Johanna Kirch vom Frankfurter GC gewinnt in Bad Saarow die Bronzemedaille | © DGV/stebl

Kirch holt Bronze

Bad Saarow – Schon vor der Finalrunde war Johanna Kirch auf Rang drei die beste Deutsche im Feld. Die Athletin, die in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf für den Frankfurter GC in der 1. Bundesliga spielt, hatte noch nie bei einem internationalen Turnier dieses Formats mitgespielt und war nach zwei Runden überglücklich, sich mit zweimal 73 (Even Par) Schlägen eine so gute Ausgangslage im Kampf um Sieg und Medaillen erspielt zu haben.

Kirch hat schon einige Siege bei kleineren Turnieren wie der Golfing Knights Junior Open oder den Lake Constance Junior Games eingefahren, aber dieses große Turnier mit Athletinnen aus 18 Nationen war dann doch eine ganz andere Hausnummer. 

 

Mit Kirch starteten im Leaderflight die Engländerin Charlotte Naughton und die Italienerin Natalie Aparicio. Naughton hatte zwei Schläge Vorsprung auf Aparicio und weitere zwei Schläge auf die Frankfurterin.

Im Verlauf der Runde musste sich die Britin aber vor allem gegen die rasant gestartete Angela Revuelta verteidigen. Die Spanierin legte ähnlich los, wie am ersten Wettkampftag, als sie nach acht Löchern fünf unter Par lag. Auf der Finalrunde knallte das spanische Talent, wieder auf der Front Nine Birdie auf Birdie auf den Palmer Course und lag erneut nach acht Löchern fünf unter Par. Auf Bahn 9 gab es dann für Revuelta – wie am ersten Tag- einen Dämpfer, wenn auch mit einem Bogey leichter zu verkraften, als der „Triple“ am ersten Tag. Den Rest der Runde konzentrierte sich die amtierende spanische Meisterin der U14 darauf, ihren Score stabil zu halten. Neun Löcher in Par waren der Lohn und so reichte es am Ende nach 73, 74 und 69 (-4) Schlägen für die Silbermedaille. Besser war an diesem Tag niemand.

 

Letztlich souverän

 

Natalie Aparicio verabschiedete sich direkt auf Loch 1 erstmal mit einem Triplebogey aus dem Kreise der Medaillenanwärter, sammelte sich dann aber und kletterte mit drei Birdies in Serie auf den Löchern 4, 5 und 6 auf dem Leaderboard wieder zurück in Richtung Spitze. Danach kamen dann aber noch einige höhere Zahlen auf die Karte, so dass die Italienerin nach Runden mit 76, 68 und 78 Schlägen auf den siebten Platz kam.

Charlotte Naughton hatte dagegen mit einem Bogey auf Loch 2 früh etwas Boden verloren, blieb aber cool und legte auf ihrer Front Nine noch zwei Birdies nach, so dass sie beim kreuzen auf die Back Nine wieder zwei Schläge vor der ersten Verfolgerin lag. Mit Birdies auf den Löchern 11 und 13 erhöhte die 17-Jährige ihren Vorsprung wieder kräftig. Zwei noch folgende Bogeys änderten nichts man am Start-Ziel-Sieg der Athletin, die im Longhirst Hall GC nördlich von Newcastle ihre sportliche Heimat hat.

Als die Nordengländerin auf dem 18. Grün ihren Putt zum Par versenkt hatte, war ihre Freude zunächst nicht erkennbar. Sie wusste schlicht und ergreifend gar nicht, dass sie den bislang größten Titel ihrer Karriere gewonnen hatte, weil sie sich nur auf ihr Spiel, nicht aber auf die Scores der Konkurrentinnen konzentriert hatte. Erst, als eine Betreuerin des englischen Teams ihr zum Sieg gratulierte, fiel die Spannung ab und es wurde britisch-dezent gejubelt.

 

Kirch auf Platz drei

 

Johanna Kirch erlebte ebenfalls ihren bislang sportlich größten Tag. Die Frankfurterin, die ihre Mitbewerberinnen vom Tee ein ums andere Mal deutlich kurz gelassen hatte, musste schon auf Bahn 2 ein Bogey notieren, blieb an diesem kalten und regnerischen Tag aber cool und holte mit Birdies auf den Löchern 6 und 7 wieder auf. Nach zwei weiteren Bogeys blieb der Zähler nach zuvor zweimal Even Par (73) nun auf 74 Schlägen stehen. Dieser grundsolide Score reichte, um den geteilten dritten Platz zu belegen. Da es nach Ausschreibung kein Kartenstechen gibt, bekam die 17-Jährige ebenso die Bronzemedaille, wie die schlaggleichen Olivia Holmberg (Schweden) und Christina Jacobsen (Dänemark).

 

Die Jüngste

 

Helena Baraka schaffte es als jüngste Teilnehmerin des Feldes, sich mit 75 und 74 Schlägen auf Rang acht als zweitbeste Deutsche für die Finalrunde zu qualifizieren. Der Finaltag begann für das Talent vom GC München-Riedhof mit einem Birdie zwar sehr vielversprechend, aber angesichts der schwierigen Bedingungen musste die 13-Jährige mehrere hohe Hausnummern notieren. Rang 14 ist aber für die junge Athletin aus der Golfer-Dynastie Langer/Baraka absolut als großer Erfolg zu werten.

Zwei weitere Deutsche teilten sich den 14. Platz mit Helena Baraka: Emilia Schneider (75, 76, 76) und Yoo Jin Bae (77, 73, 77), die beide für den GC St. Leon-Rot spielen.

Besser als dieses Trio war in der Endabrechnung noch Sophie Bingel. Die Spielerin des G&LC Berlin-Wannsee brachte immerhin vier Birdies unter, musste allerdings auch sieben Bogeys notieren. Nach Runden mit 77, 73 und 76 Schlägen kam die Berlinerin auf den elften Platz.

 

Dank und Hoffnung

 

Im Rahmen der Siegerehrung bedankte sich Marcus Neumann, Vorstand Sport im Deutschen Golf Verband, bei Johannes Redmer, dem Manager des GC Bad Saarow. Für ein Turnier parallel zwei Plätze im Weltklasseformat nutzen zu können, ist außergewöhnlich. Viele der Coaches der insgesamt 25 Nationen, die beim Turnier von Boys und Girls am Start waren, hatten lobende Worte gefunden und ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, dass auch in den kommenden Jahren dieses Turnier für die besten Talente Europas auf den von Nick Faldo und Arnold Palmer entworfenen Plätzen stattfinden wird. Beide Plätze bieten viele Möglichkeiten, wertvolle Skills zu lernen und sehr selektiv Wettkampfgolf auf höchstem Niveau zu spielen.


Stimmen vom Tag

 

Charlotte Naughton freute sich riesig, ihren bislang größten Erfolg feiern zu dürfen: „Dieser Sieg bedeutet mir sehr viel. Ich habe sehr viel Arbeit investiert und bis stolz darauf, dass sich diese nun auszahlt. Die Putts waren heute der stärkste Teil meines Spiels. Ich habe nicht an die anderen Spielerinnen oder deren Scores gedacht, sondern habe einfach mein Spiel gespielt. Für diese Saison habe ich mir vorgenommen, noch mehr Turniere zu gewinnen. Das große Ziel ist es, Profi zu werden und auf der LPGA Tour zu spielen.“

 

Johanna Kirch war angesichts der Chance, im Leaderflight spielen zu können, nicht übermäßig nervös: „Ich hatte die beiden letzten Tage gut gespielt und bin mit viel Selbstvertrauen in den Finaltag gegangen. Ich hatte Lust, vorne mitzuspielen und habe daran geglaubt, vorne angreifen zu können. Die Siege bei den Global Juniors hatten mit schon viel Selbstvertrauen gegeben. Darauf kann man aufbauen. Man muss hier einen langen Ball hauen, um sich in gute Positionen bringen zu können. Das liegt mir. Die Grüns sind onduliert. Das liegt mir ebenfalls gut, denn ich lese die Puttlinien gut. Für die Bundesliga gibt dieser Erfolg sicher meiner Mannschaft zusätzliches Selbstvertrauen, denn wir sind alle zur Zeit gut drauf. Auf diesem Platz hier vor dem Heimspieltag nächstes Wochenende gut zu scoren, hilft bestimmt, denn die beiden Plätze haben durchaus Ähnlichkeiten.“

 

Marcus Neumann strahlte mit der Abendsonne von Bad Saarow um die Wette: „Ich bin total happy! Wir haben mit 25 Nationen auf diesen beiden Weltklassegolfplätzen wieder an die großen Jahre dieses Turniers angeknüpft, um zumindest auf dem Kontinent das beste Turnier für die U18 zu organisieren. Hier werden wir in den nächsten Jahren noch etwas nachbessern, um dieses Turnier zu einem absoluten Höhepunkt für die Jugend Europas zu machen. Mein Dank gilt dem GC Bad Saarow, dass wir diese phantastische Anlage hier nutzen dürfen, um einem so hochkarätigen Teilnehmerfeld eine Möglichkeit zu bieten, sich auf selektiven Plätzen weiter zu entwickeln. Beeindruckend war, dass das Gesamtpaket für alle Gäste gepasst hat.“

 

Erinnerungen

 

Diese erste Ausgabe der German International Amateur Championship Boys & Girls in Bad Saarow weckte Erinnerungen. Erinnerungen an legendäre Turniere, die auf der großartigen Anlage am Ufer des Scharmützelsees stattgefunden haben und bei allen, die vor Ort dabei waren, auf immer als große Feste des Golfsports in Erinnerung bleiben werden.

1994 wurde der Palmer Course eröffnet, zwei Jahre später folgte der Faldo Course. Im Jahr 2000 war der Deutsche Golf Verband Gastgeber der Team-WM und lud die Welt nach Bad Saarow ein. Die Herren der USA und die Damen aus Frankreich sicherten sich damals die Titel.

Auch bei der Team-EM der Herren, die 2018 auf dem Faldo Course ausgetragen wurde, schätzten die Aktiven und Organisatoren die kompakte Anlage, auf der mehr als 150 Zimmer im Hotel zur Verfügung stehen und so für sehr kurze Wege sorgen. Finnland war damals als Überraschungssieger nach Hause geflogen.

Etwas Wehmut kommt auf, wenn man an die beiden bislang letzten Auflagen der traditionsreichen German Open denkt, die 1998 und 1999 auf dem Faldo Course ausgetragen wurden. Sieger waren damals Stephen Allen (Australien) und Jarmo Sandelin (Schweden).

Über viele Jahre wurde vor der Gründung der Deutschen Golf Liga die 1. Liga der Deutschen Mannschaftsmeisterschaften mit Damen und Herren vor den Toren von Berlin ausgetragen. Die knisternde Atmosphäre, die durch zwei große Meisterschaften zeitgleich an selben Ort entsteht, ist grandios und ist nun auch bei dieser GBG zu spüren. Ein so großes Turnier für Mädchen und Jungen auf zwei herausragenden Plätzen an einem Ort zu organisieren, ist eine Herausforderung. Beim GC Bad Saarow mit dem großen Hotel auf der Anlage sind die Voraussetzungen hierfür ideal.

 

Verlorener Colt

 

Lange, bevor die aktuellen drei Plätze des GC Bad Saarow gebaut wurden, wurde im Südosten von Berlin schon Golf gespielt. Nach den Plänen des legendären Golfplatz-Architekten Harry S. Colt wurde unter Anleitung von Bernhard von Limburger ab 1929 eine 9-Loch-Anlage für den GC Saarow-Scharmützelsee gebaut. Prominentes Mitglied war Box-Weltmeister Max Schmeling.

Der 2. Weltkrieg und die darauf folgenden Jahre im Sozialismus ließen diesen Platz nicht überleben, so dass es erst in den Neunziger Jahren wieder Golf am Scharmützelsee gab. Wer die Meisterwerke von Harry S. Colt kennt, kann erahnen, was am Südrand von Berlin der Golfwelt verloren gegangen sein muss, als der Platz zerstört wurde.

 

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