Emil Riegger tritt zwar unter US-Fahne an, aber der Hubbelrather ist auf Rang sechs bester Deutscher der Zählspielqualifikation | © DGV

Fünf Deutsche im Cut

Sandwich/England – Der härteste Cut im europäischen Turniergolf ist gemacht. Bei der 130. Amateur Championship haben alle 288 Athleten ihre beiden Zählspielrunden absolviert.
Die deutsche Bilanz fällt durchwachsen aus, auch wenn es mit wenig Wind und viel Sonne für englische Küstenverhältnisse geradezu liebliches Wetter war. Fünf der 14 Deutschen dürfen im Matchplay weiter vom ganz großen Titel träumen.
Zum zweiten Mal in Folge hat der Schotte Connor Graham die Zählspielqualifikation gewonnen. 2024 war für Graham in der zweiten Matchplay-Runde das Turnier beendet, als Laurenz Schiergen ihn mit 3&2 besiegte.

Runde des Tages

Nach der ersten Runde hatte Tom Haberer noch auf Rang 239 gestanden. Der Weg zum Cut war weit. Aber Haberer ist eine echte Kämpfernatur und legte am zweiten Wettkampftag die Runde des Tages vor. Nach verhaltenem Start auf den ehrfurchtseinflößenden Course des Royal St. George’s GC am Ufer der Nordsee, als der Hubbelrather nach einem frühen Birdie auf Loch 4 ein Bogey notieren musste, zündete anschließend der Turbo. Von da an blieb die Scorekarte blitzsauber und der Athlet des Junior Team Germany schraubte nach und nach seinen Score tiefer und tiefer. Nach Birdie und Eagle auf der Front Nine folgte eine fast perfekte Back Nine, als der aus Niedersachsen stammende Modell-Athlet vier Birdies innerhalb von fünf Bahnen unterbrachte. Am Ende stand eine fabelhafte 63, sieben unter Par. Damit verbesserte der 20-Jährige, der im GC Bad Salzdetfurth mit dem Golfspiel begonnen hatte, seinen Gesamtscore der Zählspielqualifikation auf zwei unter Par und kletterte im Klassement um 191 Plätze souverän noch in den Cut.
„Das war auf jeden Fall heute ein geiler Tag. Was heute so anders war, kann ich gar nicht sagen. Ich habe den Championship-Kurs gespielt, der theoretisch schwieriger ist. Ich bin einfach ohne große Erwartung rausgegangen, hatte einen guten Start und habe direkt ein gutes Birdie gemacht. Der Putter war von Anfang an da, hat sich ganz gut angefühlt. Nach dem Eagle und den Birdies habe ich eigentlich sehr solide und relativ fehlerfrei gespielt, dabei viele Grüns getroffen. Dazu habe ich noch den einen oder anderen Putt gemacht, wenig Fehler gehabt und auch auf den letzten Löchern mit dem Gegenwind sogar noch eins unter Par gespielt. Das ist schon sehr gut. Jetzt freue ich mich auf die Matchplays“, war Haberer sehr aufgeräumt, nachdem er den besten Score aller 288 Athleten in die Wertung gebracht hatte.

Schmidt klettert

Thomas Schmidt, der am ersten Wettkampftag als bester Athlet unter deutscher Fahne überzeugend abgeliefert hatte und auf Royal St. George’s fast fehlerfrei eine 67 (-3) in die Bücher brachte, legte am zweiten Tag beeindruckend nach. Auf dem Platz des Royal Cinque Ports, der ebenso anspruchsvoll ist und ebenso dicht am Ufer der Nordsee liegt wie der namhafte Nachbar, bei dem immer wieder The Open ausgetragen wird, brachte der Athlet des GC Hösel wieder Birdie auf Birdie unter und lag nach elf Löchern schon wieder bei vier unter Par.
„Natürlich ist Linksgolf immer anders als in Deutschland. Es wird schwerer, Birdies zu machen und Pars zu retten. Man darf zu keinem Zeitpunkt die Deckung runterlassen und muss ständig um sein Par kämpfen. Das hat am ersten Wettkampftag bei mir super funktioniert. Mit nur zwei Par 5 ergeben sich auf Royal St. George’s auch nicht viele Birdiechancen“, war Schmidt nach der Auftaktrunde schon sehr aufgeräumt.
„Auf Royal Cinque Ports gibt es mehr Chancen und dementsprechend hoffe ich, da ein paar Birdies mehr machen zu können und mir somit einen Platz fürs Matchplay sichern zu können“, war die zuversichtliche Ansage des Rheinländers, die er ganz cool auch in den Tag umsetzte. Der 67 vom ersten Tag ließ Schmidt eine 70 (-2) folgen und fand sich damit im Klassement der Zählspielqualifikation auf dem 12. Platz.

Wiedemeyer cool

Tim Wiedemeyer hatte schon am ersten Tag zwei unter Par gespielt und wiederholte diese Leistung auch am zweiten Tag, als er sich auf Royal Cinque Ports beweisen musste. Der Bayer, der in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf für den GC St. Leon-Rot spielt, brachte auf der Front Nine ein Birdie unter und kassierte erst ab Loch 12 sein erstes Bogey. Es sollte nicht nur das einzige Bogey des Tages sein, sondern auch noch der Weckruf, nochmal ein paar Kohlen nachzulegen. Wiedemeyer brachte so noch zwei Birdies in Folge auf den Löchern 16 und 17 auf seine Scorekarte und sicherte sich mit dem zweiten Tagesscore unter Par mehr als souverän auf Rang 21 die Qualifikation für die Matchplays.

Schiergen weiter im Rennen

Laurenz Schiergen, der schon zweimal bei diesem großen Turnier den fünften Platz erkämpft hat, darf sich auch 2025 wieder in den Matchplays beweisen. Der Rheinländer vom GC Hösel war nach der 69 (-1) mit fünf Birdies auf Royal St. George’s auch auf Royal Cinque Ports wieder auf Birdie-Jagd. An diesem sonnigen Tag mit wenig Wind durfte Schiergen satte sechs Birdies notieren. Dazu gesellten sich drei Bogeys und ein Doppelbogey, sodass wie am Vortag wieder ein Score unter Par stand. Mit gesamt „zwei unter“ geht Schiergen schlaggleich mit Tom Haberer von Rang 48 in die Runde der besten 64.

US-Flagge für Hubbelrather

Am ersten Wettkampftag tauchte ein Athlet mit Stars and Stripes im Leaderboard ganz oben auf. Emil Riegger hat sich vor allem durch starke Ergebnisse im College-Golf im World Amateur Golf Ranking bis auf Rang 89 nach vorne geschoben. Riegger hat deutsche Wurzeln und spielt aktuell auch für den GC Hubbelrath in der Deutschen Golf Liga. Ulrich Eckhardt, Bundestrainer Männer, war vom starken Auftritt Rieggers, der mit einer 64 zum Auftakt den tiefsten Score ins Recording gebracht hatte, sehr angetan: „Emil Riegger hat die deutsche und die amerikanische Staatsbürgerschaft. Aktuell steht er in der Top 100 der Welt und ist ein sehr interessanter Spieler!“ Am zweiten Tag reichte Riegger eine 72 (Even Par) ein und belegt damit als bester Deutscher vor den Matchplays einen starken sechsten Platz.
Alex Schmitt, der Riegger beim GC Hubbelrath als Coach betreut, hält viel von dem Athleten, der bisher in Deutschland kaum aufgefallen ist, weil sein Lebensmittelpunkt in den USA war: „Die gesamte Familie hat sich im April vergangenen Jahres einfach in Hubbelrath angemeldet. Ich habe auf das Handicap von minus 5 geguckt und bin natürlich hellhörig geworden. Jetzt ist er eigentlich schon seit letztem Jahr bei uns im Team, war letztes Jahr aber noch nicht spielberechtigt. Emil macht sich super auf dem College. Er ist ein super netter, ruhiger Typ, ganz angenehm im Team. Das war eine super Entdeckung für uns, auch wenn man in diesem Fall sagen muss, dass er uns gefunden hat.“


Ergebnis Zählspielqualifikation:
T6    Emil Riegger        -6
T12    Thomas Schmidt        -5
T21    Tim Wiedemeyer        -4
T48    Tom Haberer        -2
T48    Laurenz Schiergen     -2
T122    Finn Kölle            +2
T122    Wolfgang Glawe        +2
T155    Martin Gründemann    +4
T155    Cedric Otten        +4
T183    Nils-Levi Bock        +5
T183    Richard Saunders        +5
T183    Morris Schiefner        +5
T206    Frederik Eisenbeis    +6
283    Felix Haubenschild    +20
 

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