Gängiger Informationsaustausch führt zu Disqualifikation
Im Profibereich ist es üblich, dass Spieler einen Blick in die Golftaschen ihrer Mitspieler werfen, insbesondere an Par-3-Löchern. Oft ist zu beobachten, dass Spieler beim Verlassen des Abschlags die Schlägerunterseite so drehen, dass die Nummer auf der Sohle gut sichtbar ist. Wenn ein Spieler mehrere Schläger mitbringt und ungenutzte Varianten auf den Boden legt, lassen sich daraus Rückschlüsse auf den gewählten Schläger ziehen. Was jedoch nicht erlaubt ist, ist das direkte Erfragen oder Weitergeben dieser Informationen, da dies als Einholen oder Erteilen von Rat gilt und somit regelwidrig ist.
Wie zuerst von mondayq.com berichtet, führte in der zweiten Runde der Memorial Health Championship auf der Korn Ferry Tour ein Regelverstoß zur Disqualifikation von Cole Hammer und Nelson Ledesma. Hammer wandte sich am Freitagmorgen selbst an einen Regeloffiziellen, um einen Vorfall aus der ersten Runde zu melden. Dies löste eine Untersuchung durch das Regelkomitee aus, die letztlich zur Disqualifikation beider Spieler führte.
Der Hintergrund: Am rund 200 Meter langen 17. Loch des Panther Creek Country Clubs spielte Hammer ein Eisen 7. Laut eigenen Angaben zeigte ihm Ledesmas Caddie beim Verlassen des Abschlags vier Finger, woraufhin Hammer ihm vier Finger zurückzeigte, um die Schlägerwahl zu bestätigen.
Vom schlechten Gewissen eingeholt
Hammer betonte, dass er zuvor noch nie einem Caddie ein solches Zeichen gegeben habe. Er räumte jedoch ein, dass Schlägerentscheidungen innerhalb der Spielgruppen häufig durch diskrete Hinweise oder Blicke in die Taschen nachvollzogen würden. Die Geste ließ ihm jedoch keine Ruhe, weshalb er am Freitagmorgen bei seiner Ankunft vor Ort einen Regelbeauftragten ansprach. Um mögliche Missverständnisse zu vermeiden, schilderte Hammer die Situation dem zweisprachigen Referee Claudio Rivas, damit auch Ledesma, der aus Argentinien stammt, alles korrekt verstehen konnte.
Rivas kündigte eine Rückmeldung an, ließ die Gruppe jedoch zunächst wie geplant zur Runde antreten. Am fünften Loch traten dann die Regelhüter der Korn Ferry Tour an die Gruppe heran und befragten die Spieler. Nach Rücksprache mit dem Regelkomitee der USGA fiel die Entscheidung: Hammer und Ledesma wurden am sechsten Loch disqualifiziert.
In einem offiziellen Statement hieß es:
„Cole Hammer und Nelson Ledesma wurden während der zweiten Runde der Memorial Health Championship gemäß Regel 3.3 disqualifiziert, nachdem sie während der ersten Runde einen Regelverstoß selbst gemeldet hatten. Die Spieler verstießen während der ersten Runde auf Loch 17 gegen Regel 10.2a bezüglich Beratung.“
"Es ist gängige Praxis"
Ein ähnlicher Vorfall hatte bereits beim Masters 2023 für Schlagzeilen gesorgt, als Brooks Koepka Gary Woodland scheinbar eine „Fünf“ signalisierte. Zudem fingen TV-Kameras ein, wie Koepkas Caddie Ricky Elliot das Wort „Fünf“ in Richtung Woodland und dessen Caddie murmelte. Ryder-Cup-Kapitän Paul McGinley äußerte sich damals zu dem Vorfall: „Ob man es gutheißt oder nicht – das passiert bei jedem Profi-Turnier weltweit. Es ist gängige Praxis.“ Einen gravierenden Verstoß sah er darin nicht.
Der Fall zeigt: Die Grenze zwischen dem Sammeln von Informationen und dem regelwidrigen Austausch von Ratschlägen ist schmal. Cole Hammer erkannte, dass er diese Grenze überschritten hatte, und zog am Freitagmorgen die richtigen Konsequenzen.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
Die Regeln sind hier eindeutig:
Information über den benutzten Schläger darf nicht erfragt oder gegeben werden. Aber sind die Regeln hier wirklich so klar? Ich darf schauen, was im Bag des Spielers fehlt, der gerade einen Schlag macht, aber wenn die Schläger durch ein Handtuch verdeckt sind, darf ich dieses nicht bewegen, um die Schläger darunter zu inspizieren. Ich darf schauen, mit welchem Schläger der Spieler gerade vom Abschlag kommt, wenn er den Schlägerkopf nach oben hält, aber wenn ich meine Lesebrille nicht aufgesetzt habe, darf ich ihn nicht fragen, welchen Schläger er in der Hand hat?
Stimmt da am Ende etwas nicht in den Regeln?
Doch, im Prinzip stimmt hier alles, denn die Informationen, die ich zufällig und ohne zusätzliche Handlungen erlangen kann, stehen mir zu, aber alles, was ich unternehme, um eine mir nicht bekannte Information zu erhalten, wird von den Regeln untersagt. Also sollte sich jeder Spieler an dieses einfache Prinzip halten können. Warum geschieht dies nicht? Ist es falscher Sportsgeist in dem Versuch, besonders offen und fair zu sein?
Wie kann man glauben, fair zu sein, wenn man gegen eine Regel verstößt? Eine Disqualifikation war hier nicht nur richtig, sondern auch ein Zeichen für alle anderen Spieler, dass man sich nicht nur die Regeln aussuchen kann, die man nützlich findet. Abgesehen davon: Schläger können unterschiedlichen Loft haben, die Flugbahn kann höher oder flacher sein und die Kraft, die ein Spieler aufwendet, kann unterschiedlich sein. Jeder von uns hat schon einmal vor der Wahl gestanden, ein volles Eisen 8 oder ein leichtes Eisen 7 zu schlagen. Was soll man also mit der Schlägernummer seines Mitspielers anfangen?
Spielen wir doch einfach nach den Regeln, das ist für alle weniger Stress.