Kopfzeit: So bauen Sie im Herbst und Winter mentale Stärke auf
Der Winter hat unter Golferinnen und Golfern ein Imageproblem. Viele glauben, die kalten Monate seien eine verlorene Zeit. Irgendwie durchkommen durch Ende und Anfang des Jahres, damit es dann, im Frühling, endlich wieder losgehen kann mit dem liebsten Spiel des Lebens. Tatsächlich aber ist es ganz anders: Herbst und Winter sind die vielleicht entscheidende Phase des Jahres, um besser zu werden. Wenn die Turniersaison endet und es ruhiger wird auf den Plätzen, entsteht Raum, um gezielt an sich zu arbeiten – technisch, körperlich und auch mental. Klar, viele von Ihnen nutzen diese Zeit, um am Schwung zu tüfteln. Nur wenige allerdings beschäftigen sich auch mit jenen Themen, die zwischen den Ohren stattfinden. Dabei entscheidet die mentale Stärke oft darüber, ob wir unsere technischen Fähigkeiten überhaupt abrufen können, wie wir uns von Fehlschlägen erholen und ob wir unter Druck in der Lage sind, ruhig zu bleiben. Mit den folgenden fünf Tipps nutzen Sie die nass-kalten Monate optimal, um Ihr inneres Spiel zu verbessern – spätestens im kommenden Frühjahr werden Sie auf dem Platz davon profitieren.
1) Trainieren Sie Konzentration
Eine Golfrunde dauert viele Stunden. Klar ist: Niemand kann über 18 Löcher durchgehend voll fokussiert bleiben, auch nicht die besten Profis der Welt. Trotzdem sind es oft genau die kurzen Momente der Unaufmerksamkeit, die nicht nur Schläge kosten, sondern manchmal den gesamten Score eines Tages ruinieren.
Trainieren Sie deshalb im Winter die Fähigkeit, Ihre Aufmerksamkeit bewusst zu lenken. Beobachten Sie Ihre Gedanken – beim Golf und auch im Alltag. Je öfter Sie feststellen, wie die Stimmen in Ihrem Kopf agieren, desto öfter werden Sie in der Lage sein, sich zurück ins Hier und Jetzt zu bringen. Lenken Sie Ihr Bewusstsein zum Beispiel immer mal wieder auf die Atmung. Zählen Sie etwa, wie lange Sie ein- und ausatmen. Oder kreieren Sie kleine Rituale, die Ihren Fokus schärfen. Üben Sie das auch gezielt auf der Driving Range: Nehmen Sie sich vor jedem Schlag ein paar Sekunden Zeit, um sich zu sammeln – dann schlagen Sie mit mehr Präsenz. Mit der Zeit trainieren Sie so Ihren „mentalen Muskel“ für Fokus und Klarheit.
2) Lernen Sie, Ihre Emotionen zu steuern
Ein misslungener Schlag, ein unglücklicher Bounce, unnötige drei Putts – Frustsituationen gibt es viele auf einer Golfrunde. Meistens wächst der Ärger schnell. Doch genau hier entscheidet sich, ob eine Runde kippt oder stabil bleibt. Nutzen Sie Herbst und Winter, um Ihre Emotionskontrolle zu trainieren. Beobachten Sie im Training, wie Sie auf Fehler reagieren. Wird Ihre Atmung schneller? Spüren Sie Spannung in Schultern oder Händen? Die Selbstwahrnehmung ist der erste Schritt. Ein hilfreicher Ansatz: Nehmen Sie sich nach verkorksten Schlägen zehn Sekunden Zeit, um sich zu ärgern – danach haken Sie die Situation ab. Oder: Sie verbieten sich die emotionale Reaktion für die ersten zehn Sekunden nach einem ärgerlichen Fehler – und überlegen danach, ob Sie sich nun ärgern möchten oder nicht.
3) Bauen Sie Selbstvertrauen auf
Selbstvertrauen entsteht nicht durch Zufall, sondern durch Wiederholung, Klarheit und Erfolge. Setzen Sie sich für den Winter kleine, erreichbare Ziele. Zum Beispiel: 20 präzise Chips in Folge, drei Wochen konsequente Routinen oder jede Range-Einheit mit Visualisierungen beginnen. Jeder dieser kleinen Erfolge stärkt Ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Halten Sie Ihre Fortschritte schriftlich fest und feiern Sie sich. So entsteht ein stabiles Fundament, das im kommenden Frühjahr für mehr Ruhe, Entschlossenheit und Selbstsicherheit sorgen wird – auch unter Druck.
4) Treffen Sie klare Entscheidungen
Nicht immer ist der Schwung das Problem, oft sind es die Entscheidungen, die wir treffen. Ein unnötiges Risiko, ein zu optimistischer Schlag, eine falsche Schlägerwahl – kleine Fehler in der Strategie summieren sich schnell. Der Winter ist ideal, um das eigene Course Management zu reflektieren. Analysieren Sie Ihre wichtigsten Erfahrungen der letzten Monate: Wann haben riskante Entscheidungen Schläge gekostet? Wo hätte eine klügere Option das Ergebnis verbessert? Erkennen Sie Muster und ziehen Sie daraus Konsequenzen. Wenn Sie im Frühjahr wieder auf dem Platz stehen, treffen Sie bewusstere Entscheidungen – und sparen Schläge, ohne technisch etwas verändert zu haben.
5) Entwickeln Sie Ihre eigene Pre-Shot-Routine
Eine stabile Pre-Shot-Routine kann wie ein mentaler Anker wirken. Sie hilft, Ruhe zu bewahren, die Konzentration zu fokussieren und dadurch auch freier zu schwingen. Experimentieren Sie im Winter mit verschiedenen Elementen: Visualisierungen, Atemtechniken, Mantras oder bestimmte Bewegungen. Finden Sie heraus, was sich natürlich anfühlt und zu Ihrem Spiel passt. Wichtig: Üben Sie Ihre Routine so konsequent, bis sie automatisch abläuft. Wenn der Frühling kommt, ist sie fest verankert – und in stressigen Momenten können Sie sich auf sie verlassen.









