Auf Rorys Spuren: Warum Spieths Grand-Slam-Mission schwerer ist als McIlroys
Als Rory McIlroy vor wenigen Wochen nach seinem entscheidenden Putt auf dem 18. Grün von Augusta in die Knie sank, war es für ihn vor allem ein Moment der Erleichterung. Er hatte endlich das geschafft, was ihm seit über einem Jahrzehnt verwehrt geblieben war: der Masters-Sieg. Mit dem Triumph krönte er sich zum sechsten Spieler in der Geschichte des Golfsports, der alle vier Major-Titel mindestens einmal gewinnen konnte – sein lang ersehnter Karriere-Grand-Slam war perfekt.
Das letzte Puzzlestück für Spieth
Während der Nordire kommende Woche mit viel Selbstvertrauen zum zweiten Major-Turnier des Jahres reist und als einer der großen Favoriten auf den Triumph bei der PGA Championship gilt, erlebt ein anderer jenen Druck, den McIlroy nun nicht mehr spürt: Jordan Spieth, dem seit 2017 nur noch die PGA Championship zum Karriere-Grand-Slam fehlt. Schon zum neunten Mal versucht der Texaner, die einzige noch bestehende Lücke in seiner Major-Trophäensammlung zu schließen. Und ausgerechnet McIlroy glaubt, dass Spieths Weg zu diesem historischen Erfolg noch steiniger werden könnte als sein eigener.
Schafft Spieth den Coup? McIlroys Einschätzung
„Für Jordan ist es besonders schwer, weil er jedes Jahr zum gleichen Major zurückkehrt – aber auf immer anderen Plätzen spielen muss“, sagte McIlroy in dieser Woche vor dem Start der Truist Championship. „Das ist eine ganz andere Herausforderung, als wenn man sich Jahr für Jahr auf den gleichen Kurs einstellt, wie ich es in Augusta konnte.“
Erschwerte Bedingungen durch wechselnde Austragungsorte
Tatsächlich unterscheidet sich das Masters von den anderen Majors dadurch, dass es immer im Augusta National Golf Club ausgetragen wird, während die Austragungsorte anderen großen Events wechseln. Spieth fehlt also das, was McIlroy in Augusta half: Vertrautheit mit dem Platz, Erfahrungen auf jeder Bahn, in nahezu jedem Bunker und auf jedem Grün. Zwar findet die PGA Championship 2025 im Quail Hollow Club statt – auf einem Platz, der regelmäßig PGA-Tour-Events austrägt und 2017 bereits Gastgeber der PGA Championship war (Spieth wurde damals geteilter 28.) –, doch der jährliche Wechsel bleibt ein erschwerender Faktor, vor allem mental.
Top-Favorit McIlroy
McIlroy weiß aus eigener Erfahrung, wie zehrend der Traum von einem Major-Sieg im Kopf sein kann. „Man will nicht nur ein Turnier gewinnen – man will Geschichte schreiben“, sagt er. Dieses Wissen eint ihn mit Spieth – genauso wie der Gedanke daran, die eigenen hohen Erwartungen erfüllen zu wollen. In diesem Jahr kommt für Spieth eine weitere Herausforderung hinzu: McIlroys herausragende Form auf eben jenem Quail Hollow-Kurs, auf dem er bereits mehrfach erfolgreich war. Beim Training am Dienstag im Philly Cricket Club habe Spieth diesen Umstand sogar scherzhaft angesprochen. Der Favoritenstatus des Masters-Champions ist zementiert: Beim Buchmacher Draft Kings liegt McIlroy mit einer Quote von 5:1 gleichauf mit dem Weltranglistenersten, Scottie Scheffler. Spieth hingegen rangiert aktuell bei 50:1.
Hoffnung auf den ersten Triumph seit 2017
Was dem Amerikaner, der seinen letzten Major-Erfolg 2017 bei der Open Championship feierte und der zwei Jahre zuvor bei der PGA Championship sogar schon einmal Zweiter wurde, bleibt, ist Hoffnung. Darauf, dass ihm beim zweiten Major des Jahres ein historischer Sieg glückt – so, wie es McIlroy vor einigen Wochen in Augusta gelang.