California Feeling
Kaliforniens Süden ist für viele Golfer der Ort ihrer Träume. Was sie – speziell im Winter – lockt sind stabiles Wetter, Top-Golf, erstklassige Hotellerie, der Pazifik an der einen und die Ausläufer der Santa Rosa-Berge an der anderen Seite. Dazu eine quirlige, jugendliche, moderne Atmosphäre, die wenig gemein hat mit den klassischen Golf-Communities für Rentner wie man sie aus Florida kennt.
Um es gleich vorwegzunehmen: Preisgünstig ist diese Kombination nicht. Wer sich im Dreieck zwischen San Diego, Carlsbad und Palm Springs bewegt, kann im Ritz-Carlton, Waldorf Astoria, Hyatt oder Fairmont-Hotel, absteigen. Zahlreiche der großen Hotelmarken haben sich hier direkt neben den Top-Golfanlagen angesiedelt. Und auch bei den Golfanlagen gilt: Erste Adressen, die man von den Turnierkalendern der Profitouren kennt, finden sich problemlos.
Sepp Straka gewann im Februar The American Express auf dem Stadium Course von La Quinta in Palm Springs. Auf dem South Course von Torrey Pines gastierte die US PGA Tour 2025 bereits zweimal. Von 2010 bis 2022 richtete die LPGA Tour zuerst die Kia Classic, dann die JTBC Classic im Aviara Golf Club aus. Jon Rahm und Xander Schauffele nützen den Grand Del Mar Golf Club als Trainingsstätte.

Wer als Greenfeegast eine Runde auf einer der Golfanlagen zur Prime Time vormittags spielen will, muss mit einer Rate von 300 bis 350 Dollar rechnen. Preisgünstiger wird es, wenn man sich in eines der angegliederten Hotels einbucht, die Packages offerieren, oder sich die weniger begehrten Startzeiten am frühen Nachmittag schnappt. Dann kommt man auch mit einer Rate von unter 200 Dollar davon. Allerdings rufen die Hotels zur Hochsaison auch Zimmerraten jenseits von mindestens 300 Dollar die Nacht auf.
Wer glaubt, angesichts dieser Preise auf vergleichsweise leere Golfanlagen zu stoßen, täuscht. Allein in PGA West werden – fast ausschließlich in den Wintermonaten – 315.000 Runden Golf gespielt, erklärt Ben Dobbs, Executive Direktor von PGA West mit seinen insgesamt neun Golfplätzen. Vier davon sind allerdings den rund 2000 Mitgliedern vorbehalten. Auf den anderen fünf Plätzen herrscht in der Hochsaison von Anfang November bis Ende März Hochbetrieb. Die Tatsache, dass morgens aufgrund der Dunkelheit kaum vor acht Uhr gestartet werden kann, ab 1.30 Uhr 18-Löcher-Runden aber kaum komplett gespielt werden können, sorgt in PGA West wie auf den anderen Golfanlagen im Süden Kaliforniens für eine natürliche Verknappung des Angebots.
Dabei unterscheidet sich PGA West ohnehin erheblich von den anderen Top-Anlagen an der Küste zwischen Carlsbad und San Diego. Seit der Eröffnung des ersten Golfplatzes 1924 wurden in dem flachen Tal mit knapp 25.000 Hektar Fläche rund 120 Golfplätze gebaut. Um die 50.000 Personen wohnen hier und genießen – meist in Zweitwohnungssitzen – im Winter die Sonne und die trockene Luft.

Im La Quinta Hotel, dem seit seiner Eröffnung 1926 mit Abstand bekanntesten Hotel Palm Springs, traf sich über Jahrzehnte Hollywoods Elite. Die abgeschiedene Lage in den Ausläufern der Santa-Rosa-Berge bot Prominenten die gewünschte Privatsphäre und Ruhe abseits des Rampenlichts. Zudem lag das Hotel innerhalb der "Zwei-Stunden-Regel" der Filmstudios, die es Schauspielern erlaubte, sich nicht weiter als zwei Stunden von Hollywood zu entfernen, um bei Bedarf schnell zurückkehren zu können. Greta Garbo, Clark Gable, Bette Davis und Shirley Temple waren hier zu Gast. Die optisch eindrucksvolle Kombination aus kargem Wüstenszenario und tiefgrünen Golfplätzen lockt nachwievor Golfer aus der ganzen Welt auf die Plätze, die mit einem herausragenden Qualitätsstandard punkten und ausschließlich von Top-Designern geplant wurden.
Für Direktor Dobbs allerdings bedeutet die anspruchsvolle Klientel auch, dass er sich mit seinem Versuch, den Wasserverbrauch der Golfplätze in der Wüste nach unten zu schrauben, nicht leicht tut. Versorgt werden die Golfanlagen von Palm Springs nämlich mit dem immer rarer werdenden Wasser des Colorado River. „Wir haben inzwischen die Beregnungsanlagen optimiert, zum Teil die Flächen reduziert, neue Gräser eingesetzt,“ erklärt Dobbs die verschiedenen Projekte. Das wasserintensive Overseeding von Bermuda-Gräsern wurde zum Beispiel auf dem Stadium Course in weiten Teilen eingestellt. „Dobbs aber weiß auch: Das Gros der Golfer, die nach Palm Springs kommt, sucht eben genau dieses Bild von der grünen Oase in der Wüste – inklusive bunter Blumentupfer vor den Clubhäusern.
Da ist die Lage an der Küste zwischen San Diego und Carlsbad eine andere. Egal ob Torrey Pines, Aviara Golf Club oder der High-End-Kurs Monarch Beach Golf Links, der zum Waldorf Astoria Hotel gehört und vom weltweit größten Golf-Management-Unternehmen Troon geführt wird - hier wird nur mit Klärwasser beregnet.
Top-Qualität bekommt der Kunde trotzdem. An der Küste Kaliforniens ist das Gelände hügelig, weshalb sich die Bahnen bergauf und bergab entlang der Hänge und durch die Täler ziehen. Das gilt weniger für Torrey Pines, dessen Südkurs sich weitgehend über ein Plateau entlang der Klippen von La Jolla erstreckt. Aber in Monarch Beach, Aviara und Grand Del Mar geht es bergauf und bergab. Trotzdem wird der Golfer nicht mit verbauten Löchern, blinden Grüns, schlechtem Design konfrontiert. Anspruchsvolle Grüns machen alle drei Golfanlagen zu einer Herausforderung. Wobei das dritte Loch von Monarch Beach Golf Links zweifellos mit der spektakulärsten Lage aufwartet. Das vergleichsweise kurze Par 4 Loch endet mit einem kleinen, aber sehr ondulierten Grün, von dem aus der Blick direkt auf die Palmen und den angrenzenden Strand reicht.
