„Wo zum Teufel bin ich?“ – Hull erklärt ihren Zusammenbruch
Es sind zwei Wochen vergangen, seit dem dramatischen Zusammenbruch von Charley Hull in der ersten Runde der Amundi Evian Championship in Frankreich. Vollständig erholt hat sich die Weltranglisten-19. davon allerdings noch nicht. „Ich fühle mich immer noch nicht hundertprozentig fit. Eher so bei 80 Prozent“, sagt Hull am Rande der Vorbereitungen auf die ISPS HANDA Women’s Scottish Open. „Ich habe gestern ein paar Löcher geputtet, aber ich war einfach zu müde. Diese Woche werde ich mir Zeit lassen. Wahrscheinlich werde ich nicht wie sonst 30 Meter vor allen herlaufen – eher 30 Meter hinterher. Aber ich werde es schon schaffen.“ Und weiter: „Ich war jetzt zwei Wochen nicht im Fitnessstudio und werde auch die nächsten zwei Wochen nicht hingehen. Mein Immunsystem muss erstmal wieder in die Spur kommen.“
Wie Hull ihren Kollaps erlebte
Rückblick: Es sind gerade einmal die ersten zwölf Löcher der Amundi Evian Championship gespielt, als Hull unter medizinischer Betreuung vom Platz gebracht werden muss. Den genauen Ablauf schildert Hull nun selbst: „Am Montag ging es mir schon richtig schlecht. Ich musste den ganzen Tag erbrechen, weil ich direkt nach dem Turnier in Irland nach Hause geflogen war. Am Dienstag war ich immer noch nicht fit. Ich hatte eine Proberunde gespielt, war völlig erschöpft, mir taten alle Knochen weh, und ich hatte hohes Fieber.“
Seh- und Hörvermögen setzten aus
Am Mittwoch startete sie trotz allem beim Pro-Am-Turnier. „Ich habe mich da durchgekämpft, weil ich mein Team nicht hängen lassen wollte. Aber meine Gelenke und Knochen schmerzten weiterhin.“ Hull erklärt, dass sie unter einem „sehr heftigen Virus“ litt, der ihr massiv zusetzte. „Am nächsten Morgen wachte ich auf, mir war schwindelig, ich hatte kalten Schweiß, keine Energie. Trotzdem spielte ich zwölf Löcher – und sogar ziemlich gutes Golf.“ Dann allerdings verlor sie zunehmend Kontrolle über die Situation. „An meinem 12. Loch (Loch 3 des Kurses) wurde mir extrem schwindelig. Ich stand im Bunker, sollte einen Fairwayschlag machen, musste mich hinsetzen, weil mein Seh- und Hörvermögen aussetzten. Ich weiß nicht, ob jemand schon mal ohnmächtig war, aber zuerst geht das Sehen, dann das Hören, alles wird dumpf.“
Fast ein Birdie nach der Ohnmacht
Hull weiter: „Ich setzte mich kurz, stand auf, schlug den Ball – fast ein Birdie. Beim nächsten Abschlag rief ich die Sanitäter. Doch noch bevor ich schlagen konnte, wurde mir wieder schwarz vor Augen. Meine Knie gaben nach, ich sackte zusammen, wurde ohnmächtig. Dann stand ich wieder auf – und schlug den Drive.“ Aufgeben wollte sie noch immer nicht. „Ich dachte: Noch sechs Löcher. Ein paar Birdie-Chancen. Bring’s einfach zu Ende, dann stehst du bei minus drei oder minus vier, alles gut. Ich ging 20 Meter vom Abschlag weg – und dann erinnere ich mich an nichts mehr.“
Die Ursache für den Zusammenbruch
Ihr Caddie erzählte später, dass ihre Augen nach hinten wegrollten und sie über eine Minute bewusstloswar. „Der Sicherheitsmann und der Sanitäter haben mich zum Glück aufgefangen, bevor ich mit dem Kopf auf eine Betonplatte gefallen wäre.“ Hull schildert: „Jedes Mal, wenn ich aufstand, wurde ich wieder ohnmächtig. Deshalb musste ich mit der Trage runter – was mir ziemlich peinlich war, aber was soll’s. Ich bekam einen Tropf. Mein Blutdruck lag bei 80/50, mein Blutzucker bei 0,4. Ich hatte einfach einen richtig fiesen Virus.“
„Es war seltsam und beängstigend"
Die Erinnerungen beschreibt Hull als besorgniserregend. „Es war seltsam – aber ehrlich gesagt auch ziemlich beängstigend. Als ich aus der Ohnmacht aufwachte, fühlte es sich an, als käme ich aus einem tiefen, schönen Schlaf. Ich dachte: ‚Oh, das fühlt sich gut an.‘ Dann sah ich Vögel über mir und etwa 15 Leute um mich herum und fragte mich: ‚Wo zum Teufel bin ich?‘ Oh, Entschuldigung fürs Fluchen. Aber genau das dachte ich.“
Während Hull weiter an ihrer Genesung arbeitet, richtet sich der Blick bereits auf das nächste große Ziel: die AIG Women’s Open in Royal Porthcawl in der kommenden Woche. Ob Hull dort wieder bei vollen Kräften ist, wird sich zeigen.









