Deutschland in der Pole-Position
Deutschland war bei den European Young Masters schon immer eine Erfolgsgeschichte. Seit 1995 findet das U16-Mixed-Team-Event statt. Schon sieben Mal holte Deutschland am Ende den Titel in der Teamwertung. Nur Spanien ist mit acht Siegen noch erfolgreicher. In den vergangenen drei Jahren ging Deutschland jedoch leer aus. Diese Serie wackelt jedoch. Nach zwei Runden im RCF La Boulie bei Paris führt Deutschland nämlich die Teamwertung an. Das Quartett um Laetitia Leisinger, Yoo Jin Bae, Bjarne Murr und Colin Bärmann könnte also am Samstag dafür sorgen, dass Deutschland mit Spanien in der Nationenwertung gleichzieht.
Die Jungen am Vormittag
Nachdem die Jungen am ersten Tag noch am Nachmittag an der Reihe gewesen waren, legten sie am Freitag vor. Sowohl Murr als auch Bärmann starteten von der Zehn und kamen gut in ihre Runde. Murr, in Fürstenfeldbruck geboren, notierte Birdies auf den Löchern elf und 16, ehe er auf den ersten neun Löchern des altehrwürdigen Parkland-Kurses einen weiteren Schlaggewinn auf Loch fünf nachlegte. Nach einer 71 (-1) in der ersten Runde wusste der Spieler vom Münchener GC auch in der zweiten Runde zu überzeugen und kam mit einer bogeyfreien 69 (-3) ins Clubhaus. Damit verbesserte sich Murr auf den geteilten dritten Rang in der Einzelwertung (-4).
Nur einen Zähler dahinter folgt der gebürtige Kieler Bärmann. Auch er benötigte am Freitag 69 Schläge (-3), nachdem er auf seinen ersten neun Löchern drei Birdies notiert und auf seinen Back Nine drei Bogeys mit ebenso vielen Birdies ausgeglichen hatte. Damit ging es für Bärmann auf den alleinigen fünften Platz bei -3.
Der Abstand zu den Führenden ist für beide deutschen Spieler jedoch beträchtlich. Dies liegt vor allem an der bislang überragenden Vorstellung des Tschechen Stepan Plasek, der mit Runden von 67 und 68 Schlägen komfortabel in Führung liegt. Mit einem Gesamtergebnis von -9 hat er drei Schläge Vorsprung auf den Zweitplatzierten Kai Notteboom aus der Schweiz. Rang drei teilen sich Murr und der Spanier Samuel Love Li.
Bae mit großartigem Comeback
In der Einzelwertung der Mädchen sind die deutschen Titelchancen etwas höher einzuschätzen. Dort geht Bae nämlich mit nur drei Schlägen Rückstand auf die Führende, Ellie Lichtenhein aus England, ins Finale. Für diese vielversprechende Ausgangslage waren ganz schön viele Comeback-Qualitäten von der gebürtigen Südkoreanerin gefragt, die für den GC St. Leon-Rot spielt. Bae lag nach neun gespielten Löchern nämlich drei Schläge über Par. Doch auf ihren zweiten Neun kämpfte sie sich mit vier Birdies bei nur einem Bogey zurück und kam mit einer 72 (Par) ins Clubhaus. Auf dem Leaderboard der Einzelwertung bedeutete dies eine Verbesserung um einen Platz auf T3 (-1).
Für Leisinger ging es dagegen in die andere Richtung. Ein Doppel-Bogey und sechs Bogeys bei nur einem Birdie resultierten in einer 79 (+7). Damit teilt die Teamkollegin von Bae den 30. Rang bei +10.
Deutschland auf Eins
Die mehr als erfreulichen Einzelergebnisse der Junioren des Team Germany führen zu einem Zwischenstand in der Teamwertung, der begeistert. Wie schon am Vortag brachten Murr, Bärmann und Bae ihre Rundenergebnisse in die Wertung ein, sodass das Trio dafür sorgte, dass Deutschland mit -8 die Führung übernehmen konnte. In der zweiten Runde blieb das deutsche Team sechs Schläge unter Par und verdrängte damit Tschechien (-7) von Platz eins. Mit England folgt bei -6 bereits die nächste Nation. Das Finale bei den European Young Masters 2025 im RCF La Boulie verspricht also jede Menge Spannung. Immerhin könnte Deutschland Historisches schaffen und in der ewigen Rangliste mit Rekordsieger Spanien gleichziehen.
Bundestrainer Proske: „Wir sind fit für die letzte Runde“
Angesichts des Zwischenstands fiel das Fazit von Bundestrainer Pascal Proske natürlich mehr als positiv aus: „Die Jungs waren mit ihren drei unter Par sehr gut drauf und liegen jetzt auch in ihrem individuellen Ranking weit vorne. Auch Yoo Jins Runde war sehr stabil. Vor allem, wie sie sich hinten raus auf Even Par zurückgekämpft hat. Die Grüns werden immer besser bekannt, weshalb auch mehr Putts gefallen sind. Es wurden weniger Fehler gemacht."
Proske sieht auf den Grüns sogar noch etwas Luft nach oben: „Die Tendenz bleibt die gleiche. Nach den heute ausgelassenen Chancen wird morgen der eine oder andere Birdie-Putt mehr fallen.” Mit Blick auf Leisingers Vorstellung ist Proske optimistisch, dass es am Finaltag wieder besser läuft: „Auch Laetitia hat gekämpft. Wir haben heute ein, zwei Lösungsansätze gefunden, damit sie morgen nachlegen kann. Ich werde sie auf der Runde auch ein bisschen begleiten.“
Obwohl nur drei der vier deutschen Teilnehmer um den Einzeltitel spielen und auch nur drei Runden für die Teamwertung gezählt werden, hofft man im besten Fall auf vier starke Tagesleistungen. Proske weiter: „Im Endeffekt haben wir jetzt drei Spieler bzw. Spielerinnen, die um den Individualtitel kämpfen. Als Team wollen wir natürlich im besten Fall vier gute Ergebnisse erzielen, um uns in der Teamwertung zu behaupten und vorne mitzuspielen. Wir freuen uns auf den Tag, sind alle gut gelaunt, haben uns jetzt noch einmal regeneriert und sind fit für die letzte Runde.“
Platz
La Vallée im RCF La Boulie, 1901 als erster Golfplatz der Pariser Region gegründet und von Willie Park Jr. entworfen, gilt als technischer und geschichtsträchtiger Kurs, auf dem 1906 die erste French Open stattfand. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde er 1951 originalgetreu wiederaufgebaut und war seither Austragungsort zahlreicher großer Turniere, darunter 19 French Opens und der Weltmeisterschaft 1963. Der hügelige, enge Par-72-Platz mit tiefen Bunkern und schwierigen Grüns fordert höchste Präzision – der Platzrekord von 61 stammt von Severiano Ballesteros aus dem Jahr 1986.
Geschichte
Als 1995 die erste Auflage des European Young Masters ausgetragen wurde, sicherte sich Sergio García den Einzelsieg bei den Jungen und das spanische Team gewann ebenfalls in Wentworth, England. 2001 war Deutschland erstmals Gastgeber. In Augsburg sicherte sich Frankreich die Goldmedaille. Auch 2002 und 2003 war der GC Augsburg Austragungsort. Der Sieg ging beide Male an Spanien. Der erste deutsche Sieg datiert aus dem Jahr 2006, als im steirischen Murhof gespielt wurde. Max Kieffer gewann bei den Jungen, Saskia Hausladen bei den Mädchen und Deutschland auch die Teamwertung.
2013 und 2014 war der Hamburger GC Gastgeber. 2013 gewann England, 2014 gab es wie schon 2006 eine deutsche Dominanz: Max Schmitt und Alexandra Försterling gewannen die Einzelwertung und das Team holte sich ebenfalls Gold. 2019 gewann Paula Schulz-Hanßen die Einzelwertung der Mädchen in Tschechien und Deutschland holte auch den Team-Titel. Ein ähnliches Bild zeigte sich ein Jahr später, wieder in Tschechien. Dieses Mal war es Emilie von Finckenstein, die bei den Mädchen gewann und das Team zum Sieg führte. 2021 gab es in Finnland Gold für Helen Briem und auch für das Team.








