren.
Auf dem Cover der Sports Illustrated
Bereits mit 16 Jahren wurde Gary Nicklaus von der US-Zeitschrift Sports Illustrated zum „Next Nicklaus“ erklärt – samt Coverbild. Vater Jack erinnerte sich kürzlich im Gespräch mit der Associated Press vor dem Memorial Tournament: „Sports Illustrated sagte, sie wollten eine Geschichte machen. Wir sagten: ‚Kein Cover, nichts dergleichen.‘ Und sie haben ihn trotzdem aufs Cover gesetzt. Das war nicht nett, was sie da gemacht haben. Es hat ihn aus dem Golf rausgetrieben.“
Gary Nicklaus' Flucht vor der Presse
Gary Nicklaus beendete seine Karriere zwar nicht sofort, doch die hohen Erwartungen lasteten schwer auf ihm. Er spielte College-Golf in Ohio, gewann dort einen Titel, sicherte sich eine Spielberechtigung für die European Tour und schaffte schließlich 1999 über die Qualifying School den Sprung auf die PGA Tour – als erster Sohn von Jack Nicklaus. Doch der Druck war enorm. „Gary ist nach der 18 immer direkt ins Auto gerannt, um zwei Jahre lang nicht mit der Presse sprechen zu müssen“, erzählt der Vater.
Jack Nicklaus: „Meine Kinder haben gespielt, weil sie spielen wollten"
Nach wenigen Jahren auf der Tour und mäßigen Ergebnissen zog sich Gary zurück und arbeitete im Familienunternehmen mit. Sein Vater betont heute, dass er nie Druck auf seine Kinder ausgeübt habe: „Meine Kinder haben gespielt, weil sie spielen wollten – nicht, weil ich das wollte. Das war bei uns die Regel: Spiel nur Golf, weil du es willst, nicht meinetwegen.“
Der richtige Umgang mit medialer Aufmerksamkeit
Diese Haltung teilt auch Tiger Woods, wenn er über seinen Sohn Charlie spricht. Bei der PNC Championship 2024 sagte der 15-malige Major-Champion: „Ich erinnere ihn immer wieder daran: Sei du selbst. Charlie ist Charlie. Ja, er ist mein Sohn und trägt meinen Namen. Aber ich will, dass er seinen eigenen Weg geht, seine eigene Geschichte schreibt. Angesichts der medialen Aufmerksamkeit, die auf seinem Sohn lastet, macht sich auch Woods Gedanken über den richtigen Umgang damit: „Heutzutage ist jeder durch sein Handy ein Medium. Alles wird gefilmt, jeder beobachtet dich. Das ist die Welt, in der Charlie sich zurechtfinden muss. Ich versuche, der bestmögliche Vater zu sein. Am Ende des Tages will ich nur, dass er sein eigenes Leben lebt.“
Nicklaus: „Es ist noch schwieriger als früher"
Auch Jack Nicklaus blickt mit gemischten Gefühlen auf die medialen Entwicklungen durch die sich immer schneller wandelnde digitale Welt. „Es ist noch schwieriger als früher. Charlie ist ein guter Spieler mit einem tollen Schwung. Aber will er wirklich seinem Vater folgen? Weiß er überhaupt, was da alles auf ihn zukommt?“ Wenn es zwei Menschen aus der Golfszene beurteilen können, dann Nicklaus und Woods ...