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Direktor Both - der Hamburger Mallorquiner


14. November 2022 , Thomas Kirmaier


Kristoff Both ist seit gut 20 Jahren Direktor im Club de Golf Alcanada auf Mallorca. © Privat
Kristoff Both ist seit gut 20 Jahren Direktor im Club de Golf Alcanada auf Mallorca. © Privat

Der Mann hat seinen Platz gefunden: Kristoff Both (47) ist Direktor des Club de Golf Alcanada auf Mallorca, auf dem auch im kommenden Jahr das Challenge Tour Grand Final ausgetragen wird. Golf.de sprach mit Both vor Ort über seine Karriere, Golf und Lebensqualität.

„This venue is completely German“, sagt der Journalisten-Kollege aus Schottland. Stimmt nicht ganz, aber da ist schon was dran. Der Club de Golf Alcanada, wo die Challenge Tour 2022 zum zweiten Mal nach 2019 ihr ihr Saisonfinale ausgerichtet hat, ist für viele die schönste Anlage auf Mallorca. Ein hübscher Spot mitten in einem Naturschutzgebiet, den Hans-Peter Porsche möglich gemacht hat. Er ist der Eigentümer, als solcher aber nicht immer vor Ort. „Ich habe mit Kristoff Both einen Glücksgriff gemacht“, sagt Porsche. Both ist Direktor, führt die Geschäfte mit hanseatischer Gelassenheit.

Geboren und aufgewachsen ist Kristoff Both in Hamburg. Im Alter von zehn Jahren beginnt er mit dem Golfspielen im GC am Sachsenwald, „aber mehr nur so zum Spaß“, wie er sagt. Er interessiert sich für Sprachen, lernt schon am Gymnasium Englisch, Französisch und Spanisch. „Das haben so manche deutsche Auswanderer nicht oder zu spät erkannt, dass die Sprache der Schlüssel ist.“ Nach dem Abitur entscheidet er sich zunächst gegen ein Studium und für eine Ausbildung im Hotelfach. „Die Themen Hospitality und Hotellerie haben mich schon immer interessiert.“

Hospitality – das ist Englisch und heißt Gastfreundschaft. Das musst du leben – oder lassen. Wie das gut funktionieren kann, das schaut sich Kristoff Both im Laufe seiner Engagements für den amerikanischen Hotel-Riesen Marriott an. Golf läuft zwar mehr so nebenbei. „Ich war kein Tiger Woods, hatte viele andere Interessen und außerdem zu jener Zeit auch Tennis gespielt, als Becker und Graf so gut wie alles gewonnen haben.“ Aber irgendwann fällt an der Golfrezeption des Hotels eine Arbeitskraft aus und die Personalreferentin erinnert sich, dass der Both doch Golf spielt.

Der Club de Golf Alcanada


Deutschland allein reicht ihm nicht, und weil auch die Hanseaten froh um jeden wärmenden Sonnenstrahl sind, reist Kristoff Both als junger Mann mit Vorliebe nach Mallorca. Warum gerade die Balearen-Iinsel? Weil die Eltern dort ein Feriendomizil besitzen. Neugierig ist er, was die Welt da draußen so zu bieten hat. Also fährt er die Golfplätze auf der Insel ab, um herauszufinden, für wen er arbeiten könnte. Golf Poniente, heute T Golf & Country Club, engagiert ihn als Starter und Marshall. Both ist interessiert, Menschen kennen zu lernen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Recruiter nennen dieses Soft-Skill Open-Mindedness.

Marriott setzt irgendwann einen neuen Golf-Direktor in Son Antem ein, bei dem Both wegen eines Jobs vorstellig wird. Der neue „Stadthalter“, der Ire Tom Murphy, erzählt ihm von der Möglichkeit, Golf-Management in den USA zu studieren. „Und das habe ich dann gemacht.“ An der Golf-Academy in Myrtle Beach/South Carolina lernt der German so gut wie alles über Personal, Training, Marketing, Regeln, Equipment, Finanzen etc. Zwei Jahre, vier Semester – und weil man sich im Leben meist immer mindestens zweimal sieht, entsteht über einen Kontakt zu den Marriott Headquarters in den USA plötzlich wieder ein Draht nach Mallorca. Die Insel, die Both bereits gut kennt.

Er kehrt zurück nach Europa, arbeitet als Proshop-Manager für Marriott Son Antem auf Mallorca. „Ich bin irgendwie ein Inselmensch. Wenn wir in Deutschland sind, verbringen wir liebend gerne Zeit auf Sylt“, sagt er. Wir? Das sind seine Frau, eine Mallorquinerin, und die beiden Kinder Marina und Hugo. Die Familie lebt in Llubi, einem kleinen Ort zwischen Alcudía und Palma. „Das ist perfekt. So bin ich schnell am Flughafen und schnell an meinem Arbeitsplatz.“ Sein Schreibtisch steht nämlich nun seit 20 Jahren im Club de Golf Alcanada. Einem Projekt, dass schon Ende der 80er/Anfang der 90er geplant worden war und kurz nach dem Jahrtausendwechsel realisiert wurde.

DGV-Sportvorstand Marcus Neumann mit Club-Direktor Kristoff Both.
DGV-Sportvorstand Marcus Neumann mit Club-Direktor Kristoff Both. | © Kirmaier


2003 wird offiziell eröffnet. Drei Monate zuvor hatte ihn der Präsident als Golf-Direktor eingestellt. Schließlich war Both ja zurück in seiner neuen Heimat und fand eine neue Herausforderung, eine Aufgabe, seinen Platz. „Ich kann hier meine Ideen umsetzen, das macht einfach Spaß“, sagt er, putzt seine Brille, setzt sie wieder auf und schaut zufrieden durch die Gläser auf ein traumhaftes Fleckchen Erde. Ein Paradies.

Seit 20 Jahren leitet Kristoff Both nun die Anlage im Nordosten Mallorcas. Und es gibt immer etwas zu tun. „Uns wird nie langweilig.“ Wenngleich er auch gerne zugibt, dass es schlimmere Arbeitsplätze gibt. Alcanada, der Golfplatz am Leuchtturm, direkt am Meer, Berge, eine vorzügliche Gastronomie, 300 Sonnentage im Jahr, Lebensqualität. Da musst du kein Hamburger sein, um solche Vorzüge zu schätzen. Das Verhältnis zum Eigentümer ist sehr gut und vertraut. Klar, über so viele Jahre. Man spielt gemeinsam Golf und bespricht Projekte. So wie das Rolex Challenge Tour Grand Final, das nach 2019, 2022 auch 2023 wieder auf Alcanada gespielt wird. „Dieses Event passt perfekt zu uns“, sagt Both.

Der Direktor kommuniziert mit den Tour-Oberen, den örtlichen Behörden, den Tourismus-Bossen, den Golfern, dem Sekretariat, den Greenkeepern, den Putzfrauen, den Kellnern. Offen sein und ein offenes Ohr für alle haben. Klar ist die Sprache der Schlüssel zu allem, aber es gibt diese eine Fähigkeit, die noch viel wichtiger ist und über die Kristoff Both im Lauf der Jahre gelernt hat, dass sie elementar ist: zuhören! Die Hauptsaison auf Mallorca ist mit dem Grand Final zu Ende gegangen. Jetzt ist Zeit für ein paar Tage Urlaub. Kraft tanken, um wieder Ideen zu schaffen. Nach der Rückkehr zu Hause auf Mallorca wird wieder angepackt. Langweilig wird einem wie Kristoff Both sowieso nie.