Kräftemessen mit Nick Faldos windumtostem Meisterstück
Bad Saarow – Nach dem GC St. Leon-Rot und dem GC Hardenberg ist in diesem Jahr erstmals der Golf Club Bad Saarow in Brandenburg Gastgeber und Austragungsort des prestigeträchtigen Turniers der besten Nachwuchs-Golferinnen und Nachwuchs-Golfer Europas, und eines steht bereits nach der ersten von drei Turnierrunden fest: Die „Boys“ haben mit dem „Faldo Course Berlin“ die definitiv härteste Nuss in der Geschichte des seit 2004 ausgetragenen Turniers zu knacken. 6.486 Meter stehen für die U18-Jungen von den hintersten Tees zu Buche, und Turnierdirektor Sven Hahnl sorgt dieser Tage dafür, dass die DGV-Abschlagsmarkierungen auch tatsächlich ganz hinten stehen und die stärksten Junioren Europas tatsächlich zeigen können, was sie golferisch draufhaben.
Und das ist ganz offensichtlich eine ganze Menge: Aus insgesamt 18 Ländern sind die 103 Teilnehmer angereist, etliche Nationalteams sind geschlossen am Start, die Bandbreite des Handicap-Index reicht von 0,0 bis -6,1. Eltern, Heim- und Bundestrainer laufen am Fairwayrand mit, und die Coaches zahlreicher US-amerikanischer Colleges und Universitäten halten Ausschau nach potenzieller Verstärkung für ihre Leistungsport-Kader, locken mit Stipendien. Es herrscht internationales Turnier-Flair in diesen Tagen im Precise Resort am malerischen Scharmützelsee in Bad Saarow, die vorherrschende Sprache ist Englisch und das Spielniveau vom ersten Abschlag an hoch.
„Uns stehen hier zwei herausragende und hochanspruchsvolle Golfplätze zur Verfügung! Auf dem Faldo Course muss man erst mal die langen Schläge bewältigen, teilweise bei Gegenwind, da ist es schon eine Aufgabe, überhaupt das Fairway zu erreichen. Die Fairways sind dann teilweise sehr eng, mit strategisch gut platzierten Bunkern. Wenn hier Spieler mit Handicap 6 ein Problem haben, überhaupt Par zu spielen, dann wird schon deutlich, wie anspruchsvoll der Golfplatz ist, zumal bei dem Wind, der hier in der ersten Runde geherrscht hat“, so das erste Zwischenfazit von Christoph Herrmann, Chef-Bundestrainer der Herren des Deutschen Golf Verbands.
„Heftige Herausforderung“
Auf dem Faldo Course Berlin, einem Links-Parcours mit gewaltigen Dünen, hohem, dichtem Rough und Bunkern und Grüns so groß wie andernorts ein veritabler Kurzplatz, ist Par von den Champions-Tees von jeher ein exzellentes Ergebnis, zumal, wenn der Wind heftig über die Anlage fegt und die Fahnen am Flaggenstock zum Knattern bringt. So geschehen am ersten Turniertag, den der Tscheche Vaclav Svub besonders erfolgreich gestalten kann: Mit Birdies an den Löchern 4, 6, 12 und 16 zeigt er sich von der anspruchsvollen Aufgabe gänzlich unbeeindruckt, sein Bogey an der 13, als er sein 3er-Eisen vom Tee an diesem 213 Meter langen Par 3 einen Tick zu kurz lässt, fällt da nicht weiter ins Gewicht. „Das ist wirklich ein ganz hervorragender Golfplatz – ich liebe ihn“, zeigt sich der Führende nach Runde 1 begeistert. „Dieser Parcours ist echt eine heftige Herausforderung! Bei mir haben heute aber alle Schläge sehr gut funktioniert und meine Taktik ist komplett aufgegangen.“
Die Marschroute hatte er sich nach der Proberunde gemeinsam mit seinem Onkel und Trainer Martin Hromadka zurechtgelegt, einem PGA Professional, der seinen Neffen einst zum Golf brachte, und da weit über das Einmaleins hinaus. „Ich habe relativ aggressiv gespielt, gute Safes geschlagen und die Bälle mit meinen Eisen immer wieder nahe an den Stock gelegt. Diese sehr offensive Platzstrategie hat sich ausgezahlt, und genauso werde ich auch den zweiten Durchgang angehen“, so der Spitzenreiter ebenso entschlossen wie furchtlos.
Während Vaclav Svub also am Freitag den obersten Platz des Leaderboards aggressiv verteidigen und seine Führung natürlich ausbauen möchte, werden seine Verfolger alles daransetzen, ihrerseits einen tiefen Score nach Hause zu bringen und die Spitze des Feldes zu übernehmen.
Heß mit präzisen Drives
Beste Chancen aus deutscher Sicht hat in diesem Punkt Leopold Heß vom Golf und Landclub Holledau, der nach einer 71er-Runde mit drei Birdies und zwei Bogeys Platz zwei teilt und in seiner Auftakt-Runde vor allem mit exzellenten Drives glänzte. Immer wieder platzierte er den Ball präzise Mitte Fairway, nutzte die perfekte Anspielposition für den Schlag aufs Grün – und dort konsequent seine Birdiechancen.
So ausgeglichen die Scorekarte von Heß nach 18 Löchern ausfiel, so kunterbunt war der Auftritt von dessen Golf-Team-Germany-Kollege Leonas Jung: Der Spieler des GC St. Leon-Rot notierte am Donnerstag alles, was der Sport so hergibt, von Eagle über Birdie und Par bis zu Bogey und Doppelbogey, trug nach 18 Löchern eine 72 als Gesamtergebnis ein und teilt damit Rang 7 mit drei weiteren Teilnehmern.
Sie alle stellen sich dem Faldo Course Berlin am Freitag erneut, die Vormittags-Starter des ersten Durchgangs müssen dann am Nachmittag ran und umgekehrt, so hat Sven Hahnl es beschlossen; die Abschlagsmarkierungen bleiben ganz hinten und die Fahnen werden noch einen Tick anspruchsvoller gesetzt als in der Eröffnungsrunde, schließlich ist hier die Elite des Golf-Nachwuchses Europas am Start, und die muss sich beweisen.
„Körperlich, mental und technisch: Die Anforderung ist hier relativ vollkommen! Wir freuen uns, dass sich mit Leopold Heß, letztjähriger Deutscher Lochspielmeister, und mit Leonas Jung, zwei Spieler in den Top Ten befinden, mit absoluter Schlagdistanz nach ganz oben. Bis jetzt sind wir nicht unzufrieden“, sagt Christoph Herrmann. „Ich freue mich auf Runde zwei und bin gespannt, wie sich die Spieler präsentieren!“
Echte Standortbestimmung
Die German International Amateur Championship der Boys und Girls genießt bei allen Nationen einen hervorragenden Ruf, und sie ist eine hochgeschätzte Standortbestimmung für das Leistungsniveau von Kader- und Nationalspielern. „Mit vier seiner U18-Kaderspieler ist Jamie O‘Connor an den Scharmützelsee gereist, und der neue Team-Manager der England Boys ist mehr als angetan von dem, was in dieser Woche in Bad Saarow geboten wird: „Die Organisation ist absolut professionell, wir fühlen uns hier sehr willkommen, und auch das sportliche Niveau ist sehr hoch“, so der Brite. „Hier bekommen wir eine echte Standortbestimmung, nicht zuletzt auch durch diesen wirklich ganz hervorragenden und absolut anspruchsvollen Golfplatz!“
Ziel der Engländer ist der Sieg bei der European U18 Team Championship im Juli – woran bis dahin zu arbeiten ist, das zeigt die Woche in Bad Saarow. O’Connor: „Dieses Turnier ist eine echte Benchmark – danach weiß man, wo man steht.“
Was freilich für alle Teilnehmer gilt, die in dieser Woche zum Kräftemessen mit dem windumtosten Faldo Course am Scharmützelsee antreten.
Runde zwei beginnt am Freitag um 7.30 Uhr, die letzte Gruppe schlägt um 13.17 Uhr ab.







