Tim Wiedemeyer vom GC St. Leon-Rot | © Alex Burstow/R&A/R&A via Getty Images

Wiedemeyer und Schiergen steigen auf

Sandwich/England – Die 130. R&A Amateur Championship hat nun so richtig begonnen. Im Matchplay gehen die Emotionen oft hoch und für Zuschauer und Athleten ist die Spannung teils kaum auszuhalten.
Das Wetter ist untypisch sommerlich und der Wind ist bislang sehr zurückhaltend. Daher spielt sich der Links-Course am Ufer der Nordsee etwas leichter, der bei starkem Wind schon mal zum echten Monster wird.

Laurenz Schiergen

Laurenz Schiergen vom GC Hösel setzte sich gegen den Niederländer Benjamin Reuter mit 1 auf durch.
Das Match war insgesamt sehr ausgeglichen. Schiergen ging an Loch 3 in Führung, der Niederländer glich auf Loch 5 schon wieder aus. Dann ging es bis zu der 10 all square, wobei der Rheinländer auf den Grüns 8 und 9 jeweils längere Putts zum Par lochte und dadurch das Momentum auf seiner Seite behielt.
„Ich habe allgemein heute gut geputtet, was mich immer gut im Match gehalten hat“, so Schiergen.
Auf Loch 11 ging Reuter in Führung, aber der Höseler, der schon zweimal den fünften Platz erspielt hat, glich auf der 13 aus und ging seinerseits auf der 14 wieder in Front. Nach dem dritten Lochgewinn in Folge erhöhte Schiergen sogar auf 2 auf. Reuter holte sich die 17, aber nervenstark rettete der Deutsche den knappen Vorsprung ins Ziel.
„Ich bin eigentlich zufrieden, wie ich heute gespielt habe. Das war vielleicht sogar einen Ticken besser als die letzten zwei Tage und das Spiel hat sich zudem die letzten zwei Tage gut entwickelt. Jetzt freue ich mich auf das nächste Match und hoffe, da anknüpfen zu können, wo ich heute aufgehört habe“, blickt Schiergen zuversichtlich auf sein Match am Donnerstag, in dem es ab 8.33 Uhr Ortszeit gegen den Finnen Veikka Viskari gehen wird. Der Deutsche gehört zu den sehr erfahrenen Athleten und erkennt daher auch, wie sich der Platz entwickelt. Wegen der sommerlichen Hitze ist alles sehr trocken. Die Grüns werden von Tag zu Tag härter. Dadurch wird es auch schwierig, die Fahnen anzuspielen. Aus den Roughs muss man sehr strategisch spielen und sich in gute Positionen bringen, um zumindest sein Par zu machen, wenn man das Fairway verfehlt.

Tim Wiedemeyer

Tim Wiedemeyer behielt gegen Max Schliesing mit 2 auf die Oberhand. Das Duell gegen den Schweizer war lange Zeit ein sehr enges Match, weil dieser so gut wie keinen Fehler gemacht hat. Das Niveau dieses Matches wird klar, wenn man sich vor Augen führt, dass auf dem ersten Par 5 ein Eagle nicht ausreichte, um das Loch zu gewinnen. Beide Kontrahenten lagen deutlich unter Par, aber dennoch lag Schliesing nach zwölf Löchern 2 auf in Front. Unter Druck funktioniert Tim Wiedemeyer aber oft am besten, und so zündete der Bayer, der in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf für den GC St. Leon-Rot spielt, den Nachbrenner. Auf Loch 13 ging der Schlag ins Grün auf 40 Zentimeter an den Stock. Geschenkt zum 1 down aus Sicht des Bundesadlers. Das Momentum war nun ganz bei der Nummer 68 des World Amateur Golf Rankings. Wiedemeyer holte sich noch die Löcher 15, 16 und 18 zum 2-auf-Sieg.
In der Runde der besten 32 tritt der Bayer ab 9.00 Uhr auf den Isländer Tomas Hjaltested.

Thomas Schmidt

Die übrigen drei Deutschen beenden das Turnier auf dem geteilten 33. Platz.
Thomas Schmidt, der in der Zählspielqualifikation das beste deutsche Ergebnis abgeliefert hatte, lieferte sich gegen Milan Reed ein faszinierendes Match. Der Engländer spielt in den USA ebenfalls für das Team der Arkansas State University. Beide Kontrahenten kennen sich also bestens.
Schmidt kam gut ins Match und ging direkt in Front, leistete sich auf Grün 4 allerdings einen Dreiputt. Diese Einladung nahm Reed dankend zum Ausgleich an.
Der Rheinländer reagierte aber prompt und holte sich die Führung wieder zurück, als der Brite seinen Teeshot nicht auf das Fairway brachte. Mit einem Birdie auf Loch 6 erhöhte der Deutsche seine Führung, gab auf dem folgenden Par 5 mit einem Par aber wieder ein Loch her. Nun war der Brite wieder an der Reihe, schon auf der 8 durch solides Spiel auszugleichen.
Auf der Back Nine ging dieses Kopf-an-Kopf-Rennen weiter.
Milan Reed versenkte auf dem 10. Grün einen langen Putt zum Birdie und verteidigte seine neuerliche Führung auf den nächsten Löchern. Auf Bahn 14 versenkte Schmidt zwar einen Ball im Wasser, glich diesen Patzer aber mit einem ganz starken Eisen und zwei guten Putts wieder aus, sodass der Rückstand nicht größer wurde.
An der 16 wurde Reed einer der typischen Topfbunker zum Verhängnis. Schmidt hatte sehr solide seinen Abschlag auf weniger als vier Meter an die Fahne gesetzt und glich völlig verdient aus.
An der 18 zeigte Schmidt, dass er mit ungewöhnlichen Situationen umgehen kann. Nach verzogenem Abschlag und einem Flieger über das Grün hinaus lag der Ball auf einem Weg. Nach gutem Drop zauberte der Deutsche mit einem Bump and Run zum Up and Down ein Par auf das Grün. Reed schob seinen Putt zum Sieg aus fünf Metern vorbei, sodass dieses Match in die Verlängerung ging.
Auf dem ersten Extraloch sah es erst für Schmidt gut aus, denn Reeds Ball vom Tee ging ins rechte Rough, während der Höseler cool das Fairway genau teilte.
Reeds Schlag ins Grün war gut getroffen, aber erst auf dem Grün sahen die Athleten, dass dieser direkt zum Eagle ins Loch gegangen war. Beeindruckender kann man ein Match kaum beenden.

Tom Haberer

Tom Haberer, der am zweiten Wettkampftag mit einer 63 den tiefsten Score aller 288 an beiden Tagen gespielt hatte, schied gegen Billy Dowling aus Australien mit 2&1 aus.
Clubkamerad Richard Saunders war bei Tom Haberer am Bag. „Das war auf jeden Fall echt cool, noch einen Teammate an der Tasche zu haben“, freute sich der Hubbelrather über diesen Support.
Trotz guten Starts konnte Haberer nicht früh in Führung gehen. Ein unglücklich verschobener Putt und ein nur mit Bogey geteiltes Loch ließen das all square stehen, anstatt mit 2 auf für den Bundesadler weiterzugehen. Mit einem Bogey auf Loch 6 geriet Haberer dann tatsächlich in Rückstand, und obwohl er Birdie-Par nachlegte, lag der Australier plötzlich 2 auf.
„Ich habe mich aber immer noch solide gefühlt und habe an Loch 9 mit dem Birdie reagiert. Das war auf jeden Fall sehr wichtig für mein Selbstbewusstsein und auch für den Verlauf des Matches“, so Tom Haberer.
Dennoch ging Loch 11 wieder an Dowling, und auf Grün 13 hätte der Australier fast auf 3 auf erhöht. Im Stile eines Großen hielt sich Haberer aber mit einem langen Putt zu Par im Rennen.
Auf der 14 gelang dem Hubbelrather ein Birdie, mit dem er wieder verhinderte, dass der Rückstand anwuchs. Der Putt aus fünf Metern auf Grün 16, der hätte fallen müssen, um zu verkürzen, fiel nicht. Das Par auf Loch 17 reichte dem Australier, um den Deckel draufzumachen.
„Ich habe solide gespielt, hatte aber nicht mein erstklassiges Spiel dabei. Daher habe ich meistens Par gemacht. Billy hat einfach keine Fehler gemacht. Da ich am Anfang meine Chancen nicht genutzt habe, sind mir am Ende die Löcher ausgegangen. An sich bin ich mit der Woche doch zufrieden. Es gibt wieder viele positive Sachen, die ich daraus nehmen kann. Besonders die gestrige Runde hat mir gezeigt, was ich draufhabe, auch wenn es alles noch ein bisschen inkonstant ist. Ich versuche jetzt einfach, dieses Momentum, besonders aus der gestrigen Runde und aus ein paar guten Sachen heute mitzunehmen und dann in Schweden bei der Einzel-Europameisterschaft wieder Gas zu geben“, ist das Fazit des Spielers aus dem Junior Team Germany insgesamt positiv.

Emil Riegger

Emil Riegger, der bei diesem Turnier unter der US-Flagge spielt, aber auch den deutschen Pass hat und für den GC Hubbelrath in der Deutschen Golf Liga spielt, unterlag dem Engländer Eliot Baker mit 4&3.
 

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