Feuchter Herbst: Prime time für Regenwurm und Maulwurf
Grundsätzlich ist natürlich jeder Golfer erst einmal für die Tierwelt auf dem eigenen Golfplatz. Aber die großen und kleinen Erdhaufen, die diese beiden Arten erzeugen, bringen sie auf Kollisionskurs mit den Spielern. Kein Wunder: Alljährlich um die kalt-feuchte Herbst-Jahreszeit häufen sich die schwarzen Erdflecken im Semirough und auf den Vorgrüns. Dann klebt der nasse Dreck an den Bällen und so manch ein Golfer verwünscht die Regenwürmer als Erzeuger der kunstvollen kleinen Erdhügelchen an einen anderen Ort.
Gleiches gilt für die deutlich größeren Maulwurfshügel, die in Serie in den Semiroughs und Roughs auftauchen. Auch sie werden zu unansehnlich großen, schwarzen Flecken, kaum dass eine Maschine sie plattgefahren hat. Spaß macht das Spiel von der Erde auf jeden Fall nicht. Der Konflikt zwischen dem winzigen Regenwurm und dem aktiven Maulwurf auf der einen und dem großen Golfer auf der anderen Seite ist immanent – und die Greenkeeper baden ihn oft aus. Die Kritik von manchen Golfspielern, dass die Erdhäufchen für mangelnde Qualität des Golfplatzes stehen, kommt nämlich immer bei ihnen an.
„Regenwürmer sind super für die Belüftung, für die Drainage, für den Nährstoffkreislauf“, springt Dr. Gunther Hardt, Leiter des Arbeitskreises Biodiversität des Deutschen Golf Verbands, dem Tier zur Seite. Im Herbst, wenn der Boden nass ist, fühlen Regenwürmer sich besonders wohl, dann funktioniert ihre Atmung durch die Haut am besten. Bis zu 400 Würmer pro Quadratmeter findet man in fruchtbaren Böden Deutschlands – eine Anzahl, die zu enormen Ausscheidungen von Bodenmaterial führen kann. Entsprechend hoch ist die Anzahl der Erdhäufchen.
„Eine echte Lösung dafür gibt es eigentlich nicht“, gibt Hardt zu bedenken. Pestizide, mit denen man die Regenwürmer einfach abtötet, kommen in Deutschland nicht zum Einsatz. Stattdessen arbeitet das Greenkeeping-Team mit umweltfreundlichen Maßnahmen: Regelmäßiges Sanden der Spielflächen zum Beispiel. Das wirkt sich in der Regel ohnehin positiv auf die Spielqualität aus und macht den kleinen Tieren eindeutig das Leben schwer. Scharfkantige, grobe Sandteilchen meiden sie, um sich beim Kriechen und Fressen nicht die Haut zu verletzen. Auch deshalb sieht man die Regenwurmhäufchen meist viel seltener auf gut aufgebauten und gepflegten Grüns. Hier schafft der Sandanteil einen höchst ungemütlichen Lebensraum.
Sind die Erdhäufchen einmal auf dem Golfplatz entstanden, gibt es für den DGV-Experten Hardt nur zwei Lösungen:
- Das Gras etwas höher stehen lassen, dann fallen die Klumpen dem Golfer nicht so negativ auf.
- Mähen wenn möglich dann, wenn das Gras trocken ist. Ein Wunsch, das weiß auch Hardt, der vor allem im Sommer und weit weniger im Herbst umsetzbar ist. Bei Trockenheit zerfallen die Erdhäufchen schneller in kleine Einzelteile, wenn der Mäher über sie hinwegfährt.
Und wo sind die Regenwürmer eigentlich bei Hitze im Sommer? Weit, weit unten im Fairway, dort wo der Boden feucht ist. Bei über 25 Grad drohen die Tiere auszutrocknen. In den tiefen Schichten des Bodens bleiben sie übrigens auch bei Kälte.

Stollengräber aus Leidenschaft
Mit dem Maulwurf verhält es sich nicht wesentlich anders. Im Herbst startet er beim Graben mit seinen breiten Schaufeln und seiner spitzen Schnauze richtig durch. „Grundsätzlich beweist das Vorkommen des Maulwurfs erst einmal, dass das Bodenleben aktiv ist“, erklärt Hardt. Wenn der Betrieb auf den Golfplätzen ausklingt, er sich in den Semiroughs so richtig ungestört fühlt, läuft er zur Hochform auf. Zumal er sich von Regenwürmern, Larven und Schnecken ernährt, die sich ebenfalls reichlich im feuchten Boden finden.
Wer glaubt, das Problem sei einfach per Maulwurfsfalle zu lösen, täuscht allerdings. Das Fangen, Verletzen und Töten von Maulwürfen ist nach der Bundesartenschutzverordnung verboten. Nur in extremen Ausnahmefällen, wenn die Tiere völlig überhandnehmen, stellen Untere Naturschutzbehörden manchmal eine Ausnahmegenehmigung aus.
Wirklich wirksame Mittel gegen den Maulwurf gibt es deshalb kaum. Außer Lärm und Bodenerschütterung eben, die ihn beim Gängegraben irritieren. Dann weicht er lieber in ruhige Bereiche des Golfplatzes aus.
Am Ende hilft also vor allem eine Erkenntnis: Der Golfer, der Regenwurm, der Maulwurf – sie alle teilen sich den Golfplatz. Er ist am Ende eben ein großer Spielplatz für sie alle. Platz ist ja genügend da.








