Panorama

Argentiniens Golf-Stars feiern ihre Fußball-Götter


19. Dezember 2022 , Thomas Kirmaier


Argentiniens Golf-Star Magdalena Simmermacher hat doppelt Grund zum Feiern: Sie stieg vor wenigen Tagen auf die LPGA Tour auf und jetzt wurden ihre Fußball-Helden auch noch Weltmeister. © Instagram.com/maggiesimmer
Argentiniens Golf-Star Magdalena Simmermacher hat doppelt Grund zum Feiern: Sie stieg vor wenigen Tagen auf die LPGA Tour auf und jetzt wurden ihre Fußball-Helden auch noch Weltmeister. © Instagram.com/maggiesimmer

Er hat es tatsächlich geschafft: Lionel Messi führt die Fußballer Argentiniens auf den Olymp. Das geht auch an den Golfern einer äußerst stolzen Nation nicht vorbei.

„Somos Campeones. Vamos Argentina“ - so postet der Golf-Verband Argentiniens den Sieg bei der Fußball-WM in Katar. Dazu natürlich eine Menge Ausrufezeichen. Die Truppe um Held Messi hat zwar nicht die meisten Sympathiepunkte bei einer außergewöhnlichen Weltmeisterschaft eingesammelt, aber sie hat in der entscheidenden Phase ohne Zweifel den besten Fußball gespielt. Und so sind sie zurecht stolz auf ihre Kicker. Klar fühlt sich das ganze Land als Champion.

Dass es auch im argentinischen Golf nicht immer ohne Skandale zugeht, beweist Ángel Cabrera. Der heute 53-jährige Pro aus Córdoba hat immerhin zwei Majors gewonnen (2007 die US Open und 2009 das Masters), war 2007 Sportler des Jahres in Argentinien und genießt lebenslanges Spielrecht auf der DP World Tour. Was ihm derzeit allerdings wenig bringt, denn Cabrera, Spitzname El Pato (die Ente), ist im Sommer 2021 wegen häuslicher Gewalt zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Golfer und Argentinien? Da werden auch deutsche Golffans hellhörig. Da war doch was, oder? Genau. Ein gewisser Andrés Romero gewann 2017 völlig überraschend die BMW International Open in München. Ihn hatte damals so gut wie niemand auf dem Schirm, obwohl Romero zwischen den Jahren 2006 und 2008 durchaus sehr beachtliche Resultate bei den vier Majors eingesammelt hatte. Romero postete ebenfalls ein Video, wie er mit Freunden feierte und das Treiben der Fußball-Helden im TV mitverfolgte. Dazu martialische Worte, denn er verglich Messi mit Achilles - und dann wieder mit Popeye auf Spinat. Es gehe um mehr als nur Stolz, um eine Verpflichtung für mehr als 40 Millionen Argentinier. „Der Weihnachtsmann kam in diesem Jahr früher“, so Romero.


Aktuell bester Golfer Argentiniens ist Emiliano Grillo. Der 30-Jährige ist derzeit der einzige seines Landes in den Top 300 der Weltrangliste, hat aber immerhin schon für Team International beim Presidents Cup gespielt (2017) und auf der PGA Tour gewonnen (2015). Grillo war vor sieben Jahren Teilnehmer des Monster-Stechens um den Sieg bei der Puerto Rico Open. Damals hatten gleich fünf Spieler schlaggleich gelegen und sich im Playoff gemessen. Am Ende unterlagen Grillo und der Rest dem deutschen Routinier Alex Cejka. Natürlich war auch Grillo nach dem WM-Sieg aus dem Häuschen, postete Bilder vom Copa Mundial, von Messi sowie Videos von feiernden und singenden Menschen auf den Straßen Argentiniens.

Und dann ist da ja noch Magdalena Simmermacher. Die 26-jährige Golferin aus Buenos Aires hat nicht nur einen ziemlich deutsch klingenden Namen, sie schrieb in der Saison 2022 ihre eigene Geschichte, denn: Simmermacher stieg als erst zweite Argentinierin überhaupt auf die LPGA Tour auf. Die erste war eine gewisse Silvia Bertolaccini, die zwischen 1975 und 1990 viermal auf der höchsten Tour Nordamerikas gewonnen hatte. Magdalena Simmermacher hatte also doppelt Grund zu feiern. Sie zog das Trikot der Albiceleste über, schwenkte die Fahne Argentiniens und jubelte über den Coup der Himmelblauen.

Schließlich gibt es diese ganz spezielle Golf-Story über den Volkshelden Argentiniens: Diego Maradona soll Jahre vor seinem Tod 2020 auf seiner Homepage erklärt haben, dass ihm die Ärzte Spaziergänge empfohlen hatten. Mehrere englischsprachige Medien berichteten seinerzeit, dass sich „Die Hand Gottes“ diesen Rat zu Herzen genommen und mit Leidenschaft Golf gespielt habe (hier der Videobeweis). Vorzugsweise unterwegs im Cart. In einem Interview sagte der große Maradona einmal, er wisse, dass sein Schwung nicht der beste sei, aber er könne kaum einen Tag ohne Golf verbringen. Einmal sei ein Hubschrauber über dem golfenden Maradona gekreist, was dem Fußball-Schwergewicht nicht gefallen habe. Er soll sich die Hose heruntergezogen und das entblößte Hinterteil Richtung Heli gestreckt haben. Darüber berichtete 2004 sogar Der Spiegel. Fußball und Golf in Argentinien - das geht eben nicht immer ganz ohne Skandale.