„Bin ein ehrgeiziger Mensch und will etwas erreichen“
Philipp Macionga gilt als eines der größten Nachwuchstalente im deutschen Golfsport. Wer einmal eine Runde an der Seite des 19-jährigen Augsburgers spielen darf, erkennt schnell warum. Golf.de hatte diese Gelegenheit: Im Rahmen des ProAms der ersten Zala Springs Open im Zala Springs Golf Resort in Ungarn konnten sich gleich drei Amateure hautnah ein Bild von den Fähigkeiten des National-Team-Germany-Spielers machen. Nach der Runde nahm sich der ehrgeizige DGL-Spieler des GC Augsburg Zeit für ein Interview mit Golf.de. Dabei sprach er unter anderem über seine Entscheidung für den Golfsport und gegen den Fußball, seine Liebe für den Mannschaftssport sowie eine besondere Begegnung mit der Legende Bernhard Langer.
Golf.de: Sie haben gerade das Pro-Am der Zala Springs Open gespielt. Was sind Ihre ersten Eindrücke vom Platz und dem Zala Springs Golf Resort?
Philipp Macionga: Grundsätzlich finde ich die Anlage sehr gut. Sie ist sehr weitläufig. Der Platz ist offen und es kommen selten Bäume ins Spiel. Es gibt keine Hindernisse, die man vom Tee nicht wahrnimmt und daher ist es nicht so anspruchsvoll. Allerdings sind die Schläge in die Grüns nicht so einfach, weil die Grüns starke Gefälle umgibt. Wenn man das Grün verfehlt, hat man ein schweres Up-and-Down vor sich. Ansonsten ist der Platz mega gut und er macht sehr viel Spaß. Ich freue mich auf das Turnier.
Course Management ist ein häufig verwendeter Begriff im Golf. Wie viel wert legen Sie generell auf ihre Vorbereitung auf den jeweiligen Turnierplatz?
In den Einspielrunden geht es eigentlich nur ums Course Management. Man kann immer Feinheiten korrigieren, aber normalerweise kommst du mit einem Spielpaket auf den Platz und es muss laufen. Da geht es um die beste Taktik, damit dein Spiel in dem Moment am besten passt. Daher genießt das für mich in den Einspielrunden oberste Priorität.
Sie spielen dieses Jahr ihre zweite Saison auf der Pro Golf Tour, haben unter anderem in der Türkei, Ägypten und jetzt auch Ungarn gespielt. Wie viel Spaß macht Ihnen das Reisen als Tourprofi?
Es ist schon cool. Man freut sich nach zwei Wochen zwar auch immer wieder auf Zuhause - da fühle ich mich am wohlsten. Aber es macht natürlich Spaß, andere Länder zu sehen, die Golfplätze dort zu spielen und neue Leute kennenzulernen. Als Amateur war ich mal in Japan. Das waren Erlebnisse fürs Leben. Einfach Weltklasse.
Zweimal wurden Sie schon Zweiter auf der Pro Golf Tour. Was machen die Nerven, wenn es am Finaltag um einen Profititel geht?
Letztes Jahr, das war bei meinem ersten Profiturnier, da war mir das gar nicht so bewusst, welche Folgen mein Abschneiden haben könnte. Ich habe einfach vor mich hin gespielt. Durch den zweiten Platz habe ich aber bemerkt, wie viel Aufmerksamkeit das schon erregt und wusste, dass es jetzt losgeht. In den kommenden Turnieren habe ich dann auch nicht mehr so gut gespielt und immer wieder meine Nerven gespürt. Dieses Jahr in der Türkei war ich wieder in der Situation und da muss ich sagen, dass ich in dem vergangenen Jahr wieder einen Schritt gemacht habe und ich durch die Erfahrung ruhiger war. Ich habe einfach mein Spiel gespielt, weil man kann nicht beeinflussen, was die anderen auf dem Platz machen. Wenn man während der Schläge im Moment bleibt, rückt der Druck etwas in den Hintergrund. Aber klar: Zwischen den Schlägen kann man es nicht verhindern, über die möglichen Folgen eines Siegs nachzudenken.
Mit dem GC Augsburg gelang Ihnen vergangenes Jahr der Aufstieg in Liga eins. Werden Sie ihr Team auch in ihrer ersten vollen Saison als Profi weiterhin unterstützen können?
Letztes Jahr habe ich alles gespielt. Da ich dieses Jahr Pro bin und wir schon einen Pro im Team haben, müssen wir uns das jetzt aufteilen. Ich liebe es, für die Mannschaft zu spielen. Auch früher als Fußballer habe ich den Mannschaftssport geliebt und das geht mir beim Golf etwas ab. Daher versuche ich immer, wenn es möglich ist, dabei zu sein. Die Profitour geht vor, das habe ich von Anfang an gesagt. Aber ich werde sicher zwei- bis dreimal spielen.
Sprechen Sie sich dann mit dem zweiten Pro, Justin Deibler, ab?
Genau. Ich habe gesagt, dass ich gerne den Heimspieltag spielen würde, weil ich den Platz kenne und jeden Tag dort bin. St. Leon-Rot kenne ich aus meiner Kaderzeit in und auswendig. Deswegen spielt er Frankfurt und München und dann bleibt Mannheim übrig. Dort wird dann derjenige spielen, der besser in Form ist.
Im Alter von fünf Jahren hatten Sie ihr erstes Eisen in der Hand. Aber auch Fußball und Tennis waren ein beliebtes Hobby. Warum wurde es am Ende Golf?
Tennis hat immer Spaß gemacht, aber da hatte ich nie den Bezug zu. Fußball war eine harte Entscheidung. Das war eine 50/50-Entscheidung, weil wir waren auch im Fußball sehr gut. Eigentlich war nur der FC Augsburg besser. Aber ich habe mich dann doch dagegen entschieden, weil ich mir gedacht habe, dass ich mit Sport Geld verdienen möchte. Das hat man im Fußball nicht so sehr in der Hand, weil dort kann man immer umgetreten werden und ist raus. Also fiel die Entscheidung pro Golf. Das macht mir genauso viel Spaß und ich habe mit der DGL immer noch die Chance, mit der Mannschaft zu spielen.
Wird denn trotzdem noch ab und zu Fußball gespielt?
Wenn ich mit Kumpels unterwegs bin, kicke ich gerne mit. Aber ich muss natürlich extrem aufpassen.
Welche Position?
Ich war Zehner oder Rechtsaußen. Also Techniker. Nicht der Treter und auch nicht derjenige, der die Dinger vorne reingehämmert hat. Ich habe lieber aufgelegt.
Wer waren Ihre größten Unterstützer und Förderer als Jugendlicher?
Ganz klar meine Eltern. Die haben sehr viel Zeit für mich geopfert, um mich ins Training zu fahren, bei Turnieren zu begleiten. Sie sagen, das gehöre zum Elternjob dazu, aber für mich ist das keine Selbstverständlichkeit. Und dann natürlich mein aktueller Trainer Felix Eibl. Er war damals im DGV-Talentkader mein Trainer. Ein Jahr später bin ich dann zu ihm nach Augsburg gewechselt und nun ist er seit neun Jahren an meiner Seite. Es gibt Trainer, die lassen einen fallen, wenn es nicht gut läuft. Aber er ist der erste, der sich selbst hinterfragt und versucht zu helfen. Ihm geht es um den Menschen und nicht den Erfolg des Spielers, mit dem er sich dann rühmen kann.
Wie würden Sie ihr Verhältnis zu ihrem Trainer beschreiben?
Er ist Mentor, Berater und Trainer in einem. Er berät mich auch bei Lebensentscheidungen, man kann von ihm viel lernen, aber er sagt mir auch einfach als Golftrainer, was zu tun ist. Er hat so ein bisschen die Fäden in der Hand und nimmt aus den verschiedenen Regalen das heraus, was ich brauche.
Als Mitglied des GC Augsburg erübrigt sich die Frage nach ihrem Vorbild. Welches sind ihre schönsten Erinnerungen an und mit Bernhard Langer?
Ich bin über Bernhard Langer zu meinem Sponsor Bogner gekommen, weil Bernhards Bruder, Erwin, mich empfohlen hat. Also wurde ich auf ein Bogner-Treffen eingeladen, bei dem Bernhard Langer anwesend war. Alle Leute sind zu ihm gerannt und wollten Autogramme. Ich stand etwas abseits und dann kam Bernhard irgendwann zu mir und hat angefangen mit mir zu reden, als würden wir uns schon seit Ewigkeiten kennen. Da konnte ich ihm Fragen stellen und von seinen Erfahrungen lernen. Es ist schon cool, wenn ein Bernhard Langer auf dich zukommt und mit dir das Gespräch sucht. Ich war so klein mit Hut. Das ist schon eine Persönlichkeit. Wenn man über Golflegenden spricht, dann redet man über Tiger Woods, Jack Nicklaus, Gary Player und auch Bernhard Langer.
Wenn Sie eine Fähigkeit von Langer übernehmen könnten. Welche wäre das?
Die Mentalität. Man hört immer wieder, dass es Bernhard Langer selbst im Match mit einem Kumpel nur ums Gewinnen geht. Wenn ich mit meinem besten Freund spiele, dann geht es mir schon mehr um den Spaß. Ihm ging es einfach jeden Tag darum, besser zu werden und besser zu sein als alle anderen. Das ist sicherlich eine Eigenschaft, die nicht jeder toll findet, weil es verbissen rüberkommen kann. Aber für den Erfolg im Sport ist es das Wichtigste überhaupt.

Wie würden Sie ihr Spiel selbst beschreiben? Welches sind ihre Stärken und woran müssen Sie noch arbeiten?
Ich bin nicht der Längste vom Abschlag. Das würde mir mit Sicherheit nicht schaden. Aber ich habe auch einfach aufgrund meines Körperbaus nicht so die Hebel. Meine Stärke ist aber mein Eisenspiel ins Grün. Da bin ich sehr stabil. Ich habe auch taktisch und mental eine gute Idee, wie ich Golf spielen will. Ich weiß, wie man sich in den entsprechenden Situationen ins richtige Mindset bringt, um optimal zu performen. Mir gelingt es nicht immer, aber in der Theorie habe ich durch meinen Trainer ein gutes Wissen.
Sie haben sich selbst ein Zeitlimit gesetzt: In maximal vier Jahren wollen Sie Mitglied der Challenge Tour werden, ansonsten war es das mit der Golfkarriere. Wieso dieser strikte Plan?
Ich habe mir drei bis vier Jahre gegeben, weil ich der Meinung bin, wenn ich mich in dieser Zeit nicht auf der Pro Golf Tour durchsetze, dann schaffe ich es auch nicht auf die PGA Tour – niemals. Wenn man sich hier nicht klar von den anderen absetzen kann, ist man auch nicht gut genug. Das muss man dann auch irgendwann anerkennen und den Traum loslassen. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und will irgendwann etwas erreichen. Ich sehe mich nicht mit 30 auf der Pro Golf Tour. Ich will weiterkommen und die nächsten Schritte gehen.
Sind Sie zufrieden mit dem bisherigen Verlauf ihrer Karriere?
Es geht stetig bergauf. Es gibt immer kleine Dellen, aber nach einem Hoch kommt immer ein Tief und andersherum. Aber das wichtigste ist, dass man immer ein Ticken besser wird. Im Optimalfall entwickelt man sich schneller als alle anderen. Alle werden immer besser – hier und auf der PGA Tour. Aber alles in allem, die Stationen, die ich genommen habe, von BGV, über Nationalkader und dann ins Profilager, kann ich zufrieden sein mit meinem Karriereweg. Aber klar: Es geht immer mehr und es gibt immer welche, die besser sind und an denen man sich orientiert.
Sie haben sich gegen das US-College entschieden. Inwieweit dient Ihnen die Pro Golf Tour als optimale Vorbereitung auf den nächsten Schritt auf der Karriereleiter?
Auf dem College hat man zwar die Möglichkeit, sich über das University-Ranking für die Tour zu qualifizieren, aber für mich ist College-Golf ein Hinauszögern vom echten Golf. Beim echten Golf geht es ums Geld und darum, sich sein Lebensunterhalt zu verdienen. Erst da wird es kribblig. Alles andere ist Amateurgolf, wo es weniger auf die Platzierung ankommt. Beim Profigolf hat jeder Schlag, jede Platzierung einen Wert. Das war ein Grund, warum ich mich gegen die USA entschieden habe und es lieber direkt hier probiere, um entsprechende Profierfahrung zu sammeln. Darauf bereitet dich die Pro Golf Tour auch vor. Man spielt Plätze, wie hier in Zala Springs, die könnten auch größere Tour-Events austragen. Das bereitet einen mental schon gut vor.
Wenn junge Golfer nach ihren sportlichen Zielen gefragt werden, lauten die Antworten meist: Nummer eins der Welt werden oder Major gewinnen. Sie haben mal angegeben: Auf der DP World Tour etablieren. Klingt fast schon zurückhaltend.
Wenn man sich auf der DP World Tour etabliert, wird man auf kurz oder lang in einem Major mitspielen. Inzwischen habe ich das Ziel auf die PGA Tour korrigiert, weil das mittlerweile einfach ein anderes Niveau ist. Wenn man dort irgendwann spielt, sind Majors und der Ryder Cup nicht mehr weit weg. Ich möchte viele kleine Schritte gehen und irgendwann so gut sein, dass die großen Highlights nur noch die Folge des Geleisteten sind. Daher setze ich meine Ziele lieber etwas vage.
Blicken wir auf dieses Jahr: Wie lauten Ihre Ziele für 2025?
Ganz klar will ich auf die Challenge Tour, also die Top Fünf auf der Pro Golf Tour erreichen. Mein Minimalziel lautet Top Ten. Aber wenn ich hier nicht vorne mitspiele am Ende des Jahres, bin ich fehl am Platz. Mein Ziel ist es, ganz oben anzukommen. Also will ich die Schritte so schnell es geht machen. Mit dem Team würde ich gerne ins Final Four kommen. Aber das ist natürlich ein knackiges Ziel als Aufsteiger.
Vielen Dank für das Gespräch!