Hitze, Spannung und ein Hole-in-One
28 Grad im Schatten, Sonne von morgens bis abends, ein wolkenloser Himmel und ein bestens präparierter Golfplatz. Es ist Sommeranfang im Münchener Golf Club. Zumindest kalendarisch. Und weil einige Teams der 1. Bundesliga Süd ins Terminbuch schon das Final Four am 2./3. August im nicht weit entfernten GC München-Riedhof eingetragen haben, wird’s jetzt langsam ernst im Oberhaus der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf. Spieltag vier steht an. Und genau an diesem werden die ersten Vorentscheidungen in Sachen Road to Riedhof und Klassenerhalt erwartet. Im MGC, der im beschaulichen Straßlach-Dingharting im Süden der bayerischen Landeshauptstadt seine Heimat hat, freuen sie sich über die vorletzte Runde einer spannenden DGL-Saison.
„Im Prinzip starten wir schon Wochen vor dem Spieltag mit den Vorbereitungen auf dieses Highlight. Die Grüns sollen nicht nur schnell, sondern auch Smoothness und Trueness haben. Und das geht nicht von heute auf morgen“, sagt Andy Matzner. Er ist seit zehn Wochen Münchens neuer Headgreenkeeper und ein gefragter Mann, wenn es um Golfplatz-Entwicklung geht. Mit Smoothness und Trueness meint er, dass die Grüns glatt und spurtreu sein sollen. Am besten kam am Samstag Helen Briem damit zurecht. Die 19-jährige Nationalspielerin aus dem Stuttgarter GC Solitude spielte mit einer bogeyfreien 68 (-4) inklusive Eagle die tiefste Runde bei den Damen.
„Es macht Spaß, die Mädels nach so langer Zeit wiederzusehen und für den Club aufzuteen. Das ist eine schöne Abwechslung zur Tour, auf der Spielerinnen unterwegs sind, die schon länger auf der LET sind als ich alt bin“, sagt Briem, sitzt im Schatten und verfolgt aufmerksam die Vierer. „Ich glaube, die brauchen jetzt etwas Unterstützung“, sagt sie. Klar. Sie gibt ihrer Mannschaft noch einmal einen Push, den sie braucht, um Spitzenreiter St. Leon-Rot vielleicht doch noch zu ärgern. Briem hat in den vergangenen vier Wochen drei Top-Ten-Ergebnisse auf der Ladies European Tour eingesammelt und rangiert im Gesamtklassement aktuell auf Platz vier. Dass sie jetzt erstmals in diesem Jahr DGL für Stuttgart auflaufen kann, hat sich so ergeben. „Wir waren mit der Familie ein paar Tage im Allgäu, wo meine Schwester an diesem Wochenende ebenso DGL in der Regionalliga spielt“, erzählt sie.
Für die Führung nach den Einzeln und Vierern am Samstag hat es allerdings wieder nicht gereicht für Stuttgarts Mädels um Coach Heiko Burkhard. Tabellenführer St. Leon-Rot (mit einer starken Chiara Horder/69, -3) hat die Nase vor dem entscheidenden Sonntag mit gesamt -4 vorn. Dahinter folgen Stuttgart (+5), München (+9) und Frankfurt (+14). Alles dicht beieinander also. Die Gastgeberinnen haben sich für den Heimspieltag einiges vorgenommen und wollen nach zuletzt eher durchwachsenen Leistungen Selbstvertrauen tanken. „Vielleicht ist ja in Sachen Final Four noch was drin für uns, wenn wir zu Hause stark spielen. Wir werden auf jeden Fall alles geben“, so Annabelle Sapper. Die Akteurin aus dem Münchener GC spielt eine herausragende Saison, holte nach ihrem IAM-Triumph jüngst auch noch den bayerischen Meistertitel. Den Schlag des Tages feuerte allerdings Isabella Rexroth vom GC Am Reichswald ab, die auf der C3 (im Münchener GC wird DGL auf den Schleifen C und B gespielt) ein Ass mit dem Eisen 8 schoss. Das erste Hole-in-One ihrer Karriere.
Und auch bei den Herren kommt der frisch gebackene Bayerische Meister aus dem Münchener GC. Ilia Antoniadis hatte eine Woche vor DGL-Spieltag vier Gold bei den weißblauen Titelkämpfen in Valley geholt. Der Tank ist auch bei ihm voll mit Selbstvertrauen. „Und jetzt wollen wir daheim auf unserem Platz einen großen Schritt Richtung Final Four machen. Das wird ein sehr wichtiges Wochenende für uns“, so der 19-jährige College-Student in Diensten des MGC. Wie so oft liefern sich Münchens Männer ein Duell mit dem Frankfurter GC. „Diesmal soll es deutlicher für uns werden als zuletzt“, sagt MGC-Sportkoordinator Philip Stangassinger. Damit Mitglieder und Zuschauer ihr Team unterstützen, verteilen sie MGC-Fahnen am Counter, die überall auf dem Platz zu sehen waren am ersten Sommer-Samstag - kalendarisch.
Aber Frankfurt wehrt sich und liegt vor den Einzeln am Sonntag mit +6 nur einen Schlag hinter den Hausherren (+5). Die Pole Position nach Tag eins hat mal wieder der Meister aus St. Leon-Rot (-1), der erstmals auf seine US-College-Rückkehrer Finn Kölle und Tim Wiedemeyer zurückgreifen kann. Kölle hatte mit seiner 68 (-4) die beste Runde des Tages, der Ex-Münchner Wiedemeyer griff erst in den Vierern ins Geschehen ein, weil ihm noch die British Amateur Championship aus dieser Woche in England in den Knochen steckt, wo er als T9 bester Deutscher gewesen war.

Auch im Tabellenkeller der 1. Bundesliga Süd schaut es in Runde vier in München ähnlich aus wie an den vorangegangenen Spieltagen. Aufsteiger Augsburg und Schlusslicht Mannheim-Viernheim batteln sich um Position vier. Dabei haben die Seahawks aus Mannheim die deutlich schlechteren Karten, weil die völlig neu formierte Truppe um Coach Michael Wolf drei Punkte Rückstand hat. „Genau an dieser Situation wollen wir rütteln und in München hart dafür kämpfen, dass vielleicht noch etwas geht für uns“, so Wolf. Schließlich hat sein Team am letzten Spieltag in vier Wochen Heimrecht. Und der GCMV hat auf den letzten Metern schon das eine oder andere Wunder vollbracht – und wehrt sich. Mit +20 liegt der Final-Four-Dauerbrenner diesmal neun Schläge vor Augsburg (+29).
Die Entscheidung fällt aber in den Einzeln am Sonntag. Die Wetterfrösche sagen für den Showdown Temperaturen deutlich über der 30-Grad-Marke voraus. Da kommt es nicht nur auf einen kühlen Kopf und gutes Golf an, sondern auch darauf, wer seinen Energiehaushalt im Griff hat. Gute Nerven braucht es sowieso in den beiden Südstaffeln, aus denen vier Teams ins Final Four einziehen. Das findet zehn Autominuten oder zehn Kilometer weiter südlich des MGC am Riedhof statt. Am 2./3. August wird es live im TV übertragen; mitten im Hochsommer. Nicht nur kalendarisch.
Weitere Stimmen zum Samstag
Stefanie Ballbach, Kapitänin GC Am Reichswald Damen: „Wir haben hier Top-Bedingungen, der Platz ist in einem hervorragenden Zustand. Dazu super Wetter mit viel Sonne, heiß und windig. Mit unserer Leistung heute bin ich sehr zufrieden. Ein paar unnötige Fehler zu viel haben die Scores am Ende leider wieder etwas höher ausfallen lassen, aber alles in allem war es eine sehr stabile Vorstellung, vor allem, da uns einige Spieler fehlen und Gloria Zeitler kurzfristig noch krankheitsbedingt ausgefallen ist. Das Hole-in-One von Isabella Rexroth an der C4 im Vierer am Nachmittag freut mich besonders. Tolles Eisen 8, hopp und rein. Es war das erste Hole-in-One ihrer Karriere.“
Sebastian Buhl, Trainer SLR-Damen: „Die Wetterverhältnisse waren top. Etwas Wind und Temperaturen, die absolutes Flugwetter garantieren. Der Platz präsentiert sich in ordentlichem Zustand. Deutlich härtere Fairways als sonst und das Hard-Rough stellt an einigen Stellen eine herausfordernde Aufgabe dar. In den Einzeln haben wir zu wenig aus unseren Chancen gemacht. Da liegt noch etwas draußen rum. In den Vierern haben wir uns selbst das Leben zu oft schwer gemacht. Taktische Fehlentscheidungen und vermeidbare Unachtsamkeiten. Da muss der Fokus schärfer sein. Die bogeyfreie Runde von Kiki (Chiara Horder, Anm. d. Red.) freut mich persönlich sehr. Sie arbeitet hart und geht konsequent Schritt für Schritt in die richtige Richtung.“
Jan Pelz, Trainer Frankfurt Herren: „Der Platz ist in einem sehr guten Zustand. Die äußeren Bedingungen sind auch hervorragend, wobei am Scoring abzulesen ist, dass der Wind tiefere Ergebnisse verhindert hat. Mit der Performance unseres Teams bin ich zufrieden. Klar kann es immer besser sein, aber ein Schlag Rückstand auf München ist nichts. Das wollen wir natürlich aufholen.“
Felix Eibl, Trainer GC Augsburg Herren: „Wir hatten diesmal einen entspannteren Vorbereitungs-Rhythmus, weil wir den Platz kennen. Es war zwar ein positiver Teamauftritt, das Ergebnis ist allerdings noch nicht zufriedenstellend. Es geht aber sicher am Sonntag noch was für uns. Der Platz lässt tiefere Scores ganz bestimmt zu, sodass wir noch gute Chancen haben, nach vorne. Caesar Ingendorf ist Sohn von Herren-Bundestrainer Uli Eckhardt und hat heute sein Debüt bei uns gegeben.“
Benjamin Schlichting, Trainer SLR-Herren: „Der Platz hat sich heute trockener als in der Vergangenheit gespielt. Wir mussten den Roll auch auf den Fairways einkalkulieren. Das hat den Platz herausfordernder gemacht. Wir haben uns für morgen in Position gebracht. Das war das Ziel. Für Sonntag haben wir uns vorgenommen, unseren Game-Plan noch disziplinierter einzuhalten. Besonders war heute die Eagle-Eagle-Kombination von Luca Herb und Maximilian von Borgstede im Vierer.“
Arne Dickel, Trainer Münchener GC Herren: „Der Platz war in einem sehr guten Zustand. Die große Hitze in Kombination mit relativ starkem Wind aus einer unbekannten Richtung hat meinen Jungs das Spiel erschwert. Unsere Performance war durchaus ansprechend, auch wenn die eine oder andere Runde etwas unglücklich gelaufen ist, was uns am Ende viele wertvolle Schläge gekostet hat. Das wollen wir morgen besser machen.“