Panorama

Golfi – der Puttroboter aus Paderborn


30. November 2022 , Daniel Dillenburg


Eine absolute Maschine auf den Grüns: Golfi, der Puttroboter.
Eine absolute Maschine auf den Grüns: Golfi, der Puttroboter. | © youtube.com/@ieeespectrum

Ein Forschungsteam in Paderborn hat einen Puttroboter entwickelt, der anhand einer hybriden KI Putts lochen soll. Dies funktioniert ganz gut, bislang aber nur unter speziellen Bedingungen.

Werden wir Golfer:innen bald von Robotern ersetzt? Schon im Jahr 2016 gelang dem Roboter Eldrick ein Hole-in-One, womit er einigen Hobby-Golfer:innen etwas voraus hat. Und wenn der Abschlag mal nicht im Loch landet, könnte neuerdings eine andere KI-gesteuerte Maschine übernehmen: Golfi ist ein an der Universität Paderborn entwickelter Golfroboter, der auf das Spiel auf den Grüns spezialisiert wurde. Bei diesem Projekt soll also kein Ass geschlagen, sondern ein weitgehend fehlerfreies Einputten ermöglicht werden. Und aus eigener Erfahrung lässt sich sagen: Das ist gar nicht so einfach!

Und auch für das Forschungsteam um Doktorandin Annika Junker gestaltete sich dieses Projekt äußerst kompliziert. Das Putten ist nämlich deutlich vielschichtiger als man zunächst annehmen würde. Bevor Golfi einen Schlag ausführen kann, muss er die Umgebungsverhältnisse, wie die Beschaffenheit der Oberfläche, Windrichtung oder den Rollwiderstand des Rasens, analysieren. All das gehört im Golfalltag zum täglichen Brot und wird als „Grün lesen“ bezeichnet. Golfi tut dies mithilfe einer 3D-Kamera. Anhand der Bilder simuliert er in einem physikalisch-basierten Modell 3.000 zufällige Schläge, woraufhin ein neuronales Netz trainiert wird, das wiederum ermittelt, in welche Richtung und mit viel viel Kraft der vierrädrige Roboter schlagen muss.

Erfolgsquote bei 60 bis 70 Prozent

Ist Golfi nun also der beste Putter der Welt? Noch ist die einhundertprozentige Putt-Quote etwas entfernt. Zwischen sechs und sieben Bällen von zehn lochte der Roboter ein. Doch all dies geschah bislang nur unter Laborbedingungen. Bisher ist Golfi nämlich noch auf 3D-Aufnahmen aus der Vogelperspektive angewiesen, die unter der Decke des Labors aufgehängt sind. Den Transfer auf einen echten Golfplatz zu schaffen, stelle eine große Herausforderung dar, denn diese Kameras direkt am Roboter anzubringen, gestalte sich nicht ganz einfach.

Doch auch wenn Golfi auf allen Grüns dieser Welt funktionieren soll, besteht das Ziel des Projekts, das im Paper "Autonomous Golf Putting with Data-Driven and Physics-Based Methods" niedergeschrieben ist, nicht darin, uns Menschen im Putting-Contest zu demütigen. Vielmehr möchte man demonstrieren, wie Roboter hybrid kontrolliert werden können. „Wir versuchen, datengetriebene mit physikbasierten Methoden zu kombinieren, und waren auf der Suche nach einem schönen Beispiel, das jeder versteht“, erklärte Junker gegenüber IEEE, einem Berufsverband von Technikern. Uns Golfer:innen macht Golfi jedenfalls Mut. Denn wenn selbst eine hochkomplex programmierte KI Putts vorbeischiebt, dürfen wir Normalsterblichen das ja erst recht tun!