Von links: Elliott Simonsen aus Dänemark, Tjelle Rieger vom GC St. Leon-Rot und Richard Saunders vom GC Hubbelrath. | © DGV/Dillenburg

Saunders setzt deutsche Siegesserie fort

Das Finale der Bernhard Langer International Amateur Championship bot alle Zutaten für einen dramatischen Abschluss einer historischen Woche. Erstmals fand die IAM der Herren unter neuem Namen statt und vor der Finalrunde hatte alles auf einen deutschen Heimerfolg im Berliner G&CC Motzener See hingedeutet. Mit Nils-Levi Bock und Tjelle Rieger (beide vom GC St. Leon-Rot) sowie Marian Ludwig (vom GC Habsberg) lagen drei Deutsche auf den ersten drei Plätzen. Und tatsächlich durfte am Ende ein Deutscher den Pokal der IAM in die Höhe strecken. Dennoch kam alles anders als erwartet. Abgesehen vom Drama – das wurde den zahlreichen Zuschauern auf der Anlage geboten.

 

Die rein deutsche Finalgruppe ging letztlich jedoch leer aus. Bock kassierte auf der 18 ein kostbares Doppel-Bogey, Rieger notierte nach zwei Schlägen ins Wasser auf Loch 15 ein Quadruple-Bogey und auch der amtierende Deutsche Meister Ludwig erlaubte sich auf den Back Nine zu viele Fehler. Spieler, die vor der Finalrunde nicht mehr ernsthaft an ihre Titelchance geglaubt hatten, kamen dadurch in die Verlosung. Unter anderem Richard Saunders. Der 19-Jährige vom GC Hubbelrath hielt den widrigen, fast schon herbstlichen Bedingungen stand und kam mit einer 70 (-3) ins Clubhaus. Eine noch bessere Runde spielte nur der Däne Elliott Simonsen. Dessen 66 (-7) war die beste Tagesleistung der gesamten Woche und hievte den in Tennessee lebenden College-Golfer in die geteilte Führung mit Saunders bei -7.

Traumschlag im Playoff

Ein Play-off musste her. Das Drama erhielt also eine Zugabe. Es ging zurück auf die Neun, wo Simonsen seinen Abschlag nach links verzog und nur vorlegen konnte. Saunders hingegen traf mit einem Eisen das Fairway und verzückte anschließend die Fans rund um das neunte Grün mit einem traumhaften Annäherungsschlag. Er nagelte seinen Ball einen Meter an den Stock. Der Putt zum Birdie war dann nur noch Formsache, und damit stand Saunders als Gewinner der 84. IAM der Herren sowie der ersten Bernhard Langer International Amateur Championship fest. Gleichzeitig war er der vierte Deutsche in Folge, der das vom Deutschen Golf Verband (DGV) größte ausgetragene Event gewinnen konnte. „Das bedeutet mir unfassbar viel“, strahlte der Sieger im anschließenden Interview. „Es ist eine große Ehre, der erste Sieger der Bernhard Langer International Amateur Championship zu sein.“

 

Saunders war der einzige Spieler im Feld, der vier Runden unter Par spielte. „Ich habe heute gut gekämpft und nur ein Bogey gemacht. Es war sehr schwer und windig, aber ich habe viele Fairways getroffen und die wichtigen Putts versenkt. Das war der Schlüssel zum Erfolg.“ Kurz nach seinem Putt zum Sieg brach es emotional aus Saunders heraus. Der eben gekürte International Amateur Champion ging in die Knie und weinte. „Mein Ziel war es immer, ein großes internationales Turnier zu gewinnen. Da ist die ganze harte Arbeit und der Kampf aus mir herausgebrochen. Vor ein paar Jahren habe ich es nicht einmal in den Vorentscheid geschafft, und jetzt konnte ich das größte Amateur-Event in Deutschland gewinnen. Das bedeutet mir alles. Ich bin einfach unfassbar glücklich.“

Vom Teamkollegen unterstützt

Auf seinem Weg zum Triumph erhielt Saunders unter anderem Unterstützung von seinem Teamkollegen Cedric Otten aus Hubbelrath. Im Play-off sprang Otten ihm als Caddie zur Seite und trug so zu dem besonderen Erfolg bei. „Cedric ist ein guter Kumpel von mir und wir verstehen uns sehr gut. Es war cool, diese Teamdynamik zu spüren – vor allem, weil nächste Woche die DGL wieder losgeht. Ich bin unfassbar dankbar, dass Cedric dabei war und mich unterstützt hat.“ Allzu ausgelassen gefeiert wird laut Saunders aber nicht. In zwei Tagen steht eine Deutschklausur an, für die er noch lernen muss. „Wir werden jetzt erst einmal essen gehen und ich glaube nicht, dass ich heute noch etwas lernen werde.“ Ansonsten soll weiter Gas gegeben werden, denn: „Das soll nicht mein letzter Erfolg gewesen sein.“

Fünf Deutsche in den Top Acht

Hinter Saunders und Simonsen teilten sich Bock und der Schweizer Fridolin Michel (-6) Rang drei. Das überaus erfolgreiche Turnier aus deutscher Sicht rundeten Emil Albers und Marian Ludwig (beide -5) sowie Tjelle Rieger ab, der sich Rang sieben mit dem Tschechen Matous Zach (-4) teilte.

Ergebnisse

Junior Team Germany

T3 Nils-Levi Bock (71, 68, 70, 77; -6)

T7 Tjelle Rieger (68, 71, 71, 79; -3)

T31 Leonas Jung (75, 68, 76, 79; +6)

38. Niklas Rehmann (73, 80, 69, 77; +7)

T39 Leo Böhm (75, 79, 71, 75; +8)

T54 Arthur Alpay Akpinar (76, 73, 75, 81; +13)

Deutschland gewinnt auch Nations Cup

Angesichts der herausragenden Leistungen der deutschen Kaderspieler in der Einzelwertung war ein deutscher Erfolg beim Nations Cup nur folgerichtig. Das Team Germany I (Nils-Levi Bock, Tjelle Rieger und Niklas Rehmann) triumphierte mit einem Gesamtergebnis von -21, auf Rang zwei folgte das tschechische Team (Matous Zach, David Tomi und Ondrey Sustek) mit -9 und Rang drei belegten die Finnen Arttu Kulmala, Samu Kyntölä und Eino Haaslahti mit -3.

Neumann: „Das schreit nach einer Wiederholung“

Diesen Höhepunkt im deutschen Amateursport ließ sich natürlich auch Sport-Vorstand des Deutschen Golfverbandes, Marcus Neumann, nicht entgehen: „Ich habe mich riesig auf diese Ausgabe am Motzener See gefreut und bin überhaupt nicht enttäuscht worden. Was der Rossknecht damals gebaut hat, ist einer Bernhard Langer International Amateur Championship mehr als würdig. Auch die Geschichte mit Langers 60 hier auf der Anlage passte wunderbar. Der Platz war gut in Schuss, und wir haben alle Jahreszeiten über die vier Jahre durchlebt. Es schreit nach einer Wiederholung. Zum Sportlichen: Ich hätte auch nicht gedacht, was alles passieren kann. Nachdem Nils seinen Vorsprung eigentlich gut verwaltet hatte, kam ein Querschläger und eine blöde Situation. Was natürlich den anderen zugutekam. Wenn das nicht passiert wäre, hätten wir dieses fantastische Play-off mit diesem Weltklasse-Schlag von Richard nicht erlebt. Ein absolut verdienter Sieger.“

Marschke: „Da schließt sich ein Kreis“

Der Berliner G&CC Motzener See bot einen würdigen Austragungsort für die erste IAM der Herren unter neuem Namen. Dass die Premiere der Bernhard Langer International Amateur Championship ausgerechnet auf dem Platz stattfand, auf dem Langer seine niedrigste Profirunde überhaupt gespielt hatte, hätte nicht passender sein können. Und so war auch Erik Marschke, der General Manager des Berliner Golf & Country Club am Motzener See, rundum zufrieden mit der Woche: „Wir sind super zufrieden. Die Spieler und der DGV sind es auch. Die Organisation und die Präsentation des Platzes waren trotz der frühen Jahreszeit super. Wir hatten einen langen Winter mit Bodenfrost bis in den März hinein, aber die Greenkeeper haben in den letzten Wochen einen sehr guten Job gemacht. Ich denke, das war eine gute Bewerbung, um weitere Großereignisse auszutragen.“

 

Für Marschke und sein Team war es eine große Ehre, dass die erste Austragung der IAM unter Bernhard Langers Namen am Motzener See stattfand. „Seine Runde mit 60 Schlägen war die beste seiner Karriere und wird immer mit dieser Anlage verbunden sein. Er hat die Anlage auch im Vorfeld gelobt, wenngleich sie durch den Bau der neuen Bahnen nicht mehr dieselbe ist wie damals. Da schließt sich ein Kreis. Und die Mitglieder waren vom herausragenden Spielniveau begeistert. Sie empfinden es ebenfalls als Ehre, dass das Turnier hier stattfindet, und sind stolz darauf.“

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