Gemeinsam zum Titel: Das deutsche Team bei den European Young Masters 2025 in Frankreich. | © Pascal Proske

Deutschland holt Gold bei European Young Masters

Die gesamte Woche über begleitete das deutsche Team bei den European Young Masters in Frankreich ein gesunder Optimismus. Im Vorfeld des Amateur-Mixed-Events der U16-Junioren und -Juniorinnen hatte Bundestrainer Pascal Proske betont, dass er guter Dinge sei. Nach der guten ersten Runde der deutschen Mannschaft mit Laetitia Leisinger, Yoo Jin Bae, Bjarne Murr und Colin Bärmann sah er sogar noch Verbesserungspotenzial. Vor der Finalrunde berichtete er von guter Laune im Team. Nach drei Runden lässt sich bilanzieren: Die positive Herangehensweise hat sich ausgezahlt. Zum insgesamt achten Mal konnte Deutschland die Teamwertung der European Young Masters gewinnen.

Souveräner Sieg

Nach zwei Runden ging Deutschland als führende Nation in den Finaltag im RCF La Boulie. Diese ausgezeichnete Ausgangsposition hatten sie sich dank hervorragender Einzelleistungen von Bae, Murr und Bärmann erarbeitet. An allen drei Tagen setzte sich das Teamergebnis aus den jeweils drei besten Rundenergebnissen einer Mannschaft zusammen. Da Bae, Murr und Bärmann in ihren jeweiligen Einzelwertungen vorne mitspielten, war die Führung eine logische Konsequenz. Im Verlauf der Finalrunde baute Deutschland die Führung zwischenzeitlich auf unglaubliche neun Schläge aus. Gegen Ende der Runde wurde es dann aber doch noch knapp, als Frankreich zwei Löcher vor Schluss bis auf zwei Schläge herankam.

 

Am Ende durfte Deutschland dann doch jubeln. Mit einem kombinierten Tagesergebnis von fünf unter Par – bestehend aus Leisingers 76, Bärmanns 67 und Murrs 68 – erzielte man das Siegerergebnis von 13 unter Par und verwies Frankreich mit -8 auf den zweiten Rang. Der insgesamt achte Teamerfolg bei den European Young Masters fiel für Deutschland deutlich aus. Und er war historisch. Mit diesem Sieg zog man mit Rekordsieger Spanien gleich. Außerdem war es bereits der siebte Sieg in der Teamwertung seit 2013 – keine Nation dominierte das europäische Amateur-Mixed-Team-Event der U16-Jährigen in der Vergangenheit so sehr wie Deutschland.

Nur einer besser als Murr und Bärmann

Es fehlte nicht viel, und Deutschland hätte wie zuletzt 2021, als Helen Briem zusätzlich zum Teamerfolg auch die Einzelwertung gewonnen hatte, gleich doppelt jubeln dürfen. Bei den Jungen spielten nämlich beide deutschen Vertreter vorne mit. Bärmann und Murr erzielten die beiden besten Finalrunden im gesamten Teilnehmerfeld und rückten damit bis auf Rang zwei vor. Der gebürtige Kieler Bärmann legte ein unglaubliches Tempo vor und blieb auf den ersten neun Löchern sechs unter Par. Dabei gelang dem Spieler vom Burgdorfer GC unter anderem ein Eagle auf Loch vier. Nach zwei Bogeys auf den Back Nine und einem Birdie zum Abschluss kam der amtierende Sieger der Malta Junior Open U16 mit einer sensationellen 67 (-5) ins Clubhaus.

 

Genauso wie Bärmann kam Murr mit einem Ergebnis von -8 auf Rang zwei ins Ziel. Der 15-Jährige vom Münchener GC setzte sein extrem konstantes Spiel aus den Vortagen fort und unterschrieb eine 68 (-4), die fünf Birdies und ein Bogey beinhaltete. Insgesamt notierte Murr an den drei Tagen lediglich zwei Bogeys. „Es war auf jeden Fall richtig geil, vor allem das gute Finish“, sagte Murr anschließend. „Ich habe nicht alles so gespielt, wie ich wollte, aber am Ende hat es trotzdem für den Sieg und den zweiten Platz in der Einzelwertung gereicht. Deswegen können wir alle zufrieden und stolz sein.“

 

Das deutsche Duo teilte sich Rang zwei mit dem Schweizer Kai Notteboom. Gemeinsam konnten sie den Führenden meist nur durch das Fernglas erkennen. Die Einzelwertung konnte der Tscheche Stepan Plasek mit Runden von 67, 68 und 69 Schlägen bei einem Gesamtergebnis von -12 souverän für sich entscheiden.

Unglückliches Finale für Bae

Vor der Finalrunde hatte Bae von allen vier deutschen Spielerinnen die größten Titelchancen. Die gebürtige Südkoreanerin ging mit drei Schlägen Rückstand auf die Führende, Ellie Lichtenhein aus England, in den letzten Tag. Nach drei gespielten Löchern war der Abstand auf einen Schlag geschrumpft, da die Engländerin auf Loch drei ein Doppel-Bogey notiert hatte. Doch im weiteren Verlauf der Runde konnte Bae nicht an ihre starken Leistungen der ersten beiden Tage anknüpfen. Der größte Rückschlag ereignete sich auf Loch 15, als die Spielerin vom GC St. Leon-Rot ein Quadruple-Bogey hinnehmen musste. Innerhalb kürzester Zeit war die gute Ausgangslage dahin. Am Ende wurde es eine 78 (+6), mit der sie die Woche als Elfte bei fünf über Par beendete.

 

“Ich fand die Woche sehr schön”, zog Bae trotz der durchwachsenen Finalrunde ein positives Fazit. "Sie war von Anfang bis Ende perfekt. Wir haben uns als Team direkt mega gut verstanden und uns gegenseitig unterstützt, wo wir konnten. Und dann am Ende auch noch die Teamwertung zu gewinnen, ist natürlich unfassbar toll.
Bei den Einzeln habe ich die ersten beiden Tage gut gekämpft und mich in eine solide Ausgangslage für den Finaltag gebracht. Diese Chance konnte ich aber leider nicht so wirklich nutzen. Auch wenn das schade ist, könnte ich über unseren Sieg nicht glücklicher sein. Ich glaube, ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass wir dieses Jahr ein echt tolles Team hatten und die Woche sehr genossen haben."

 

Einen leicht positiven Abschluss erlebte Leisinger, die sich mit einer 76 (+4) immerhin um drei Plätze auf dem Leaderboard verbesserte. Die Teamkollegin von Bae wurde im Endklassement auf T27 (+14) geführt. Dieses Ergebnis dürfte angesichts des historischen Teamerfolgs aber schnell in den Hintergrund gerückt sein.

 

Den Titel in der Einzelwertung der Mädchen sicherte sich Lichtenhein mit einem Gesamtergebnis von -3 und zwei Schlägen Vorsprung auf ein Trio bestehend aus Axelle Guillemard und Salomé Lumbaca (beide Frankreich) sowie Annabel Peaford (England).

Bundestrainer Proske: „Herausragende Teamleistung“

Für das deutsche Team wurde es ein langer Abend und eine lange Nacht. Erst stand die Abschlussfeier auf dem Programm, dann gab es ein Essen und anschließend wurde natürlich noch die Goldmedaille gefeiert. „Die Feier heute war echt cool“, meldete sich der stolze Bundestrainer spät am Abend. „Wir sind erst spät rausgekommen und müssen jetzt noch packen. Morgen früh geht es in den Flieger nach Hause.“ Mit im Gepäck: ein Erfolg, der nicht hoch genug einzuschätzen ist. „Das war nicht nur heute herausragend. Es war eine herausragende Teamleistung, die die vier hingelegt haben. Alle vier haben etwas zu diesem Sieg beigetragen, den wir jetzt für Deutschland einfahren konnten.“ Vor allem die Jungen hätten am Finaltag noch einmal „Großes geleistet“, so Proske weiter. „Gerade die ersten neun Löcher haben beide, speziell auch Colin, wirklich herausragend gut gespielt. So haben wir uns früh einen Vorsprung erarbeitet, der uns bis zum Ende dieses Turniers getragen hat.“

 

Dabei sei das Setup am Finaltag alles andere als leicht gewesen. Aufgrund der Ausgangsposition und dessen, was erreicht werden konnte, habe das gesamte Team einen gewissen Druck verspürt: „Wir sind als Führende nach dem zweiten Tag in den dritten Tag gestartet. Man hat bei allen Spielern gemerkt, dass eine gewisse Anspannung da war, gleichzeitig war aber auch die Konzentration sehr hoch. Das hat der Qualität der Schläge keinen Abbruch getan, sondern diese sogar noch gesteigert. Sie sind wirklich fokussiert rausgekommen und haben gute Golfschläge gespielt. Sie konnten die schweren Fahnenpositionen gut anspielen und dann sind tatsächlich auch immer mehr Putts gefallen, sodass wir gute Birdies spielen konnten. Colin hat mit seinem Eagle auf der Vier auch nochmal richtig was gezaubert.“

„Sind alle sechs sehr, sehr glücklich“

Neben den Leistungen seiner Spieler wollte Proske auch die Wichtigkeit der Kapitänin Antonia Eberhard nicht unerwähnt lassen, die als Sportpsychologin eine wichtige Rolle im Team hat: „Was sie da reingibt, ist enorm. Emotionen, Gefühle, Führung: Wie können wir mit den Spielern umgehen und an welchen Stellen gibt es noch Potenzial? In diesem Bereich unterstützt sie mich und das Team großartig. Ohne sie wäre das auch anders ausgegangen.“ 

 

Und so war es am Ende eine geschlossen starke Teamleistung, auf die alle sehr stolz sein dürfen, weiß auch Proske: „Insgesamt war es eine super Teamleistung. Wir sind alle sechs sehr, sehr glücklich. Für mich und das Team ist es die erste Goldmedaille, die wir für Deutschland bei den European Young Masters holen durften. Wir hoffen natürlich, dass noch viele weitere folgen werden, aber trotzdem teilen wir sechs jetzt eine besondere Erfahrung und ein besonderes Erlebnis miteinander. Wir durften hier bei den European Young Masters den achten Sieg für Deutschland holen. Darauf sind wir sehr stolz.“

 

Zu einem großartigen Turnier gehört auch ein gebührender Austragungsort. Auch darüber wollte Proske ein paar Worte sagen: „Es war von Anfang bis Ende sehr angenehm. Der Racing Club de France La Boulie hat das super organisiert. Die Leute waren extrem freundlich. Man hat sich die ganze Zeit über wohl und willkommen gefühlt. Die EGA hat ein tolles Turnier für den europäischen Nachwuchs auf die Beine gestellt.“


Platz

La Vallée im RCF La Boulie, 1901 als erster Golfplatz der Pariser Region gegründet und von Willie Park Jr. entworfen, gilt als technischer und geschichtsträchtiger Kurs, auf dem 1906 die erste French Open stattfand. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde er 1951 originalgetreu wiederaufgebaut und war seither Austragungsort zahlreicher großer Turniere, darunter 19 French Opens und der Weltmeisterschaft 1963. Der hügelige, enge Par-72-Platz mit tiefen Bunkern und schwierigen Grüns fordert höchste Präzision – der Platzrekord von 61 stammt von Severiano Ballesteros aus dem Jahr 1986.

Geschichte

Als 1995 die erste Auflage des European Young Masters ausgetragen wurde, sicherte sich Sergio García den Einzelsieg bei den Jungen und das spanische Team gewann ebenfalls in Wentworth, England. 2001 war Deutschland erstmals Gastgeber. In Augsburg sicherte sich Frankreich die Goldmedaille. Auch 2002 und 2003 war der GC Augsburg Austragungsort. Der Sieg ging beide Male an Spanien. Der erste deutsche Sieg datiert aus dem Jahr 2006, als im steirischen Murhof gespielt wurde. Max Kieffer gewann bei den Jungen, Saskia Hausladen bei den Mädchen und Deutschland auch die Teamwertung.

 

2013 und 2014 war der Hamburger GC Gastgeber. 2013 gewann England, 2014 gab es wie schon 2006 eine deutsche Dominanz: Max Schmitt und Alexandra Försterling gewannen die Einzelwertung und das Team holte sich ebenfalls Gold. 2019 gewann Paula Schulz-Hanßen die Einzelwertung der Mädchen in Tschechien und Deutschland holte auch den Team-Titel. Ein ähnliches Bild zeigte sich ein Jahr später, wieder in Tschechien. Dieses Mal war es Emilie von Finckenstein, die bei den Mädchen gewann und das Team zum Sieg führte. 2021 gab es in Finnland Gold für Helen Briem und auch für das Team.

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