Per Triple-Führung ins Finale
Im Feld der Damen kann die Falkensteinerin Franca Fehlauer (Hamburger GC) einen starken Erfolg verbuchen und münzt den zwischenzeitlichen Rang zwei um: Die frühere Tour-Proette wird mit insgesamt 149 Schlägen (+5) als Führende in den Finaltag starten. Ihr folgt Evelyn Steeb (G&LC Schloß Liebenstein) mit 152 Schlägen (+8), die sich mit einer 75 (+3) von dem geteilten fünften Rang vorgespielt hat. Den dritten Rang teilen sich mit jeweils 154 Schlägen (+10) zwei alte Bekannte: die Nationalspielerinnen Alexandra Kölker (GC Bergisch Land) und Silvia Wilms (Münchener GC).
Gerade Silvia Wilms jedoch, kann mit ihrem Ergebnis nicht zufrieden sein - ging sie doch als Führende in diesen zweiten Turniertag. Das Doppel-Par auf ihrer 13. Bahn - dem Loch 4 - war schlichtweg unglücklich. Sowohl der Drive als auch der provisorische Ball gingen rechts in den Wald. Ball eins war gänzlich weg und Ball zwei lag tot am Baum. Ohne diese Situation hätte Wilms wohl noch die Chance auf eine passable Runde gehabt. Nun heißt es vielmehr „Prinzip Hoffnung“.
Sonne ohne Nacht
Und Franca Fehlauer? Die sieht ihre aktuelle Spitzenposition eher gelassen: „Ich komme vor allem, um zu spielen. Was soll ich auch anders machen? Die Stärken, die ich habe, werde ich ausspielen. Und die Schwächen ganz bestimmt ebenfalls. Das ist meine absolute Einstellung.“ Dabei hat das Spiel an diesem zweiten Turniertag unter etwas besonderen Bedingungen gestanden. Zwar stiegen die Temperaturen nicht weit über die 25-Grad-Marke und im Schatten mag es durchaus auch kühl gewesen sein. Doch die Sonne zeigte sich mit einer wahnsinnigen Stärke und glühte förmlich.
Das brachte die in Führung liegende Norddeutsche zu ihrer ganz eigenen Einschätzung: „Ich weiß nicht, wie es den anderen ging, aber ich fand es heute anstrengend. Ich meine, wir haben hier einen tollen Platz und es hat wirklich Spaß gemacht. Allerdings habe ich auch versucht, mich Schlag für Schlag zu resetten. Es war unfassbar heiß - ich bin das in diesem Jahr einfach noch nicht gewohnt gewesen.“ Dass sie die Runde letztendlich für sich nutzen konnte, liegt sicher auch ihrer geistigen Stärke. Als hauptberufliche Mentaltrainerin dürfte ihr genau dieses Detail allerdings im Blut liegen.
Der Blick auf Fehlauers jüngsten Erfolge ist übrigens imposant: Erst seit drei Jahren spielt die ehemalige Berufsgolferin überhaupt wieder und wurde dabei im Jahr 2022 Deutsche Mannschaftsmeisterin der Jungsenioren. In 2023 wurde sie Vizemeisterin bei dem DMM AK 50 und 2024 holte sie schlaggleich mit der Irin Laura Webb den Sieg bei den Internationalen Spanischen Meisterschaften AK 50.
Tor zu einer anderen Welt
Zwischen den Ergebnissen der früh gestarteten Damen und der erst am Mittag gestarteten Herren war genug Zeit, um Clubmanager Andreas Röhrl ein Statement abzuringen. Dabei war dieser unter anderem als Vor-Caddy auf dem Platz unterwegs. Röhrl erklärt, wie der St. Eurach L&GC zu dem Turnier gekommen ist: „Wir hatten viele Gründe, uns für eine nationale Meisterschaft zu bewerben. Zum einen war es ein idealistischer Antrieb: Bei vielen Clubs sind die Meisterschaften eher unbeliebt, weil sie viele Einschränkungen für die Mitglieder bedeuten.
Gleichzeitig ist es aber wichtig, dass es Clubs gibt, die sich für so große sportliche Wettbewerbe zur Verfügung stellen. Wenn es keiner macht, würden die Turniere aussterben. Wir wollen auf der Seite des Sports stehen. Und wir wollen auch zukünftig nationale und regionale Meisterschaften ausrichten. Klar ist auch: Wir wollen an unseren Aufgaben wachsen und vielleicht noch größer werden.
Den Meisterschaftsplatz des St. Eurach L&GC beschreibt Röhrl wie folgt: „Das hier ist ein sportlich anspruchsvoller Platz. Man kann nie wirklich durchatmen und wenn irgendein Teil des eigenen Spiels nicht funktioniert, kommt man nicht gut durch. Dazu kommt ein Detail, das man nur auf wenigen Plätzen findet: Der Platz spielt sich ohne Rough.“ Genau diese Erfahrung hatte Silvia Wilms auf jeden Fall schon machen dürfen.
Was aber in jedem Fall ein Trost ist: Der Blick. Denn der geht von den Allgäuer Alpen bis ins Berchtesgadener Land und mitunter bis zur Zugspitze hoch. Das bestätigt auch der Clubmanager: „Wenn man das erste Mal am Clubhaus vorbeigeht und in die Ferne schaut, ist es, als wenn man eine andere Welt betritt. Neben der herrlichen Kulisse begleitet einen dann nur noch Natur und Vogelgezwitscher.“

Dreifach-Führung bei den Herren
Nach dem Vogelgezwitscher nun aber zum Feld der Herren: Da liegt Erfolg vor allem in der Interpretation. Der bislang führende Marc Mazur (GSV Düsseldorf) steht nach diesem zweiten Turniertag weiterhin an Platz eins seiner Konkurrenz. Mit seinen 144 Schlägen (Even Par) geht er als Führender in den Finaltag. Allerdings tut er dies nicht alleine, denn es haben gleich zwei Spieler zum ihm aufgeschlossen. Michael Maletz (Marienburger GC) spielte sich mit seiner zweiten Par-Runde von T5 auf T1. Und der als Titelverteidiger gestartete Felix Banzhaf (Frankfurter GC) konnte sich mit einer 71 (-1), einer der besten Runden des Tages, von seinem geteilten siebten Platz auf T1 vorspielen.
Diese drei Topspieler mögen in der Gruppe der Führenden starten. Doch es gibt noch weitere Wettbewerber, die sich ernsthafte Chancen auf den Sieg oder zumindest Edelmetall machen dürfen. So steht Maximilian Rehm jr. (GC Feldafing), der ebenfalls eine 71 unterschreiben konnte, mit 146 Schlägen auf Rang vier. Und auf T5 steht mit Florian Bruhns (G&LC Berlin-Wannsee), Christian Domin (Hamburger GC) und Marc vom Hagen (GC Bad Nauheim) ein weiteres ambitioniertes Trio parat, das seinerseits 147 Schläge auf dem Konto hat und damit lediglich drei Zähler hinter den Führenden liegt.
Das Wetter zur Finalrunde soll nochmals sonnig werden, auch wenn die deutsche AK-50-Elite dann „nur noch“ knappe 12 Sonnenstunden erwarten darf. Der dritte und entscheidende Turniertag beginnt für die Damen um 08:00 Uhr - für die Herren um 08:30 Uhr. Die Leaderflights gehen um 09:20 Uhr (Damen) beziehungsweise 09:40 Uhr (Herren) von Abschlag 1 auf die Runde.