So war das damals: Erinnerungen an Kaymers 59 am Habsberg
Die Pro Golf Tour wird in der Saison 2026 mit dem German Swing das professionelle Herrengolf in Deutschland bereichern. Chef-Bundestrainer Christoph Herrmann hob jüngst die Bedeutung der drei Events im Juni des kommenden Jahres hervor. Juni und Pro Golf Tour? Da war doch was.
Der 21. Juni 2006 ist ein ganz normaler Mittwoch im Sommer. Bei der Fußball-WM in Deutschland schlägt Portugal Mexiko mit 2:1, Iran trennt sich zeitgleich 1:1 von Angola und US-Präsident Bush besucht Wien. Nix Spektakuläres. Wäre da nicht ein Golfturnier irgendwo zwischen Regensburg und Nürnberg. Bei der Habsberg Classic, einem Event der EPD Tour (jetzt Pro Golf Tour), unterschreibt der damals noch 21-jährige Martin Kaymer eine Scorekarte, auf der eine 59 als Endergebnis steht. Platzrekord, Sensation, Wahnsinn. Die Medien – nicht nur Golf – stürzen sich auf diese magische Zahl.
6482 Meter ist die Wiese des GC Am Habsberg in Velburg lang (weiße Tees). Okay, die Anlage ist mit relativ breiten, geraden Fairways und sehr großen Grüns ohne querliegende Bunker davor nicht unbedingt ein Monster, aber leicht ist der Par-72-Kurs nun auch wieder nicht. Mutige Spieler werden auf dem von Graham Marsh designten Platz belohnt, heißt es auf der Website des Clubs, der den Habsberg als Top-Anlage im Jura Golf Park bezeichnet.

Kaymers Mitspieler und Zähler ist Lee Spencer, Teaching Pro in der Holledau. In einem Artikel, den die Welt am Sonntag fünf Jahre später veröffentlicht, beschreibt Spencer seine Eindrücke so: „Noch heute kann ich jeden einzelnen seiner 59 Schläge aufzählen. Niemals wieder habe ich eine solche Runde gesehen. Ob Traumschlag oder Fehler, Martin reagierte immer gleich: gar nicht. Wenn ich die Zahl 59 höre, denke ich an eingelochte Bälle aus hundert Metern oder an Treffer aus dem Sandbunker. An Wunderschläge eben, ohne die eine solches Ergebnis nicht zustanden kommen kann. Martins 59er-Runde aber hatte nichts mit Glück oder Schicksal zu tun. Wie unglaublich dieser Junge ist, wurde mir auf der elften Bahn klar, einem Par 5. Martin hatte noch 230 Meter vor sich und zog einen viel zu kurzen Schläger aus der Tasche – ein Eisen. Ich verstand nicht, warum er plötzlich vorsichtig spielen wollte. Da schwang er durch, und ich starrte ungläubig auf das Grün. Der Ball lag einen Meter hinter der Fahne. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich einen Schlag gesehen, bei dem ich sagen musste: Den kann ich nicht.“
Wer mit Golfsport in Deutschland zu tun hat, verbindet den Habsberg automatisch mit Kaymers fabelhafter 59. Oder mit dem Aufstieg des örtlichen Herrenteams in die höchste Spielklasse der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf in der Saison 2025. Kaymers Score macht weltweit Schlagzeilen. Wenn man so will, ist hier im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz, eine Art Kaymer-Tourismus entstanden. „Erinnerst du dich an diese Wahnsinns-Runde? Lass uns da mal hinfahren!“ Golfer aus der gesamten Republik wollen herausfinden, mit welcher Gesamtzahl sie vom 18. Grün gehen. Fun Fact: Seit Beginn der Saison 2015 wird das Golfrestaurant am Habsberg unter dem Namen Kaymers 59 geführt. „Wir sind sehr stolz, dass Martin Kaymer sein Einverständnis gegeben hat, unser Restaurant zur Erinnerung und als Würdigung seines 2006 im Rahmen der Habsberg Classic aufgestellten Fabel-Platzrekordes von 59 Schlägen diesen Namen tragen darf“, steht auf der Website des Clubs.
Kaymers Original-Scorekarte bekommt nach dem Turnier einen Ehrenplatz in München – im Büro von Rainer Goldrian, seinerzeit noch Geschäftsführer der PGA of Germany. Der 21. Juni 2006 war halt doch kein ganz normaler Mittwoch. Heute schlägt Kaymer auf der LIV Tour ab, richtet seine eigene Junior Trophy aus und Goldrian übernimmt ab März 2026 die Position des Projektleiters Professional Golf Sponsoring bei der Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG). Genau die will sich künftig noch intensiver um Profigolf-Events in Deutschland bemühen. Unter anderem mit dem German Swing - drei aufeinander folgende Turniere der Pro Golf Tour in Deutschland. Im Juni. Genau 20 Jahre danach. So schließt sich der Kreis zu Kaymers 59.








