Am Gipfel der Träume: Rory McIlroy, Masters-Champion 2025. | © Andrew Redington/Getty Images

McIlroys Triumph-Geheimnis: Mentalcoach verrät den Masterplan

Es wurde viel diskutiert in den vergangenen Tagen über den epischen Triumph von Rory McIlroy am letzten Wochenende in Augusta. Eine Frage, die viele verwundert: Warum sprach der Nordire auf der letzten Runde kein Wort mit Bryson DeChambeau? Ein sportpolitisches Statement aufgrund der anhaltenden Differenzen zwischen der PGA Tour und LIV Golf? Persönliche Differenzen nach dem dramatischen Finale bei der US Open 2024? Eher nicht. Es gab andere Gründe, wie nun sein Sportpsychologe und Mentalcoach Bob Rotella im BBC Radio 4 verriet. Dazu gleich mehr. 

Zweifel an der inneren Stärke

Zur ganzen Geschichte gehört wie immer auch die Vorgeschichte. McIlroy zählte in Augusta zum engen Favoritenkreis, natürlich, weil sein Name immer genannt wird, wenn es darum geht, wer für einen großen Titel in Frage kommt. Aber die leisen Zweifel daran, ob er im Kopf stark genug sein würde, um seine Karriere endlich mit diesem letzten noch fehlenden Puzzlestück zu komplettieren, waren nicht zu überhören. Jeder hatte sie – Experten, Spieler und wahrscheinlich, in schwachen Momenten, auch der Nordire selbst. Zu präsent waren die Szenen aus Pinehurst im vergangenen Jahr, als Bryson DeChambeau ihm den ersten Majorsieg nach zehn Jahren auf den letzten Metern doch noch entriss.  

Funkstille auf der Runde

Diesmal, ausgerechnet in Augusta, sollte die Revanche gelingen – auch, weil sich McIlroy für Funkstille auf der finalen Runde entschied. Bryson DeChambeau schien sich darüber zu wundern. „Er hat überhaupt nicht mit mir gesprochen", gab der Amerikaner zu Protokoll. „Das hatte nichts mit Bryson zu tun“, erzählt nun Mentalcoach Rotella. „Das war einfach der Spielplan für die ganze Woche und wir wollten uns voll darauf einlassen. Wir wollten nicht darauf achten, wie die anderen scoren, schwingen oder wie weit sie schlagen – wir wollten nur, dass Rory sein Spiel spielt.“ Und weiter: „Entscheidend ist: Wenn du überzeugt bist, dass du gewinnen kannst, dann zieh einfach dein Spiel durch. Und wenn du dabei nur annähernd dein wahres Niveau abrufst, wirst du am Ende ganz vorne landen.“ 

Als Finau Woods in ein Gespräch verwickeln wollte

Es ist nicht neu, dass Konkurrenten auf der Runde nicht miteinander plaudern. Man erinnert sich an das Masters 2019, als Tony Finau versuchte am siebten Loch des Finaltags Tiger Woods in ein Gespräch zu verwickeln – ohne Erfolg. „Tiger und ich gingen nebeneinander vom Abschlag und es war irgendwie peinlich“, erinnert sich Finau. „Ich habe mich gefragt: Warum spricht er nicht mit mir? Vielleicht sollte ich etwas zu ihm sagen. Also sagte ich: 'Hey Tiger, wie geht es den Kindern? Und er antwortete: 'Oh, es geht ihnen gut.' Er schaute dabei wie im Tunnel das Fairway hinunter und ging einfach weiter.“ Beide redeten erst bei der Siegerehrung wieder miteinander, als Woods ins grüne Jackett schlüpfte. 

Mentalcoach glaubt an weitere McIlroy-Siege

Das hat nun auch McIlroy zum ersten Mal tragen dürfen. „Ich war heute Morgen unglaublich nervös“, gestand er im Anschluss an seinen Triumph. „Aber ich konnte mich erholen und die Stärke zeigen, von der ich so oft gesprochen habe. Es war eine schwere Last, die ich zu tragen hatte und zum Glück bin ich sie jetzt los, was mich entlastet und mir die Gewissheit gibt, dass ich jedes Jahr hierher zurückkommen darf, was sehr schön ist."

Rotella traut seinem Schützling weitere Majorsiege zu – nach dem Sieg in Augusta erst recht. „Ich vermute, dass er noch einige weitere Turniere gewinnen wird“, sagt er. Auch andere Experten setzen auf weitere Siege von McIlroy. „Es ist eine kühne Behauptung, aber wenn ich mir die Austragungsorte der Majors in diesem Jahr anschaue, könnte ich mir vorstellen, dass er noch ein weiteres gewinnen wird“, sagt Sportpsychologe Gareth Shaw in einem Gespräch mit dem US-Portal Golf Monthly. Klar ist: Der große mentale Druck ist seit letztem Sonntag entwichen. 

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