Nicht die Nerven verlieren! So erzielen Sie Bestleistungen unter Druck
Es gibt viele Fähigkeiten, die neben den technischen Aspekten wichtig sind, um erfolgreich Golf zu spielen: Selbstvertrauen, Ruhe bewahren, Umgang mit Fehlschlägen und Gedanken, Konzentration, Erwartungsmanagement. Was sie alle gemeinsam haben: Sie sind nicht genetisch bedingt, was bedeutet, dass wir sie erlernen können. Und: Wir alle wünschen uns mehr davon, um in Drucksituationen unsere besten Leistungen erzielen zu können.
Golf und das Leben
Klar ist: All die Kompetenzen sind nicht nur auf dem Golfplatz hilfreich. Sondern auch in fast allen Lebenslagen, in denen Performance wichtig ist und Nuancen entscheiden können. Diese Momente setzen uns unter Druck und testen unsere Fähigkeit, unser Bestes zu geben. Doch was genau unterscheidet Druck von Stress?
Stress vs. Druck – der Unterschied
Stress durchdringt unseren modernen Alltag, wenn die Anforderungen unsere verfügbaren Ressourcen übersteigen. Ein Meeting, das sich in die Länge zieht, eine lange Liste von E-Mails oder drohende Fristen können zu einer hohen Belastung führen. Allerdings: Stress bedeutet nicht zwangsläufig Druck. Kommt der ins Spiel, haben unsere Leistungen Folgen, manchmal sogar gravierende. Es steht etwas auf dem Spiel, vielleicht geht es darum, den Cut zu schaffen, einen Putt zum Turniersieg zu lochen oder mit harscher Kritik im Netz zurechtzukommen.
Was die Besten besser machen
Das Scheitern auf dem Golfplatz hat selten mit mangelnden spielerischen Fähigkeiten zu tun, sondern oft damit, dass es nicht gelingt, unter Druck das eigene Potenzial abzurufen. Die Besten der Welt können das, die Langers, Schefflers oder Kordas. Und Normalos? Wie lernt man, mit einem erhöhten Puls und rasenden Gedanken zurechtzukommen und trotzdem Höchstleistungen zu erzielen?
Fokus auf das "Lenk-Rad"
Stellen Sie sich ein Fahrrad vor. Erfolg unter Druck erfordert zwei intakte und gut aufgepumpte Reifen. Der hintere Reifen ist das „Antriebsrad“, es symbolisiert unsere Vorbereitung und unsere technischen und körperlichen Fertigkeiten. Vorn ist das „Lenk-Rad“, es steht dafür, alle die vorhandenen Kompetenzen unter Druck einzusetzen. Eine gute Vorbereitung ist oft der erste Rat, den Experten geben, wenn es um die Frage geht, wie man mit Anspannung idealerweise umgeht. Der Fokus wird also – um im Bilde des Fahrrads zu bleiben – auf das Hinterrad gerichtet. Das ist nicht falsch, führt aber meistens nicht weit genug.
Wichtige Fragen unter Druck
Das Problem: Viele Tipps für eine Verbesserung der mentalen Fähigkeiten bleiben ebenfalls an der Oberfläche. „Du musst einfach ruhig bleiben!“, „Glaub an dich!“, „Schalte deinen Kopf aus!“ oder „Konzentriere dich einfach!“ sind gut gemeinte Vorschläge, lassen aber konkrete Tipps zur Umsetzung vermissen.
Die Performance- und Sportpsychologen Dr. Sebastian Altfeld und Christian Luthardt haben einen anderen Ansatz. Für sie geht es vor allem darum, sich mit wesentlichen Fragen zu befassen, um unter Druck sein Bestes geben zu können. Wie lässt sich Selbstbewusstsein aufbauen? Welches Ziel ist hilfreich für eine Leistungssituation? Wie konzentriert man sich, wenn es wirklich zählt? Welcher Umgang mit Gedanken und Gefühlen ist sinnvoll?
Warum Entspannung nicht die Lösung ist
Was die Experten kritisieren: Viele Angebote konzentrieren sich darauf, die Angst oder Unsicherheit zu bekämpfen und vermitteln dafür Techniken zur Entspannung. „Wie groß aber ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich im wichtigsten Moment meines Lebens entspannt bin?“ entgegnet Altfeld. „Es geht nicht darum, ruhig zu sein. Denn sobald ich in der Situation bin, springt mein Kopf wieder aufs Neue an. Mit der Vermittlung von Entspannungstechniken, male ich das Bild, dass die Gefühle nicht da sein sollten, um leistungsfähig zu sein. Diese Sichtweise kann zu mehr Stress führen, wenn sich keine Entspannung einstellt.“ Luthardt ergänzt: „Es geht vielmehr darum, mit den Gedanken und Gefühlen sinnvoll umzugehen und Wissen darüber zu erlangen, wie unser Kopf in Drucksituation agiert.“
Beide Experten haben gemeinsam das Online-Programm „Ready2Perform“ entwickelt, das Menschen helfen soll, jene Fertigkeiten zu entwickeln, die wichtig sind, um unter Druck Bestleistungen zu erzielen.