„Ein paar Minuten, mehr nicht“ – Scheffler hält Tempo-Diskussion für überbewertet
Die PGA Tour testet in den kommenden Wochen eine neue Maßnahme gegen eines der meistdiskutierten Probleme im Profigolf: das langsame Spiel. Bei mehreren Turnieren, beginnend mit der RBC Heritage auf Hilton Head Island, dürfen erstmals Entfernungsmesser eingesetzt werden – in der Hoffnung, Spielzeiten zu verkürzen und den Sport vor allem wieder für Veranstalter und TV-Sender attraktiver zu gestalten.Die Diskussion um das Tempo auf dem Platz schwelt seit Jahren – Anfang dieser Saison kam sie erneut auf, als eine Reporterin des amerikanischen Fernsehens bei den Farmers Insurance Open Klartext sprach: „Es muss besser werden.“ Die Kritik: Die Verzögerungen seien respektlos gegenüber Fans, Sponsoren und Medienpartnern.
Zulassung von Entfernungsmessern
Die Tour reagierte mit mehreren Vorschlägen: der Zulassung von Entfernungsmessern, der Veröffentlichung von Rundenzeitdaten und strengeren Strafen für langsames Spiel. Doch ob diese Maßnahmen Wirkung zeigen, bleibt fraglich. Zumindest Scottie Scheffler, Titelverteidiger der RBC Heritage und Nummer eins der Welt, ist skeptisch: „Wir haben sie in den letzten Jahren bei der PGA Championship eingesetzt, nicht wahr? Wird es das Spieltempo verbessern? Vielleicht ein paar Minuten. Wird es etwas Bedeutendes sein? Nein.“
Scheffler fordert kleinere Flights
Statt technischer Hilfsmittel sieht Scheffler strukturelle Lösungen als deutlich wirksamer an – insbesondere die Flight-Größe während der Turniere: „Die größten Veränderungen im Spieltempo ergeben sich dadurch, dass wir nicht mehr zu dritt, sondern zu zweit spielen.“ Ein Vergleich: Beim Masters, wo donnerstags und freitags in Dreiergruppen und am Wochenende in Zweiergruppen gespielt wurde, habe man teils über eine Stunde an Zeitunterschied pro Runde beobachten können.
Weltranglistenerster mahnt zur Prioritätensetzung
Trotz aller berechtigten Aufmerksamkeit für das Thema mahnt Scheffler zur richtigen Prioritätensetzung: „Die Debatte über das Spieltempo ist komisch. Ich glaube, die Leute wollen vor allem spannendes Golf sehen.“ Und weiter: „Sagen wir, wenn wir all diese Änderungen vornehmen und 20 Minuten pro Runde einsparen – wird sich dann jemand am Sonntag auf die Couch setzen und sagen: 'Gut, ich hatte nicht fünf Stunden Zeit, um eine Runde Golf zu sehen, aber vier Stunden und 40 Minuten? Jetzt bin ich dabei.'“
Statt sich in Details zu verlieren, wünscht sich Scheffler mehr Initiative, um Menschen grundsätzlich für Golf zu begeistern – und nicht nur um Minuten zu kämpfen: „Ich habe beim Golfspielen einige meiner besten Freunde auf der ganzen Welt kennengelernt. Es ist ein wirklich besonderes Spiel. Ich denke, mehr Menschen sollten es spielen wollen.“