Briem hinter Tan auf Platz zwei
Winsen an der Luhe – Die Sonne war nicht an allen Tagen so präsent wie am Finaltag. Aber trotzdem strahlen nach dem großartigen Finaltag der Amundi German Masters powered by VcG alle Beteiligten sehr glücklich, denn der Umzug von Berlin nach Hamburg hat sich als großer Glücksgriff erwiesen. Mehr als 12.000 Zuschauer waren an den Nordrand der Lüneburger Heide gekommen und bereiteten den Athletinnen triumphale Tage. Mehr Support war selten.
Shannon Tan
Der Sieg der 21-Jährigen aus Singapur kam nicht ganz zufällig. 2023 hatte sie die Singapore Ladies Masters, ein Turnier der China LPGA Tour, gewonnen. Bei ihrem Debüt auf der LET holte Tan sich 2024 direkt den Titel der Magical Kenya Ladies Open.
Eine Fähigkeit, die auf einem so anspruchsvollen Platz, wie es der Nord Course von Green Eagle ist, zwingend gefordert wird, wenn man vorne mitspielen möchte, hat Tan fast schon traumwandlerisch gezeigt: Wenn ein Schlag nicht optimal war, war der Ball zumindest auf der richtigen Seite, sodass größere Dramen immer ausgeschlossen werden konnten. So präsentierte sich die Asiatin als Meisterin darin, auch aus schwierigen Lagen ihr Par zu halten.
Als die Führende auf dem neunten Loch tatsächlich doch mal ein Bogey spielte und etwa zeitgleich Esther Henseleit auf dem zwölften Grün zum Birdie einlochte, keimte unter den vielen Golffans etwas Hoffnung auf, dass es doch noch einmal spannend wird.
Umso mehr wuchs die Hoffnung, als Tan auf der 10. Bahn direkt noch ein Bogey kassierte, gleichzeitig Helen Briem in der Gruppe davor mit einem Birdie auf Loch 11 den Rückstand auf nur noch zwei Schläge verkürzte.
Tan glich den Fehler aber direkt mit einem Birdie wieder aus, und so konnte sie sich sogar Bogeys auf den Löchern 13 und 17 leisten, ohne die Führung abzugeben, weil Helen Briem kein weiteres Birdie gelang, obwohl einige Chancen dazu vorhanden waren.
So blieben die Kräfteverhältnisse in etwa gleich, auch wenn Shannon Tan und Helen Briem die Löcher oft sehr unterschiedlich interpretierten. Beide lieferten Par auf Par ab.
Hannah Screen, die mit Tan im Leaderflight unterwegs war, verabschiedete sich spätestens auf Loch 5, als sie zwei Bälle im Teich vor dem Grün versenkte und dieses Par 3 mit sieben Schlägen beendete.
Nicht viel besser erging es Alice Hewson. Die Britin musste auf den ersten acht Löchern schon sechs Bogeys notieren und fiel ebenfalls deutlich zurück.
Aus deutscher Sicht auch nicht gut verlief die Finalrunde für Carolin Kauffmann, die ihre bislang beste Platzierung vor Augen hatte, aber auch früh in dem sehr böigen Wind einige Schläge verlor und nach sechs Löchern schon vier über Par lag. Am Ende verteidigte die Marienburgerin aber ihren Platz in der Top Ten und fuhr nach Runden mit 72, 72, 68 und 78 Schlägen Rang acht ein – gleichbedeutend mit ihrem ersten Ergebnis in der Top Ten auf der LET.
Wind
Der Wind war an diesem sonnigen Finalsonntag auf dem Grünen Monster von Green Eagle massiv im Spiel. Teils wehte es so heftig, dass sogar die heimischen Sturmmöwen – ja, die heißen wirklich so! – lieber zu Fuß über die Fairways liefen. Entsprechend groß waren die Anforderungen an die Athletinnen.
Henseleit
Und was machte derweil Esther Henseleit? Die Silbermedaillengewinnerin von Paris zog weiterhin die meisten Zuschauer an, auch wenn sie vor der Finalrunde nur auf Rang zehn lag.
Zweimal war früh am Tag lauter Jubel zu hören. Einmal um 11.13 Uhr, als der deutsche Weltstar am Start aufgerufen wurde, und kurze Zeit später, als die Falkensteinerin auf Loch 4 nach zwei perfekten Schlägen den Putt zum Eagle lochte. Direkt anschließend gab Henseleit die beiden Schläge durch zwei Bogeys zwar wieder ab, aber mit Even Par nach der Front Nine hatte sie immerhin einige Plätze im Klassement gut gemacht.
Auf der Back Nine gelang es Henseleit zunächst mit einem Birdie, die Zuschauer zu verzücken, aber drei folgende Bogeys stoppten einen weiteren Aufstieg im Klassement, sodass unter dem Strich der zehnte Platz stand.
Debüt endet auf Rang 19
Charlotte Back spielte eine fast schon sensationell gute Finalrunde. Die SLR-Athletin war mit +3 von T46 gestartet und lag nach acht Bahnen bei eins über Par. Danach blieb die Karte aber blitzsauber und die Kurpfälzerin drapierte noch drei starke Birdies dazu, sodass am Ende eine 71 (-2) stand. Mit dem Gesamtscore von +1 machte Back bei ihrem Debüt auf der LET noch einen Sprung im Klassement bis auf Rang 19.
Auch Clubkameradin Celina Sattelkau beendete das Turnier auf Rang 19. Das Gesamtergebnis ist mit 74 und dreimal 73 Schlägen mehr als solide. Die Scorekarte der Finalrunde machte Sattelkau dafür aber wieder schön bunt. Nach drei frühen Bogeys rappelte sich der Tour-Rookie noch einmal auf und brachte letztlich noch fünf Birdies unter.
Titelverteidigerin auf Rang 39
Alexandra Försterling hat bei vielen Fans viele Sympathiepunkte gesammelt, konnte aber trotz des großen Supports der Fans ihren Erfolg vom Vorjahr nicht wiederholen. Die viermalige Tour-Siegerin hatte am Finaltag Höhen und Tiefen, fiel am Ende mit einer 77 aber noch auf Rang 39 zurück.
Endstand nach Runde 4:
1. Shannon Tan -9
2. Helen Briem -8
T8 Carolin Kauffmann -2
T10 Esther Henseleit -1
T19 Charlotte Back +1
T19 Celina Sattelkau +1
T26 Leonie Harm +2
T39 Alexandra Försterling +4
T46 Patricia Schmidt +6
T54 Laura Fünfstück +8