Saisonstart ohne „Choking“
Der Frühling ist da. Zeit für die ersten Runden nach der Winterpause! Doch viele Golfer erleben dabei zwei typische Hürden: Auf der Range fühlt sich der Schwung rostig und steif an und auf dem Platz kommt Unsicherheit hinzu – und der Schwung bricht unter Druck auseinander. Warum passiert das? Und wie können Sie verhindern, dass Ihr Spiel auf dem Platz plötzlich unzuverlässig wird? Wir haben mit PGA Master Professional Peter Koenig gesprochen, der uns vier wissenschaftlich fundierte Methoden verraten hat, um Ihren perfekten Schwung von der Range auf den Platz zu übertragen.
Warum Overthinking Ihren Schwung zerstört
Das Problem ist nicht mangelndes Talent oder Technik oder die „Nerven“ – sondern zu viele Gedanken während der Ausführung. Die Psychologin Sian Beilock von der University of Chicago hat gezeigt, dass „Choking“ passiert, wenn wir versuchen, jede Bewegung bewusst zu kontrollieren. Genau dann entsteht ein „mentaler Stau“ im Gehirn, und der Körper kann nicht mehr frei und flüssig schwingen.
Die Balance-Analogie: Warum Druck alles verändert
Stellen Sie sich vor, Sie müssen auf einem drei Meter langen Balken am Boden balancieren – kein Problem. Doch was, wenn derselbe Balken fünf Meter über dem Boden hängt, ohne Sicherheitsnetz?
- Plötzlich übernimmt Angst die Kontrolle.
- Sie denken über jeden Schritt nach.
- Ihre Bewegungen werden unsicher und verkrampft.
Genau das passiert auf dem Golfplatz. Auf der Range ist der Druck gering, aber wenn es zählt, schaltet sich das bewusste Kontrollzentrum des Gehirns ein – und der Schwung fühlt sich auf einmal völlig anders an.
Die Lösung? Den Kopf umgehen und den Körper sein Ding machen lassen.
Hier sind vier Methoden, um genau das zu tun:
1. Der größte Fehler: Technik auf dem Platz analysieren
Viele Golfer versuchen, sich während der Runde mit Technikgedanken zu „retten“. Doch das führt oft zu „Paralysis by Analysis“ – einem mentalen Stillstand.
Peter Koenig: „Die besten Golfer der Welt denken im Wettkampf nicht an ihre Technik – sie lassen es einfach geschehen. Der Schlüssel ist, in der Vorbereitung an der Technik zu arbeiten, aber im Spielmodus darauf zu vertrauen.“
Praxis-Tipp: Technik- und Spiel-Training trennen
Machen Sie auf der Range einen klaren Schnitt zwischen Technik-Training und Spielfluss-Training. Spielen Sie am Ende jeder Einheit einige Löcher „simuliert“, ohne technische Gedanken. Und auf dem Platz gilt: Vertrauen statt Kontrollieren.
2. Externe Gedanken statt interner Kontrolle
Studien zeigen, dass Golfer mit externen Schwunggedanken besser performen als mit internen technischen Anweisungen.
- Interner Gedanke: „Halte den linken Arm gerade.“
- Externer Gedanke: „Stell dir vor, du greifst beim Rückschwung nach dem Himmel.“
Peter Koenig: „Interne Gedanken lassen Sie über Ihre Bewegung nachdenken. Externe Bilder helfen Ihrem Körper, sich intuitiv richtig zu bewegen. Die besten Spieler fokussieren sich im Wettkampf auf ein Ziel. Auch wenn die Studien von internen und externen Gedanken sprechen, würde ich es mehr Detail-Denken im Gegensatz zu ganzheitlichem Denken nennen, also Gedanken, die den Schwung zusammenlassen (z.B. den Schlägerkopf fühlen, Balance behalten, das Finish erreichen).“
Praxis-Tipp: Ziel visualisieren
Nutzen Sie visuelle oder kinästhetische Bilder – stellen Sie sich den Zielort so konkret wie möglich vor, um Ihre Bewegung natürlich ablaufen zu lassen.
3. Rhythmus nutzen, um den Kopf zu umgehen
Beilock fand heraus, dass selbst ein einfacher Trick, wie das Pfeifen oder Singen, Drucksituationen entschärfen kann: „Wenn die Aufgaben automatisch ablaufen und man sie in der Vergangenheit schon tausendmal gemacht hat, kann eine leichte Ablenkung wie das Pfeifen dazu beitragen, dass sie unter Druck reibungsloser ablaufen.“
Über die reine Ablenkung hinaus geht Rhythmus-Training noch einen großen Schritt weiter. Es verknüpft Schwungbewegungen mit Klangmustern, zu denen der Körper Schwünge automatisch synchronisiert. In der Wissenschaft wird das „Sonifizierung“ genannt.
Peter Koenig: „Viele Golfer verlieren unter Druck ihren Rhythmus und ihr Tempo erhöht sich. Eine bewusste Rhythmus-Strategie sorgt dafür, dass Ihr Schwung jederzeit abrufbar bleibt – egal, wie hoch der Druck ist.“
Praxis-Tipp: Rhythmus-Phrasen
Nutzen Sie Rhythmus-Phrasen wie „ya-la bam“ für konsistente 5-Meter-Putts. Diese Phrasen sind nur während des Schwungs zu denken – keine komplizierten Mantras.
Warum funktioniert das?
- Der Schwung synchronisiert sich automatisch mit dem Rhythmus der Phrase.
- Unser Gehirn kann nicht gleichzeitig mehrere Gedanken haben – die Phrase hält störende Technikgedanken fern.
Die Distanzkontrolle mit dieser „Audio Golf“-Methode ist so zuverlässig, dass sie sogar mit verbundenen Augen funktioniert! Den kostenlosen Download finden Sie auf der audiogolf-Website.
4. Machen Sie “Turnier-Golf” auf der Range
Warum sind Schläge auf der Driving Range oft besser als auf dem Platz?
- Weil man mehrere Bälle hat.
- Weil es keine echte Strafe für schlechte Schläge gibt.
- Weil man nicht über den Score nachdenkt.
Die Lösung: Üben Sie so, wie Sie spielen!
Peter Koenig: „Simulieren Sie auf der Range echte Spielsituationen. Wechseln Sie Schläger, setzen Sie sich unter Druck, spielen Sie imaginäre Turnierbedingungen nach. Denn genau das passiert auf dem Platz.“
Praxis-Tipp: Die „1-Ball-Challenge“
Spielen Sie nur einen Ball pro Schlag, genau wie auf dem Platz. Versetzen Sie sich mental in eine Turniersituation.
Beilock erklärt, dass Training unter moderatem Stress dazu beiträgt, sich später in echten Drucksituationen wohler zu fühlen.
Fazit: So bringen Sie Ihren Range-Schwung auf den Platz
- Akzeptieren Sie den Unterschied zwischen Training und Spielmodus.
- Nutzen Sie externe Gedanken statt interner Technik-Anweisungen.
- Machen Sie Ihren Rhythmus auch unter Stress abrufbar – mit Phrasen wie „Ya-La Bam“ (Download kostenlos auf der audiogolf-Website).
- Trainieren Sie realistisch – üben Sie, als wäre es ein Turnier.
- Das Wichtigste: Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Körper die richtige Bewegung findet, wenn Sie ihm die Chance dazu geben.
- Ihre Challenge für die nächste Runde: Setzen Sie einen dieser Tipps um und beobachten Sie, wie Ihr Spiel stabiler wird. Viel Erfolg!
Über den Experten: PGA Master Professional Peter Koenig ist Vize-Weltmeister und leitet die Golfschule „Erfolgreich Golfen“. Er selbst unterrichtet im GC Gernsheim. Ein- bis zweimal im Jahr bietet er eine begrenzte Anzahl von Audio Golf Kursen und Einzeltrainings an.