Wieder ein wichtiger Putt gelocht: Tim Brohl vom GC Rhein-Sieg übernimmt mit einem neuen Platzrekord die alleinige Führung | © DGV/stebl

Platzrekord durch Brohl knapp verpasst

Garlstedt – Der zweite Wettkampftag der Deutschen Meisterschaften der Altersklasse bis 18 Jahren verlief bei wechselndem Himmel ohne Unterbrechung. Es gab zwar durchaus spürbaren Regen, aber immerhin war der Wind deutlich weniger geworden und es konnte ohne Gewitterunterbrechung das Programm des Tages heruntergespielt werden.

Bei den Jungen, die am Vormittag ihre zweite Runde spielten, ging es teils richtig tief. Bei den Mädchen wurden zwar auch sehr viele richtig gute Schläge gezeigt, aber die Scores purzelten nicht in den Keller.

Platzrekord knapp verpasst

Dass der Platz des Club zur Vahr anspruchsvoll ist, ist allgemein bekannt. Es ist daher auch kein Zufall, dass der Platzrekord, den Hinrich Arkenau am 4. August 2013 aufgestellt hat, lange Bestand hatte. Damals hatte Arkenau zweimal 35 Schläge gebraucht und war mit einer 70 ins Clubhaus gekommen. Später unterbot Jonathan Giffith diese Bestmarke und am mit 68 Schlägen vom Platz.
Am zweiten Wettkampftag dieser Deutschen Meisterschaften schickten sich zwei Youngster an, diesen schon recht betagten Platzrekord zu pulverisieren.
Max von Borgstede startete brutal stark. Der Youngster im Dress des GC St. Leon-Rot spielte auf der Front Nine unglaubliche acht Birdies, unterbrochen nur durch ein Doppelbogey auf Loch 3. Mit sieben unter Par kreuzte der 17-Jährige auf die Back Nine. Zwar gelang von Borgstede auf Loch 12 schon sein neuntes Birdie, aber es kamen auch noch drei Bogeys auf die Scorekarte. Mit seiner 70 (-4) stellte der Wahl-Kurpfälzer den alten Platzrekord von Hinrich Arkenau ein und kletterte im Klassement auf den achten Platz, nachdem er für die erste Runde noch 81 Schläge gebraucht hatte.
„Der Tag war für mich sehr erfolgreich. Ich habe viele gute Schläge gemacht, vor allem auf den Front Nine. Mein Trainer meinte, dass es dort viele Chancen gibt, wenn man die richtigen Entscheidungen trifft. Genau das habe ich getan und konnte acht Birdies spielen. Auf den Back Nine war es dagegen schwieriger. Ich wollte dort mein Ergebnis sichern und unbedingt den Cut schaffen. Besonders stark waren meine Schläge mit den Eisen, Wedges und vom Tee. So einen Lauf wie heute hatte ich noch nie. Nach der Runde konnte ich kaum glauben, wie gut meine Front Nine waren. Der Platz ist sehr eng, deshalb muss man aus der Teebox präzise sein. Die Wedges sind entscheidend. Fehler werden hart bestraft. Wenn man im Wald liegt, spart man viele Schläge, wenn man den sicheren statt den riskanten Schlag wählt“, erklärte der Athlet, der zur Saison 2024 vom Hamburger GC nach St. Leon-Rot gewechselt war, seine Taktik an diesem Tag.
„Seit dem Wechsel habe ich in allen Bereichen große Fortschritte gemacht. Mein Trainer, Benjamin Schlichting, hilft mir immer, das Maximum herauszuholen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar“, sieht von Borgstede auch im Moment eines Erfolges den besonderen Stellenwert des Coaches.

Tatsächlich war es Tim Brohl vorbehalten, beinahe eine neue Bestmarke zu setzen. Der Spieler des GC Rhein-Sieg hatte dabei mit einem Bogey auf Loch 2 einen eher schweren Start, zündete dann aber den Turbo und knallte innerhalb von zehn Bahnen sieben Birdies auf den Platz. Der kürzlich in Trier zum Deutschen Vizemeister der AK offen gekürte Athlet aus NRW brachte eine überragende 69 (-5) ins Recording.  Seinen insgesamt zweiten Platzrekord der noch jungen Karriere verpasste Brohl damit knapp.
„Ich habe heute gut gespielt, leider ging mir am Ende ein bisschen die Luft aus. Ich bin aber trotzdem zufrieden“, kommentierte der 17-Jährige seine famose Leistung gewohnt sachlich. Die Eisen und der Putter waren heute gleichermaßen besonders stark.
Nach der 73 vom ersten Wettkampftag verbessert sich Brohl auf insgesamt sechs unter Par und liegt damit vor der Finalrunde mit zwei Schlägen Vorsprung alleine in Führung.

Verfolger

Nur zwei weitere Spieler haben es geschafft, nach zwei Runden unter Par zu liegen. Julius Wunsch vom GC Chemnitz und Leopold Heß vom G&LC Holledau werden gemeinsam mit Tim Brohl im Leaderflight in den dritten und letzten Akt dieser Deutschen Meisterschaften starten.
Wunsch war ungemein solide mit zehn Löchern in Par und zwei Birdies in den Tag gestartet. Im letzten Drittel der Runde musste der Schützling von Coach Sven Strüver zwei Bogeys hinnehmen, schraubte seinen Score mit drei weiteren Birdies aber noch weiter nach unten, so dass er sich mit einer 71 (-3) den zweiten Platz sicherte.
„Ich habe grundsätzlich sehr solide gespielt. Auf den Back Nine hab ich die Bälle ein Stück näher an die Fahne bekommen als auf den ersten neun Löchern und dann dementsprechend ein paar mehr Birdies gespielt. Insgesamt war mein Ball Striking sowohl gestern als auch heute sehr gut, weshalb ich trotz eines nervigen Dreiputts am letzten Loch motiviert in die Finalrunde blicke“, hatte Julius Wunsch viele Gründe, zufrieden und zuversichtlich zu sein.
Weitere zwei Schläge Rückstand hat vor der Finalrunde Leopold Heß. Der Spieler aus dem Junior Team Germany erlebte einen grundsoliden zweiten Wettkampftag. Fast alle Grüns erreichte der Holledauer in Regulation und beendete auch diesen Wettkampftag mit einer 73 (-1). Insgesamt liegt Heß damit zwei Schläge unter Par und ist damit auch schon der letzte Athlet, der unter Par die beiden ersten Runden gegangen ist.

Bingel verteidigt Führung

Sophie Bingel vom G&LC Berlin-Wannsee verteidigt ihr Führung auch am zweiten Tag und geht nach einer 77 (+3) am zweiten Tag auch mit gesamt drei über Par in die Finalrunde. Die Berliner Jugend-Nationalspielerin liegt nur einen Zähler vor Johanna Kirch. Die Athletin des Frankfurter GC hat ihre zweite 76 (+2) unterschrieben.
Rang drei teilen sich die beiden Athletinnen, die am zweiten Tag den besten Score des Tages unterschreiben durften. Lynette Evers vom GC Rheintal und Laura Zablotskaya vom GC Fehmarn brachten jeweils drei Birdies unter, musste aber auch jeweils drei Bogeys notieren.
Charlotte Kaesebier vom Thüringer GC Drei Gleichen Mühlberg stand im Livescoring lange Zeit ganz vorne. Drei frühe Bogeys hatte Kaesebier mit drei Birdies in Serie schon nach zehn gespielten Bahnen wieder ausgeglichen. In der Schlussphase rutschten dann aber noch ein Doppelbogey und zwei Bogeys auf die Karte, so dass die Ostdeutsche mit einer 78 (+4) noch auf den fünften Platz zurück fiel.

Cut der besten 27

Nach der zweiten Wettkampfrunde gibt es einen Cut. Nur jeweils die besten 27 Jungen und Mädchen und alle Schlaggleichen treten am Sonntag zur Finalrunde an.
Bei den Jungen liegt der Cut bei neun Schlägen über Par, bei den Mädchen reichen 17 Schläge über Par, um am Finalsonntag dabei zu sein.
Die Finalrunde beginnt am Sonntag in Garlstedt wieder um 8.00 Uhr. Der Leaderflight der Mädchen wird um 9.20 Uhr auf Tee 1 abschlagen, die besten drei Jungen starten eine halbe Stunde später an gleicher Stelle.
Sophie Bingel, Johanna Kirch und Laura Zablotskaya gehen gemeinsam als Leaderflight der Mädchen raus, aber dahinter ist das Feld sehr eng beisammen, so dass auch die Spielerinnen, die sich Rang zwölf teilen mit gesamt +9 nur drei Schläge hinter den Drittplatzierten liegen. Hier sind größere Verschiebungen durch die Ergebnisse der Finalrunde möglich.
Bei den Jungen sind die Abstände im vorderen Bereich etwas größer. Im Leaderflight sind mit Tim Brohl, Julius Wunsch und Leopold Heß die drei Athleten, die unter Par liegen. Dahinter gehen die Schlagzahlen relativ schnell auf deutlich über Par, aber auch bei den Jungen sind durch die eine oder andere tiefe Runde noch Änderungen im Klassement zu erwarten.

1996 in der Nachbarschaft

Inzwischen ist es 29 Jahre her, dass ein Reetdach-Haus in unmittelbarer Nachbarschaft zum Meisterschaftsplatz des Club zur Vahr, in Sichtweite von Bahn 18, im Zentrum eines großen Medienrummels stand.
Im Keller dieses Hauses wurde seinerzeit der in Hamburg-Blankenese lebende Multimillionär Jan Philipp Reemtsma von Kidnappern gefangen gehalten wurde. 33 Tage lang war Reemtsma in Garlstedt in einem isolierten Keller in der Hand seiner Entführer, ehe er gegen Zahlung eines Lösegelds in Höhe von 30 Millionen D-Mark wieder auf freien Fuß kam.
Anschließend geriet Garlstedt bei der Suche nach den Tätern in das Visier der Fahnder, mithin auch eines riesigen Aufgebots der Presse. Einen vergleichbaren Medienrummel hat es in dem kleinen Dorf nördlich Bremens vorher und nachher nicht gegeben.


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