Siemens: Q-School im Blick, Vorfreude auf den „German Swing“
Es ist ein grauer Herbsttag in München, und Carl Siemens kommt gerade von einem Treffen mit Putting-Experte Christian Marquardt. Auf dem Programm stand weniger Technik als die Herangehensweise. Genauer gesagt: der Übergang von der Putt-Vorbereitung in die Ausführung. Siemens geht es darum, seine Routine weiter zu schärfen, um so noch ein paar Prozentpunkte an Leistungsvermögen herauszukitzeln. Es sind kleine Details, die am Ende große Unterschiede machen können.
„Das Putten war in dieser Saison der Teil meines Spiels, der mich wahrscheinlich am meisten Schläge und Punkte gekostet hat“, sagt der 21-Jährige aus Berlin, der in St. Leon-Rot lebt. „Ich hatte viele solide Runden, aber nicht selten war das Putten der Unterschied zwischen gut und sehr gut.“
Dass er dennoch eine erfolgreiche erste volle Saison auf der Pro Golf Tour gespielt hat, spricht für sich. Schon früh im Jahr machte Siemens, der Ende 2025 ins Profilager gewechselt war, mit konstantem Spiel und stabilen Ergebnissen auf sich aufmerksam. Er gewann in der Türkei beim zweiten Turnier des Jahres. Der Titel in Lykia Links war kein Zufall, sondern das Ergebnis akribischer Vorbereitung und einer ruhigen Herangehensweise an das erste Jahr als Profi. „Ich war vergangenes Jahr schon ein paar Mal als Amateur auf der Tour unterwegs und wusste deshalb grob, was mich erwartet“, erzählt er. „Aber im Profibereich ist der Rhythmus ein anderer: viele Turniere am Stück, viel Reisen – das ist eine Umstellung.“
Solide und lehrreiche Debütsaison
Rückblickend beschreibt Siemens seine Saison als „solide und lehrreich“. Vor allem das Spielen mehrerer Turniere in Folge habe ihn gefordert – mental wie körperlich. „Im Amateurbereich hast du vielleicht zwei Turniere hintereinander, aber hier sind es manchmal vier oder fünf Wochen am Stück. Da musst du lernen, dich zwischen den Runden richtig zu regenerieren und trotzdem an den Basics zu arbeiten.“
Gemeinsam mit seinem Team – allen voran Coach Marco Schmuck, Athletiktrainer Florian Münch sowie Manager Gerald Marzenell von der St. Leon-Roter Management Agentur SMA – hat er einen Plan entwickelt, der ihm hilft, trotz dichtem Turnierkalender konstant zu bleiben. „Marcos unermüdliche Arbeitsmoral zur Verbesserung meiner Leistung hilft mir sehr auf meinem Weg. Auch seine Präsenz bei einigen Turnieren war sehr wertvoll. Generell habe ich von ihm, sowie Florian und Gerald jegliche Form von Unterstützung, die ich brauche, um mein Potenzial zu erreichen.“

Nun richtet sich der Blick auf den Herbst – und auf die zweite Stage der Qualifying School. Durch seine Platzierung auf der Pro Golf Tour ist Siemens direkt für diese Runde qualifiziert, die Ende Oktober unter anderem im Fontanals Golf Club bei Barcelona stattfindet. Die Top 20 qualifizieren sich für die Final Stage, bei der es um die Tour-Karten für die HotelPlanner Tour (ehemals Challenge Tour) und für die DP World Tour geht.
„Natürlich ist das eine große Chance“, sagt Siemens. Es ist die Art von realistischer Zuversicht, die ihn durch das Jahr getragen hat. Dass er seine Saison nach dem letzten Pro-Golf-Tour-Turnier noch verlängern darf, ist für ihn ein Bonus. „Ich wollte das Momentum nutzen. Jetzt habe ich noch ein paar Wochen, um gezielt zu trainieren und an den kleinen Dingen zu feilen.“
Vorfreude auf den „German Swing“
Dass sich auf der Pro Golf Tour selbst einiges tut, nimmt Siemens ebenfalls positiv wahr. Mit dem neu eingeführten „German Swing“ kehren im kommenden Jahr gleich drei Turniere mit erhöhtem Preisgeld nach Deutschland zurück. Eine Entwicklung, die auch symbolisch ist – die Tour wächst. Das Niveau steigt.
„Ich finde das super. Für uns deutsche Spieler ist es immer schön, in der Heimat zu spielen – man kennt die Plätze, hat dadurch vielleicht einen kleinen Vorteil. Freunde oder Familie sind in der Nähe, und so bekommt man ein bisschen Rückhalt von außen. Das ist einfach ein gutes Umfeld, um gutes Golf zu spielen.“
Ob Pro Golf Tour, HotelPlanner Tour oder sogar die ganz große Bühne – Siemens freut sich auf die kommende Saison. Die Unterstützung aus seinem Umfeld spielt dabei eine wichtige Rolle. Als Sportsoldat der Bundeswehr und Mitglied des Golf Team Germany profitiert Siemens von finanzieller und organisatorischer Stabilität. „Das ist eine große Hilfe. Ich kann mich auf mein Training konzentrieren, bekomme Unterstützung bei Trainingsreisen und habe ein Team, das an mich glaubt. Das gibt Sicherheit.“
Sicherheit, die er auch braucht, um den nächsten Schritt zu gehen – mit derselben Ruhe, die ihn bisher ausgezeichnet hat.








