Im letzten Jahr dominierte sie die Damentour – 2025 bislang noch nicht: Nelly Korda. | © James Gilbert/Getty Images

Nelly Korda: Die Suche nach dem Flow

Wenn Nelly Korda über den „Flow“ spricht, also jenen Zustand, als Voraussetzung für außergewöhnliche Leistungen gilt, dann klingt das so: „Man ist wie in einer Zone. Du bist in deiner eigenen kleinen Blase. Nichts kann sie zerstören. Selbst wenn man einen Fehler macht, weiß man, dass es in Ordnung ist und man sich davon erholen wird. Manchmal ist es einfacher, in diesen Zustand zu gelangen. Das hat alles mit Selbstvertrauen zu tun. Manchmal ist es aber schwieriger, wenn man sich abmüht.“

Kordas Traumlauf 2024

Ein Jahr ist es her, da schien sich Korda in eben jenem Flow-Zustand zu befinden. In der Blase, wie sie es nennt, in der eine Sportlerin im besten Fall unbesiegbar erscheint. Korda triumphierte fünfmal in Serie – bei der LPGA Drive On Championship, der Fir Hills Seri Pak Championship, bei der Ford Championship, beim T-Mobile Match Play und der Chevron Championship. Sie gewann insgesamt sieben Turniere im vergangenen Jahr. Das schaffte zuletzt die Thailänderin Yani Tseng 2011. Nichts und niemand schien die Weltranglistenerste verunsichern zu können, nicht einmal sie selbst. 

Korda: „Golf macht einen immer demütig“

Dieses Gefühl wiederzuerlangen, das ist Kordas Ziel in diesen Wochen der noch jungen Saison 2025. Wieder so dominieren wie im letzten Jahr. Titel gewinnen, am besten die großen. Bei der Ford Championship in Arizona würde sie am Wochenende gern den Anfang machen, ihren Sieg aus dem Vorjahr verteidigen – es wäre ihr erster Erfolg in diesem Jahr. Jenen Traumlauf aus 2024 auch nur ansatzweise (und leicht verspätet) zu wiederholen, könnte allerdings ein schwieriges Unterfangen werden. Sie hat eine fast zweimonatige Pause hinter sich, nachdem sie die Asien-Events auf der LPGA Tour ausfallen ließ. „Golf macht einen immer demütig“, sagt sie und meint vor allem den ewigen Kreislauf, den Profis auf größter Ebene genauso erfahren wie eifrige Wochenendgolfer beim traditionellen Monatsbecher: Mal funktioniert alles, dann plötzlich wieder nichts. Wobei man im Fall von Korda relativieren muss: Bei den zwei Events, bei denen sie in der aktuellen Saison antrat, wurde sie einmal Zweite und einmal geteilte Siebte. Aber es ist eben anders als noch vor zwölf Monaten – damals, als die Blase noch intakt war und alles mit beeindruckender Leichtigkeit zu funktionieren schien. 

Starkes Umfeld als Grundlage

Unterstützung erfährt Korda von vielen Seiten. Das Family-Business ist bekannt: Ihre Schwester ist in der gleichen Szene unterwegs, plant gerade nach einer Rückenverletzung und Mutterschaftsurlaub die Rückkehr auf die Tour. Ihr Vater, Petr, gehörte in den 90er-Jahren zu den besten Tennisspielern der Welt, gewann unter anderem die Australian Open. Auch ihre Mutter ist eine ehemalige tschechische Tennisspielerin, ebenso wie Kordas Bruder Sebastian, der auf der ATP Tour unterwegs ist. „Ich bin so dankbar für die Familie, die ich habe, weil sie alle so etwas durchgemacht haben“, sagt. Korda. „Ich kann von ihnen lernen, was ihnen geholfen und was ihnen geschadet hat. Außerdem habe ich ein großartiges System um mich herum, das mich unterstützt und mich Woche für Woche begleitet.“  

Vertrauen und Verlässlichkeit sind Korda wichtig. Während manche Profis mehrfach im Jahr ihre Caddies wechseln, ist sie seit fast einem Jahrzehnt mit Jason McDede unterwegs. „Er ist einer meiner besten Freunde, wie mein großer Bruder“, sagt Korda. „Ich bin dankbar für den Weg, den wir gemeinsam zurückgelegt haben, denn es gab eine Menge Höhen und Tiefen. Das Wichtigste ist, dass er immer zu mir gehalten hat. Er ist immer da, auch wenn es mir schlecht geht, egal was passiert. Er ist ein großartiger Teamkollege.“ 

 

Kordas Umfeld ist intakt, ihr Ehrgeiz groß. Eine gute Grundlage, um jenen Zustand wiederzufinden, nach dem sich jede Golferin und jeder Golfer sehnt. 

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