Analysen folgen
Singapur – Das Endergebnis der Südafrikaner liegt bei 29 Schlägen unter Par und wurde von nur zwei Spielern in die Wertung gebracht, weil Charl Barnard, der dritte Spieler der Mannschaft vom Südzipfel des großen Kontinents an allen Tagen deutlich über Par spielte. Neben Christian Maas war mit zwei Ergebnissen unter Par und einem Gesamtscore von 281 (-7) Daniel Bennett an diesem Triumph der Mannschaft von Captain Gavin Groves beteiligt.
Hinter Australien sicherte sich England den dritten Platz, war dabei sogar so stark unterwegs, dass die Mannschaft von der Insel zwischendurch sogar kurz auf dem zweiten Rang auftauchte. Am Ende rettete Australien aber doch einen Vorsprung von zwei Schlägen auf die Briten ins Ziel und darf sich nun Vize-Weltmeister nennen.
Die beste Finalrunde aller Mannschaften lieferten die Niederlande ab. Neun Schläge machten Nevill Ruiter und Benjamin Reuter noch gut und schoben sich mit einem Gesamtscore von -14 noch bis auf Rang sechs vor.
Platz 26
Schwarz-Rot-Gold steht bei dieser World Amateur Team Championship einiges weiter unten im Klassement. Zum zweiten Mal in Folge kam das Team um Captain Christian Marysko und Chef-Bundestrainer Christoph Herrmann mit Even Par von dem hinreißend von 50 Greenkeepern gepflegten Platz. Bester Spieler des Tages war Emil Riegger. Der 20-Jährige vom GC Hubbelrath brachte beeindruckende fünf Birdies unter und hatte nur auf einer Bahn sein Par nicht halten können. Auf der gesamten Runde hatte Riegger nur einen wirklichen Fehler gemacht, der aber direkt mit einem Triple-Bogey bestraft wurde. Aus dem Bunker auf Loch 6 flog der Schlag ins Grün viel zu weit. Der Ball lag unspielbar, mit einem Strafschlag ging es zwischen den Bäumen weiter und so nahm diese Bahn einen bitteren Verlauf. Eine acht auf Scorekarte kann die gesamte Runde in Schutt und Asche legen. Aber nicht bei Emil Riegger, der ganz stark reagierte. Auf dem folgenden Par 3 legte er seinen Abschlag perfekt auf das Grün und lochte den Birdieputt aus rund drei Metern sicher ein.
Der Youngster, der sein Debüt im Dress des Junior Team Germany gab, steigerte sich von Tag zu Tag und belegte in der Einzelwertung nach Runden mit 75, 73, 72 und 70 Schlägen bei gesamt zwei über Par als bester Deutscher den 40. Platz.
„Es ist eine große Ehre, für Deutschland zu spielen. Alles in allem bin ich mit meiner Performance hier zufrieden. Der Finaltag war deutlich besser, ich habe etliche Birdies gespielt und viele Putts gelocht. Ich hatte nur ein schlechtes Loch. Es war eine tolle Erfahrung, in dieser Woche hier dabei zu sein. Alles war sehr gut organisiert und ich hatte Spaß hier in Singapur“, strahlte Riegger nach der starken Finalrunde.
T51
Tim Wiedemeyer brachte am Finaltag wieder drei Birdies unter, musste aber fünf Bogeys hinnehmen. Die 74 (+2) war nach zweimal 73 und einmal 72 Schlägen nicht die erhoffte und angepeilte Verbesserung. Zu oft waren die Eisen ins Grün nicht präzise genug, um mehr Birdiechancen zu kreieren oder Dreiputts auszuschließen.
In der Einzelwertung belegt der Bayer, der für den GC St. Leon-Rot spielt, den 51. Platz.
„Die Runde heute war sehr interessant. Ich habe eigentlich ganz okay gespielt, aber leider die einfachen Chancen nicht nutzen können. Mir ist die ganze Woche über kein Birdie auf einem Par 5 gelungen, aber drei Bogeys gemacht. Das hilft natürlich nicht. Wir haben nicht so gut gespielt und sind alle ein bisschen enttäuscht“, war Tim Wiedemeyer nicht bester Laune, als er aus dem Recording kam.
Letzte Runde als Amateur
Eine ganz besondere Runde absolvierte Wolfgang Glawe. Der Athlet, der vom GC Mannheim-Viernheim zum GC Hubbelrath gewechselt ist, wird ins Profilager wechseln und hatte bei dieser Team-WM seinen letzten Auftritt als Amateur. Diesen hatte der 23-Jährige sich etwas anders vorgestellt, hatte aber auch zu viele Schläge, die ihn in Schwierigkeiten brachten. Am Finaltag waren drei Bogeys und ein Doppelbogey bei nur einem Birdie das Resultat der Schläge, die nicht präzise genug kamen. Auf der allerletzten Bahn des Turniers hatte Glawe dabei auch das Pech, seinen zweiten Schlag hinter einen Baum zu legen und diesen dann auch noch zu treffen. Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu, hatte dereinst der Fußballer Jürgen Wegmann trefflich formuliert.
Nach Runden mit 78, 70, 73 und 76 Schlägen beendet Wolfgang Glawe dieses Turnier in der Einzelwertung auf dem 77. Platz.
„Bei mir war diese Woche schwierig. Ich bin niemals wirklich ins Laufen gekommen, habe mir das Leben auf dem Platz echt schwer gemacht und wurde für schlechte Schläge bestraft, teils sogar für Schläge, die gar nicht so schlecht waren. Ich muss daraus lernen und es besser machen. Trotzdem war es mit der Mannschaft eine coole Woche. Es war mir eine Ehre, für Deutschland zu spielen.
Ausbildungsturnier
Eine Team-Weltmeisterschaft ist im Rahmen der Vorbereitung von Talenten auf die Touren und einen möglichen Weg zu Olympischen Spielen das höchstrangige Ausbildungsturnier. Da allerdings jeden Tag nur zwei Scores gewertet werden, haben auch die kleinen Golfnationen immer wieder die Chance, bei einer World Amateur Team Championship zu glänzen. Von daher darf man das deutsche Ergebnis nicht dramatisieren, muss aber genau hinschauen, was hier gerade passiert ist.
Auffällig war zu sehen, dass Nationen, die von den deutschen Mannschaften in der Jugend bei Team Europameisterschaften noch überrollt wurden, hier deutlich vor den Bundesadlern stehen. Schon vor der genauen Analyse der Spieldaten ist ganz klar zu sehen gewesen, dass viele Nationen deutlich häufiger auch längere Putts gelocht haben, während dies sowohl den deutschen Frauen wie auch jetzt den deutschen Männern praktisch nie gelungen ist . Im Spiel vom Tee und auch bei den Anspielen der Grüns waren die Bundesadler nicht erkennbar schwächer als die meisten Konkurrenten.
Das sagte der Vorstand Sport
Marcus Neumann hatte sich die beiden Weltmeisterschaften vor Ort angeschaut und an den Treffen der Internationalen Golf Federation (IGF) teilgenommen. Seit 2000 war Neumann bei allen Team-Weltmeisterschaften entweder als Bundestrainer der Damen oder als Vorstand Sport im DGV gewesen und kann daher sehr fundiert einordnen, was in Singapur abgelaufen ist: „Sportlich betrachtet lässt sich das Ergebnis drehen und wenden, wie man will – unsere Hoffnungen und Erwartungen an die Platzierungen unserer Teams haben sich nicht erfüllt. Dabei hat niemand versagt, und es gab keine sportlichen Dramen. Doch am Ende standen pro Runde und pro Spielerin und Spieler ein bis zwei Schläge mehr auf der Scorekarte als bei den Teams, mit denen wir eigentlich auf Augenhöhe agieren wollten. Das erscheint wenig, ist aber auf dem Tableau klar ersichtlich zu viel. Wir werden nun alle leistungsrelevanten Faktoren – von der Vorbereitung über den organisatorischen Rahmen bis hin zum individuellen Putten – sorgfältig analysieren und gezielt verbessern. Denn nach der WM ist vor der WM.“
Fazit des Chef-Bundestrainers
Als seine Mannschaft die Finalrunde beendet hatte, war der Leaderflight noch nicht gestartet. Eine aus deutscher Sicht sehr ungewöhnliche Konstellation, die Christoph Herrmann nicht davon abhielt, schon ein erstes Fazit der gesamten WM zu ziehen: „Wir haben zwar noch nichts analysiert, aber einen groben Eindruck haben wir schon. Wir sind am ersten Tag furios gestartet, haben dann aber auf der zweiten Hälfte der Runde energetisch ganz massiv Federn gelassen. Wir müssen analysieren, warum es uns mehr getroffen hat, als die anderen Mannschaften. Dadurch haben wir am ersten Tag soviel Rückstand aufgebaut, dass es dann nur noch ein Kampf um die mittleren Plätze war. Dem haben wir uns gestellt und an den folgenden Tagen besser gespielt, aber nicht ausreichend besser, um die Akzente zu setzen, die wir uns erhofft hatten. Wir gehen jetzt mit einer Betrachtung jedes einzelnen Spielers individuell in die Analyse. Für Wolfgang Glawe beginnt ein ganz neuer Abschnitt, und wir werden ihn dabei unterstützen, die ersten Schritte zu gehen. Die beiden anderen gehen wieder ans College und haben noch zwei Jahre Zeit, bis sie Profi werden. Wir werden sie weiter betreuen."
Fazit des Captains
Christian Marysko hatte in dieser Woche wieder eine hohe Laufleistung, weil der Captain ständig als Motivator auf dem Platz unterwegs war: „Nach dieser Woche bin ich erschöpft. Mein Adrenalinpegel war schon immer bei Sportveranstaltungen hoch. Meine aktive Karriere als Sportler ist ja vorbei, aber ich lebe das mit den Jungs und Mädels weiter aus. Daher versuche ich immer alle, die ich betreue, maximal anzufeuern. Uns ist es gelungen, die Jungs in dieser Woche voran zu bringen. Wir müssen jetzt unsere Schlüsse aus dem ziehen, was wir hier erlebt haben und dann greifen wir in zwei Jahren in Marokko wieder an. Wir haben es hier mit gestandenen Sportlern zu tun und werden im Nachlauf in Einzelgesprächen alles analysieren. Wir sind mit offenen Augen durch das Turnier gegangen und so werden wir unsere Schlüsse ziehen und die Schritte tun, die gegangen werden müssen.“
Platz und der Organisation
Der Platz des Tanah Merah Country Clubs war über zwei Wochen in perfektem Zustand. Fairways und Grüns wurden von 50 Greenkeepern großartig gepflegt und das Layout bietet viele wirklich beeindruckende Bilder. Selektiv wurde es vor allem durch die sehr großen und maximal ondulierten Grüns. Durch die Fahnenpositionen konnte die Spielleitung hier Tag für Tag neue Herausforderungen kreieren. Akustisch und klimatisch waren die Tage hier in Singapur eine Herausforderung. Jeden Tag bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit die große Hitze zu ertragen und dabei konzentriert Golf zu spielen, war für alle Athleten gar nicht so leicht. Dazu kam noch der ständige Flug- und Straßenlärm. Die landenden Jets waren teils weniger als 200 Meter hoch. Hier konzentriert zu bleiben, ist schon ein echtes Kunststück mentaler Stärke. Die exotische Tier- und Pflanzenwelt hat ein Stück weit für den zu ertragenden Lärm entschädigt. Wenn plötzlich ein drei Meter langer Waran auf dem Fairway auftaucht, ist das schon ein Erlebnis, das noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Kaum Zuschauer
Leider fanden diese Team-Weltmeisterschaften praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Zuschauer gab es, wie schon vor zwei Jahren in Abu Dhabi, so gut wie keine. Das ist bedauerlich, aber vielleicht auch jeweils der übergroßen Hitze geschuldet, bei der niemand ohne Funktion freiwillig vor die Tür geht.
Singapur Funfact X
Auf Singapurs Hauptverkehrsadern gibt es ein Straßenschild, das es in Deutschland nicht gibt: Ein großer Regenschirm mit einer Entfernungsangabe. Nun ist es in diesem tropischen Stadtstaat eher die Regel als die Ausnahme, dass es Tag für Tag zu kurzen, aber sehr heftigen Regenfällen kommt.
Das blaue Verkehrsschild mit dem Regenschirm weist auf einen Regenschutz oder Unterstand für Motorradfahrer hin. Es handelt sich um ein rein informierendes Verkehrszeichen: Richtung, Position und Entfernung des Unterstands werden angezeigt. Die Schilder stehen vor allem an Schnellstraßen, oft vor Brücken oder an Ausfahrten. Die Unterstände helfen Motorradfahrern, bei Starkregen sicher anzuhalten und den Schauer abzuwarten, sind aber kein allgemeiner Halte- oder Parkbereich.

















