Glocke gleich Stromleitung?
Die Situation:
Martin Meckertgernerum hat seinen Ball über einen Hügel nach links ins Semirough geschlagen. Dort liegt er jedoch sehr schön oben auf dem Gras und ein ungehinderter Schlag zum Grün wäre durchaus möglich, wenn nicht fünf Meter weiter genau in der Spiellinie eine Glocke stehen würde, mit der der nachfolgenden Spielergruppe signalisiert wird, dass die Landezone frei ist.
Er beugt sich etwas nach rechts und kann dann den Flaggenstock sehen, nach links genauso, nur die Linie Ball-Loch ist vom Flaggenstock verdeckt. Über die Glocke zu spielen wäre möglich, aber dazu müsste er einen Schläger nahmen, mit der er nicht auf das Grün kommt.
- „Das ist doch mal wieder tyisch: Alle Leute schlagen nach rechts, aber die dämliche Glocke wird links aufgestellt! Da bekomme ich jetzt einen Freedrop!“
- „Wieso?“, trägt Mike Maulfaul zur Diskussion bei.
- „Weil die Glocke ein Hemmnis ist und nicht hier hingehört“, erwidert Martin.
- „Das könnte man von Deinem Ball aber auch sagen“, mischt sich Susi Sarkasmuskannsiegut ein „Das Fairway ist da drüben. Und wenn das hier ein Baum wäre, gäbe es gar keine Diskussion darüber. Du hast das Hemmnis nur in der Spiellinie, und dafür gibt es keine Erleichterung.“
Nach ein bisschen weiterem Hinundher schlägt Martin endlich seinen Ball, wie er liegt und trifft natürlich die Glocke. Mit einem lauten „Pling“ macht der Ball einen Satz aus der Richtung und ist weg.
„Aber jetzt bekomme ich einen Freedrop und einen neuen Ball!“, fordert Martin. „Die Glocke ist wie eine Stromleitung, da muss man den Schlag auch wiederholen.“
Susi will Martin gerade den Unterschied zwischen einer mechanischen Glocke und einer elektrischen Leitung erklären, da kommt der erste Ball der nachfolgenden Gruppe angeflogen, denn das Läuten der Glocke hat ihnen angezeigt, dass das Fairway vor ihnen frei ist.
„Also ich spiele jetzt noch einen“ äußert Martin hektisch, droppt einen Ball und spielt ihn tatsächlich aufs Grün.
Da er etwas unsicher ist, ob Susi und Mike nicht doch stellenweise ein bisschen im Recht sind, erklärt er im Weitergehen, dass dieser Ball ein Regelball sein soll, den er mal provisorisch gespielt habe. Und als ob er es geahnt hätte: Nur ein paar Schritte weiter am Fairwayrand liegt sein ursprünglicher Ball.
Susi und Mike schauen sich ratlos an. Was hat es mit einem provisorischen Regelball auf sich?
Die Lösung:
Zumindest verspricht eine solche Ankündigung viel Durcheinander.
Zunächst einmal gibt es von einem Hemmnis allein für die Beeinträchtigung der Spiellinie keinen Freedrop.
Außerdem muss sowohl ein Regelball (für den Fall, dass ein Spieler sich nicht über das Verfahren im Klaren ist) wie auch ein provisorischer Ball angekündigt werden, bevor dieser gespielt wird.
Der zweite Ball ist also weder ein Regelball noch ein provisorischer Ball, sondern einfach ein neuer Ball und Martin liegt „4“ auf dem Grün.