Tim Wiedemeyer vom GC St. Leon-Rot stand zwischenzeitlich in San Francisco im Rampenlicht der US-Medien | © Thien-An Truong/Getty Images

Wiedemeyer und Glawe in USA erfolgreich

San Francisco/USA – 5.245 Athleten hatten sich für die Teilnahme an der U.S. Amateur Championship 2025 angemeldet. 312 durften tatsächlich in der Zählspielqualifikation jeweils eine Runde auf dem Lake Course und dem Ocean Course des Olympic Clubs in San Francisco spielen. 64 davon schafften den härtesten Cut im Welt-Amateurgolf. Davon wiederum kamen zwei aus Deutschland.

Tim Wiedemeyer aus dem Junior Team Germany und Wolfgang Glawe, der lange für den GC Mannheim-Viernheim gespielt hat, ehe er zum GC Hubbelrath wechselte, schafften elf Kilometer von der Golden Gate Bridge entfernt am Ufer des Pazifiks den Sprung in die Matchplays.
Nicht im Cut waren Peer Wernicke und Emil Riegger, die beide für den Deutschen Vizemeister GC Hubbelrath spielen. Riegger lag zwar nach den beiden Zählspielrunden schlaggleich mit Tim Wiedemeyer, schied im Playoff um die letzten Plätze im Matchplay aber aus.

Zählspiel

Wolfgang Glawe hatte am ersten Wettkampftag zwei Bogeys auf der Karte, konnte aber kein Birdie unterbringen. Am zweiten Tag startete der Hubbelrather mit zwei Bogeys und der Cut war dadurch in weite Ferne gerückt. Stark, wie Glawe dann insgesamt drei Birdies nachlegte und nur noch ein Bogey kassierte. Mit 72 und 70 Schlägen belegte der Deutsche mit zwei über Par den 33. Platz und stieg sicher in die Matchplays auf.
Tim Wiedemeyer vom GC St. Leon-Rot hatte am ersten Tag vier Bogeys in Serie gespielt. Dies passiert dem Bayern ausgesprochen selten. Wie gut Wiedemeyer seine Nerven im Griff hat und wie herausragend seine Comeback-Eigenschaften sind, zeigte der Bundesadler danach, denn es folgten bis zum Ende der Auftaktrunde noch vier Birdies zur 70 (Even Par).

Am zweiten Tag startete Tim Wiedemeyer mit drei Bogeys und schaffte es trotz zwei Birdies nicht mehr, seinen Score auszugleichen. Mit einer 73 (+3) landete er auf dem 48. Platz. Da diesen Score insgesamt 20 Spieler notiert hatten, in dem 64er Feld des Matchplays aber nur noch 17 Plätze zu vergeben waren, musste Wiedemeyer den kleinen Umweg über ein Massen-Playoff nehmen, das am Morgen des dritten Wettkampftages ausgetragen wurde. Nach zwei Löchern, die der Deutsche jeweils in Par ging, war es dann aber soweit und der Aufstieg in die Matchplays war geschafft.

Top 64

In der ersten Runde der Matchplays traf Wolfgang Glawe auf Tom Fischer. Der US-Amerikaner steht im World Amateur Golf Ranking nur wenige Plätze vor dem Deutschen, ging zweimal in Führung, aber konnte sich nicht absetzen. Auch als der Hubbelrather auf dem 15. Grün mit dem zweiten Lochgewinn in Folge erstmals in Führung ging, war dies noch keine Vorentscheidung, denn Fischer glich umgehend wieder aus. Mit einem Eagle auf Loch 17 setzte Wolfgang Glawe dann aber ein Ausrufezeichen, auf das der Amerikaner, der zwei Siege im US-Collegegolf in den Büchern hat, keine Antwort mehr hatte. Mit 1auf setzte sich Glawe durch und stieg in die Runde der besten 32 auf.

Tim Wiedemeyer bekam es nach dem kurzen Playoff mit Reed Greyserman zu tun. Der Amerikaner, der im WAGR 600 Plätze hinter dem Bayern steht, aber schon vier Siege im Collegegolf erspielt hat, legte los, als wolle er den Deutschen vom Platz fegen. Nach vier Bahnen stand es schon 4auf für Greyserman, der auf dem siebten Grün sogar auf 5auf erhöhen konnte. Was für viele Athleten schon mental das Aus bedeutet hätte, ist für einen so gefestigten Spieler wie Tim Wiedemeyer nur Motivation, nochmal den Turbo zu zünden. Und so kam es dann auch. Das Comeback hatten die US-Medien bemerkt und waren zum Ende des Matches hin ganz auf dieses Duell fokussiert. Wiedemeyer blieb auch mit einigen Linsen von Fernsehkameras ganz cool und rief Schläge ab, die physikalisch schwer erklärbar sind, dafür aber die Kommentatoren hörbar beeindruckten. Auch auf den Gegner blieb diese formidable Leistung nicht ohne Wirkung. Der SLR-Athlet glich stilecht mit einem Birdie auf dem 15. Grün aus und beendete das Match vorzeitig auf Loch 17, nachdem er dem Amerikaner vier Löcher in Serie abgenommen hatte.

Top 32

Im Kreise der besten 32 von ursprünglich über 5.000 angemeldeten Kandidaten traf Wolfgang Glawe auf Jimmy Abdo, während Tim Wiedemeyer ein Duell mit Josh Duangmanee zu bestehen hatte.
Glawe, der bei der Europameisterschaft in diesem Jahr auf Rang vier das Podium nur knapp verpasst hatte, startete gegen Abdo mit einem Bogey, profitierte auf Loch 2 aber davon, dass auch der Amerikaner sein Par nicht halten konnte. Insgesamt drei Bogeys später stand es 1auf für Abdo, der mit seinem ersten Birdie auf Loch 7 auf 2auf erhöhen konnte. Einmal konnte der Wahl-Hubbelrather noch verkürzen, aber dann baute der Youngster aus Edina/Minnesota seine Führung sukzessive aus und beendete das Match auf dem 15. Grün mit 4&3, obwohl Wolfgang Glawe hier sein erstes Birdie der Runde untergebracht hatte.
Im Endklassement steht somit Rang 17 für den Deutschen, der ein sehr reflektiertes Fazit zog: „Die Woche war echt cool. Man hat direkt gemerkt, wieso die US Amateurs als bestes Turnier der Welt bei den Amateuren gilt. Vom Platz über die Organisation der USGA, bis hin zum Teilnehmerfeld sah man sofort, dass dieses Turnier so besonders ist. Ich habe an den beiden Zählspieltagen und in meinem ersten Match echt gutes Golf gespielt. Ich habe sehr diszipliniert gespielt und wurde dafür auch mehrfach belohnt. Am zweiten Tag der Matchplays war das leider nicht immer der Fall. Diese Platzierung ist für mich ein weiteres Zeichen, dass ich auf dem richtigen Weg bin, zumal ich später im Jahr ins Profilager wechseln werde. Ich hab mit gefreut, bei den US Amateurs teilzunehmen und diese Erfahrung wird mir definitiv im späterem Verlauf helfen.“

Comeback againTim Wiedemeyer traf in der Runde der besten 32 den Thailänder Josh Duangmanee, der in Fairfax/Virgina lebt, nur 25 Kilometer entfernt vom Weißen Haus in Washington. Wiedemeyer startete mit einem Birdie und ging damit vielversprechend mit 1auf in Führung. Sein Gegner profitierte beim Ausgleich auf Loch 5 vom ersten Bogey des 20-Jährigen, der im GC Rottbach mit dem Golfsport begonnen hat.

Auf dem siebten Grün holte sich der Bayer die Führung zurück, als Duangmanee seinen Par-Putt nicht einlochte, gab aber auch diese Führung mit einem Bogey wieder ab, so dass es all square auf die Back Nine ging. Hier hatte der US-Thailänder das Momentum für einige Löcher auf seiner Seite und ging auf Loch 13 mit 2auf in Führung. Auch nach 15 gespielten Löchern sah es für Tim Wiedemeyer noch nicht besser auf. Aber wieder zeigten sich die ungewöhnlichen Comeback-Skills des Bayern, der für den GC St. Leon-Rot spielt. Mit Birdies auf den Löchern 16 und 18 glich Wiedemeyer aus, so dass dieses Match in die Verlängerung ging. Der Drive der beiden Kontrahenten landete neben dem Fairway im dicken, rund zehn Zentimeter hohen Gras. Josh Duangmanee konnte sich etwas besser aus dieser schwierigen Lage befreien und sicherte sich auf dem ersten Extraloch den Aufstieg ins Achtelfinale, während für Tim Wiedemeyer im Endklassement ein sehr guter 17. Platz in den Büchern steht.

Fazit von Tim Wiedemeyer

„Der Olympic Club war brutal schwer. Kein Semi-Rough – direkt neben dem Fairway lag 10 Zentimeter hohes und dichtes Gras, da konnte man den Ball nur mit dem Wedge rausmeißeln, Schlagverlust fast garantiert. Die Grüns waren extrem schnell und onduliert, bergab sind die Bälle teilweise wieder runtergerollt. Vom Setup her wie bei der US Open 2012. Im Stechen haben mir zwei Pars gereicht, um ins Match Play zu kommen. Gegen Reed lag ich nach sieben Löchern schon 5down. Er hat unglaublich gespielt, lange Putts gelocht und sich selbst aus den schlimmsten Lagen noch Birdiechancen erarbeitet. Ich hab einfach ruhig weitergespielt, Birdies auf 8 und 9 geholt, und plötzlich war wieder was drin. Reed wurde nervöser, machte Fehler, und ab Loch 15 war dann auch noch CBS live drauf. Sehr cool, weil es jetzt sogar Videos von meinen Schlägen gibt. Am Ende habe ich das Match auf Loch 17 mit 2&1 gewonnen. Ein entscheidender Grundstein für diesen Erfolg war die intensive Zusammenarbeit mit meinem Trainer Marco Schmuck. Er ist extra mit in die USA gereist – das ist absolut nicht selbstverständlich – und hat mich die ganze Zeit vor Ort betreut. So wie schon bei The Amateur in England und den BMW International Open in München war er auch hier an meiner Seite. Gemeinsam mit meinem College-Coach als Caddie und meinen Eltern haben wir als Team jeden Tag trainiert, vorbereitet und analysiert. Ohne diese Unterstützung, die enorm viel Zeit und Geld kostet, wäre so eine Aufholjagd nicht möglich gewesen. Dafür bin ich unglaublich dankbar“, bilanzierte Wiedemeyer die sehr eindrucksvollen und ereignisreichen Tage von San Francisco.
 

Fazit des Chef-Bundestrainers

Christoph Herrmann, der die Deutschen in San Francisco begleitete, war schon davon angetan, dass vier Deutsche überhaupt im Feld waren. Turnier und auch das Abschneiden seiner Schützlinge sorgten beim Chef-Bundestrainer Männer für sehr positive Eindrücke: „Tim Wiedemeyer hat wieder ein gutes Comeback gemacht, leider aber doch noch im Stechen verloren. Es war natürlich cool, dass er dann nochmal in die Verlängerung gehen konnte und am ersten Extra-Loch hat es ihn dann ereilt. Leider sind Tim und Wolfgang Glawe jetzt ausgeschieden. Platz 17 ist für beide wirklich eine schöne Leistung und alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Deswegen fahren wir hier mit tollen Eindrücken und durchaus auch nicht unzufrieden nach Hause. Dieses Turnier ist einfach großartig. Ich war das erste Mal hier und es war toll, dies mit vier Spielern zu erleben. Ich hoffe, dass wir das im nächsten Jahr wieder machen können und wieder viele Deutsche dabei haben. Dieses Turnier ist einfach, das Nonplusultra im Amateurbereich. Sowas habe ich so noch nicht gesehen! Teilnehmerfeld, Platzqualität, Platzherausforderung und der ganze organisatorische Rahmen – all das ist schon wirklich genial. Das hat viel Spaß gemacht!“

Frühere Sieger

Die Namen der Siegerliste dieses Turniers liest sich wie das Who-is-who des Golfsports. Bob Jones (1924, 1925, 1927, 1928, 1930), Arnold Palmer (1954), Jack Nicklaus (1959, 1961), Lanny Wadkins (1970), Craig Stadler (1973), Mark O'Meara (1979), Hal Sutton (1980), Phil Mickelson (1990), Tiger Woods (1994, 1995, 1996), Matthew Fitzpatrick (2013) und Bryson DeChambeau (2015) haben alle später in der Weltspitze der Profis zahlreiche Erfolge gefeiert.

Austragungsort

Die Liste der großen Turniere, die im Olympic Club stattgefunden haben, ist lang: Die U.S. Open wurden dort 1955, 1966, 1987, 1998 und 2012 ausgetragen. 2021 war die U.S. Women's Open zu Gast. Dazu noch 1993 und 1994 die Tour Championship und dreimal die U.S. Amateur Championship.
Der Olympic Club, ursprünglich San Francisco Olympic Club genannt, ist der älteste Sportverein der Vereinigten Staaten. Er wurde am 6. Mai 1860 gegründet.

Der Lake Course spielt sich als Par 70 mit 6.596 Metern und wurde von Willie Watson designt. Eine erste Renovierung durch Sam Whiting gab es im Jahr 1927. Auch danach wurde dieser beeindruckende Platz ständig auf dem Stand der Technik gehalten. Kein Geringerer als Robert Trent Jones Sr. sorgte vor den U.S. Open 1955 für ein Update des Designs. Weitere Renovierungen unter der Leitung von Bill Love und jüngst durch Gil Hanse sorgte dafür, dass auch im Jahr 2025 dieser Platz einer der besten in den USA ist.
Der zweite Platz, der in der Zählspielqualifikation gespielt wurde, ist der ebenfalls 1924 eröffnete Ocean Course. Dieser wurde ebenfalls von Willie Watson entwickelt und hat zuletzt 2012 ein Re-Design durch Bill Love erfahren. Dieser Platz spielt sich ebenfalls als Par 70, aber ist mit 6.206 Metern etwas kürzer.
Für Clubs ist es so attraktiv, eine U.S. Amateur Championship auszurichten, dass die USGA bereits bis ins Jahr 2047 Gastgeber vertraglich gebunden hat.

Anreize

Der Sieger dieses Turniers hat seinen Platz in der großen Golfwelt schon durch zahlreiche Einladungen und Ehrungen sicher. Zehnmal steht die Teilnahme an den U.S. Amateurs fest, solange der Athlet nicht ins Profilager wechselt. Auch beim Masters und The Open 2026 darf der Sieger antreten, wenn er dann noch Amateur ist.
Die Teilnahme an den 2026 U.S. Open im Shinnecock Hills Country Club in Southampton/New York ist sogar dann sicher, wenn der Athlet schon Profi ist.

 

Ergebnisse im Detail >>>

 

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