Unvollendet
Garlstedt – Der erste Wettkampftag der Deutschen Meisterschaften der Altersklasse bis 18 Jahren begann auf dem idyllischen Course ruhig und mit relativ wenig Wind. Bis zum Mittag lebte dieser aber teils kräftig und böig auf, sodass die Anforderungen an die Athletinnen immer größer wurden.
Am Abend vor dem Turnierbeginn hatte der Club zur Vahr zur Players Night geladen. Peter Meyer, der 1. Vorsitzende, begrüßte die Talente aus ganz Deutschland herzlich, ehe die Schlacht am Grillbuffet sehr diszipliniert und gut organisiert geschlagen wurde.
Mädchen am Morgen
Ab 8.00 Uhr waren die 47 Mädchen gestartet. Früh zeigte sich, dass die 5.718 Meter mit Par 74 kein Spaziergang sind, denn nur kurzzeitig stand an der Spitze des Leaderboards eine rote Zahl. Am Ende der ersten Wettkampfrunde hatte einzig Sophie Bingel ihr Par gehalten. Die Athletin des G&LC Berlin-Wannsee war sehr solide unterwegs und erarbeitete sich zahlreiche Birdiechancen, war auf den Grüns aber nicht mit Fortuna im Bunde, sodass etliche Putts aus weniger als zwei Metern über die Lochkante geschaut haben, aber doch nicht fielen. Bingel war auf Tee 10 gestartet und musste auf dem 18. Grün ein Bogey notieren. Ende gut, alles gut – glich die Spielerin des Junior Team Germany ihren Score auf dem neunten Grün wieder aus und liegt zwei Schläge vor den ersten Verfolgerinnen alleine an der Spitze des Feldes.
„Heute war der Wind auf jeden Fall eine Herausforderung. Der Platz ist sehr eng und es gibt viele Bäume. Die Par 3 sind sehr lang und heute anspruchsvoll mit teilweise starkem Gegenwind“, fasste Bingel ihre Auftaktrunde zusammen.
Zweimal +2
Zwei Spielerinnen haben sich mit 76 (+2) Schlägen sehr gut in Position gebracht. Johanna Kirch vom Frankfurter GC glich die beiden Bogeys auf ihrer Front Nine, der eigentlichen Back Nine, mit zwei Birdies aus. Auf der zweiten Halbrunde gelang Kirch dies nicht mehr, nachdem sie zwei späte Bogeys kassierte.
„Der Wind hat es heute auf den oft engen Bahnen echt schwierig gemacht. Es ist hier wichtig, sich vom Tee aus gut zu platzieren, was bei mir heute gut geklappt hat. Der Platz ist schön und gleichzeitig herausfordernd. Es macht also wirklich viel Spaß, ihn zu spielen“, ist die Frankfurterin dankbar, diesen hervorragend gepflegten Platz spielen zu dürfen.
Ganz stark war auch Lilly Speer unterwegs. Die Athletin des GC Paderborner Land blieb nach frühen Bogeys auf den Löchern 3 und 6 ganz ruhig und ging nach Birdies auf den Löchern 7 und 8 Even Par auf die Back Nine. Lange blieb es dabei, ehe zum Ende der Runde noch einmal Farbe auf die Scorekarte kam. Das Bogey von der 15 glich die Ostwestfälin mit einem sauberen Birdie auf der 17 wieder aus. Der Drive auf der letzten Spielbahn ging verloren und so fiel Speer mit einem Doppelbogey doch noch auf zwei über Par zurück.
„Der Tag war durchwachsen. Mein Putten war Fluch und Segen zugleich. Ich habe ein paar Putts liegen gelassen, aber auch zwei längere gelocht. Die Grüns haben eine echt angenehme Geschwindigkeit und lassen sich gut putten. Der Platz lässt sich ganz gut spielen, bietet aber nicht viele offensichtliche Birdiechancen. Der Wind hat es heute noch anspruchsvoller gemacht“, fasst Lilly Speer ihre Runde sachlich zusammen.
Gewitterunterbrechung
Die Jungen waren erst am Mittag in ihre Auftaktrunde gestartet und hatten dadurch das Nachsehen, als ein Gewitter, langgezogen von den Niederlanden kommend, über Niedersachsen zog. Die Spielleitung musste das Spiel für 80 Minuten unterbrechen. Nach Wiederaufnahme ging es im Regen für die Jungen weiter, aber die Zeit reichte nicht mehr, um alle Flights ins Clubhaus zu bringen.
Als der wolkenverhangene Himmel das letzte Tageslicht schluckte, standen noch 13 Youngster auf dem Platz. Diese müssen ihre erste Runde am frühen Samstagmorgen auf den letzten Bahnen beenden.
Viermal -1
Auch wenn noch nicht alle Jungen ihre Auftaktrunde beendet haben, gibt es ein Quartett mit einem Score unter Par: Julius Wunsch vom GC Chemnitz, Mika Kirschstein vom Oldenburgischen GC, Leopold Heß vom G&LC Holledau und Tim Brohl vom GC Rhein-Sieg haben alle eine 73 (-1) unterschrieben.
Tim Brohl machte als amtierender Deutscher Vizemeister der offenen Altersklasse in Bremen da weiter, wo er in Trier aufgehört hatte. „Ich habe eigentlich wenig Fehler gemacht, außer an Loch 6. Der Platz ist relativ eng und die Verhältnisse waren auch nicht so gut. Die Par 3 sind relativ schwierig! Durch das Abgehen der Länge passieren auch ein paar Fehler, was doof ist“, erklärt Brohl seine Gedanken zum Tag mit zwei Bogeys, einem Birdie und einem Eagle auf Loch 12.
Mika Kirschstein brachte satte fünf Birdies unter, kassierte aber auch vier Bogeys: „Heute waren mein Eisen und Wedges ganz gut, wodurch ich relativ viele und gute Birdiechancen hatte und nach schlechten Abschlägen, die heute das Problem waren, noch das Par retten konnte. Die schmalen Landezonen vom Tee machen den Platz relativ schwer, vor allem, weil Fehlschläge oft durch die Bäume bestraft werden.“
Julius Wunsch, der seit 2024 mit dem ehemaligen Tour-Profi Sven Strüver als Coach zusammenarbeitet, hat innerhalb von sechs Löchern vier Birdies gespielt, musste aber auch je ein Bogey und ein Doppelbogey notieren. Seine Abschläge platzierte der Chemnitzer meist mit einem Eisen 3 und hatte damit durchaus Erfolg: „Meine Bälle vom Abschlag waren sehr konstant und haben mir dementsprechend viel Selbstvertrauen für mein restliches Spiel gegeben. Der Platz ist sehr herausfordernd, da schlechte Schläge direkt bestraft werden. Glücklicherweise wurde ich heute wegen meines soliden Spiels nicht so oft bestraft und konnte dann gut weiterspielen.“
Leopold Heß aus dem Junior Team Germany mischte fünf Birdies mit vier Bogeys und freute sich nach dem letzten Putt über seine gute Leistung: „Heute war einfach alles sehr konstant. Vor allem meine Abschläge waren ganz gut. Die größte Herausforderung auf dem Platz ist es, vom Tee aus gut zu liegen und sich immer eine gute Position für den nächsten Schlag zu geben.“
Startzeiten
Am zweiten Wettkampftag werden die 13 Jungen, die ihre Runde wegen Einbruch der Dunkelheit noch nicht ganz beenden konnten, um 8.00 Uhr wieder auf dem Platz stehen – wie aber auch alle anderen Jungen, die in der gleichen Zusammensetzung wie in Runde eins dann in die zweite Runde starten werden.
Die Mädchen gehen ab 12.20 Uhr ebenfalls wieder von den Tees 1 und 10 raus, starten aber schon gemäß der bisher erspielten Ergebnisse.
Historisch
Der Club zur Vahr ist ein Gründungsmitglied des Deutschen Golf Verbands. Nach Gründung im April 1905 wurde zunächst auf sechs Bahnen Golf gespielt. Schon ein Jahr später war in Bremen der Ausbau auf neun Löcher fertiggestellt.
Das erste Freundschaftsspiel fand am 22. September 1912 in Hamburg-Flottbek statt. 1922 wurde der erste „Hanseaten-Pokal“ ausgetragen. Dieser Vergleichswettkampf zwischen den beiden großen Traditionsclubs des Nordens hat bis heute im Club zur Vahr und beim Hamburger GC einen festen Platz im Turnierkalender, auch wenn sich sportlich die Wege etwas getrennt haben.
Am 1960 wurde das Gelände in Garlstedt gepachtet und schon 1961 mit dem Bau des Meisterschaftsplatzes begonnen. 1962 konnten die ersten neun Löcher eröffnet werden, im Laufe des Jahres 1963 waren alle 18 Löcher bespielbar.
Die ersten großen Turniere ließen nicht lange auf sich warten. Dreimal war die German Open zu Gast. 1971 sicherte sich Neil Coles den Titel. Der Engländer brachte das Kunststück fertig, in sechs Jahrzehnten jeweils ein Profiturnier zu gewinnen.
1975 hieß der Sieger Maurice Bembridge. 1985 gewann Bernhard Langer im Club zu Vahr. Im gleichen Jahr holte sich der Ausnahmegolfer, der inzwischen zum Ehrenmitglied des DGV ernannt wurde, auch den Sieg beim Masters in Augusta.
Mehrspartenverein
Der Club zur Vahr hat in den Sportarten Golf, Hockey und Tennis insgesamt mehr als 4.000 Mitglieder. Auch beim Deutschen Hockey-Bund war der Bremer Großverein Gründungsmitglied.
Die Mannschaften des Club zur Vahr haben 2025 beide in der 2. Bundesliga gespielt. Bei den Frauen, die den dritten Platz erreicht haben, spielt unter anderem Antonia Eberhard, die früher selbst Nationalspielerin im Golf Team Germany war und heute als Mentaltrainerin mit den männlichen Nachwuchskadern arbeitet.
Bei den Herren ist der ehemalige Jugend-Nationalspieler Nick Mattner der Trainer des Bremer Teams. Auf Rang vier wurde der Klassenerhalt in der 2. Bundesliga verpasst.






