Jr Ryder Cup

Kantersieg für Europa


28. September 2023 , Stefan Bluemer


Alle Hände an der Trophäe (@ Chris Ricco/PGA of America via Getty Images)
Alle Hände an der Trophäe (@ Chris Ricco/PGA of America via Getty Images)

Die Vorzeichen für einen ganz großen Ryder Cup stehen 2023 gut! Im Junior Ryder Cup setzt sich der europäische Nachwuchs mit einem glatten Sieg, der auf phantastischem Niveau erspielt wird, gegen die Youngster aus den USA durch.

Rom – Größer hätte die Bühne kaum sein können: Der Finaltag des Junior Ryder Cup wurde im Marco Simone G&CC in Sichtweite des Peterdoms ausgetragen. Das Team Europas hat in beeindruckender Manier eine Serie von sechs aufeinanderfolgenden Niederlagen beenden und sicherte sich mit dem 20,5:9,5 einen Rekordsieg mit elf Punkten Vorsprung auf die Vereinigten Staaten.Team Europe war mit einem Vorsprung von sechs Punkten in die Einzelspiele des Finaltages gestartet. Am Finaltag nutzten die zwölf Youngster des alten Kontinents ihren Heimvorteil und sammelten mit sieben Siegen sowie drei Unentschieden bei nur zwei Niederlagen in den zwölf Einzelspielen mehr als ausreichend Punkte, um nach langer Durststrecke endlich mal wieder den Titel zu gewinnen.

Helen Briem blieb es vorbehalten, mit ihrem 2&1-Sieg über Yana Wilson den ersten Zähler für Europa zu holen. Kris Kim setzte sich gegen Miles Russell mit 5&4 durch und baute den Vorsprung Europas noch weiter aus.
Die Spanierin Andrea Revuelta war zwar erst im neunten Match gestartet, lochte aber sehr früh den entscheidenden Putt zum 8&6-Sieg und sicherte damit gleichzeitig für ihre Mannschaft den ersten Sieg seit 2006, als Europa die Trophäe nach einem Unentschieden in Celtic Manor behalten durfte.
Weitere Punkte für Europa sammelten der Schotte Conor Graham gegen Jay Leng Jr. mit 1auf und die Schwedin Meja Örtengren, die  Gianna Clemente mit 3&2 bezwang. Der Ire Sean Keeling und der Italiener Giovanni Binaghi sorgten für zwei weitere, europäischen Siege.

Die Kirsche auf der Sahne auf der Torte

Helen Briem hatte einen echten Sahnetag erwischt. Die Spielerin des Stuttgarter GC Solitude holte sich zum Auftakt gleich das erste Loch, muss auf Bahn 3 allerdings den Ausgleich hinnehmen. Yana Wilson gelang es aber zu keinem Zeitpunkt, in Führung zu gehen. Ganz im Gegenteil. Die Spielerin des Junior Team Germany dreht noch auf der Front Nine so richtig auf und lag nach acht gespielten Bahnen mit 4auf satt in Front.
Anschließend zeigt wiederum das US-Girl, warum sie für das Team der USA nominiert wurde und hatte schon bis zum zwölften Grün den Rückstand soweit reduziert, dass es nur noch 1auf für Europa stand. Helen Briem blieb aber auch unter Druck ganz cool und konterte immer genau dann, wenn es brenzlig zu werden drohte. Am Ende steht ein Sieg mit 2&1 in den Büchern.
Die Gesamtbilanz ist für die Spielerin des Stuttgarter GC Solitude nach vier gespielten Matches mit drei Siegen überaus positiv und so strahlte die Athletin an diesem Tag, der auch für eine Helen Briem, die schon viele Höhepunkt in ihrer noch jungen Karriere erlebt hat, noch sehr, sehr außergewöhnlich war, mehr als glücklich: „Der Platz ist wirklich ein Monster. Das war der schwerste Platz und das schwerste Setting, was ich bisher gespielt habe.
Wenn du das Fairway um einen Meter verfehlst, bleibt dir eigentlich nur noch, den Ball raus zu pitchen. Mehr gehr da oft wirklich nicht.  
Um die Grüns ist es ähnlich, aber es gibt immerhin einige Spots, von denen die Up and Downs gut möglich sind. Und genau das war heute auf den Back Nine ein bisschen mein Problem. Ich habe das Grün, wenn ich es verfehlt habe, halt an der falschen Stelle verfehlt. Da bleibt dir dann einfach nichts übrig, weil die Schläge, die du dann raus zaubern musst, unmöglich sind. Für uns Mädels waren die Drivezonen sehr, sehr eng. Daher habe ich meistens nur ein Eisen oder Holz vom Tee gehauen, damit ich auf jeden Fall zumindest einen Schuss ins Grün habe, auch wenn der dann meisten ein Eisen 6 oder aufwärts war. Um die Grüns war aber trotzdem noch mehr machbar, als wenn du das Fairway verpasst.
Auf der Front Nine habe ich echt sehr, sehr gut gespielt. Das war mit das beste Golf, was ich in den letzen Wochen gespielt habe. Das war schon echt ziemlich gut. Und vor der Kulisse zu spielen, war natürlich mega. Das war schon eine ganz tolle Erfahrung.
Bahn 8 bin ich mit einem Grinsen runtergelaufen, das war echt ein mega toller Moment. Mein Eisen 5 habe ich dann auch direkt aus 180 Metern zum Schenken an die Fahne gelegt. Das hat es noch besser gemacht.“

Hohes Niveau

Auch Peer Wernicke hatte einen denkwürdigen Tag erlebt. Sein Match gegen Billy Davis war ein echter Kracher. Beide Youngster zeigte ganz großes Golf und so entwickelte sich ein Match auf höchstem Niveau, bei dem die Zuschauer mehr als einmal anerkennend staunten. Direkt auf Loch 1 ging der Hubbelrather in Führung. Davis glich schnell wieder aus und ging selbst auf Loch 7 in Front. Die Freude an der Führung währte aber nicht lange, denn schon beim Kreuzen auf die Back Nine stand es wieder all square und mit dem Lochgewinn auf Bahn 10 ging Peer Wernicke erneut in Front. In diesem Krimi glich der US-Boy auf Loch 12 wieder aus, ging auf dem 15. Grün selbst wieder in Führung und gab diese dann auch nicht nochmal aus der Hand. In den Büchern steht das Match mit 2auf für die USA.
Da Europa trotz dieses Punktverlustes ganz souverän den Sieg einfuhr, schmerzte diese Niederlage nur kurz und die positiven Emotionen waren bei Peer Wernicke bei weitem in der Überzahl: „Ich habe echt gut gespielt und das getan, was ich mir vorgenommen hatte. Man muss hier viele Fairways treffen. Das ist der Schlüssel zum Erfolg, wenn man mit etwas defensiverem Spiel, dafür aber vielen Fairwaytreffern den Gegner bezwingen kann. Der Amerikaner hat dagegen sehr aggressiv gespielt und dies hat bei ihm auch sehr gut funktioniert. Ich bin mit meiner Leistung aber zufrieden, auch wenn ich mir gewünscht hätte, das Match am Ende auch gewinnen zu können. Es war jedenfalls richtig geil, auf diesem Platz zu spielen und wir haben sehr viele der Stars getroffen. Wir haben Fotos mit Jon Rahm und Rory McIlroy gemacht und vor der Runde mit Nicolai Hojgaard geredet. Die Atmosphäre auf dem Platz war so cool. Ich habe noch nie vor so vielen Zuschauern gespielt. Das habe ich sehr genossen. Es ist alles rundum einfach nur perfekt. Es macht riesig Spaß, hier zu spielen und daher bin ich sehr glücklich, diese Erfahrung mitzunehmen. Was ich heute erlebt habe, werde ich wohl nie mehr vergessen.“

Kapitän stolz

Stephen Gallacher, der Kapitän der siegreichen Mannschaft aus Europa, war hocherfreut, die Trophäe für sein Team mit nach Hause nehmen zu können: „Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich bin so stolz auf dieses Team und auf das, was es erreicht hat. Der Teamgeist war unglaublich und es war ein Privileg, der Kapitän zu sein. Das Niveau der Matches hat mich beeindruckt. Wir haben zukünftige Ryder Cup- und Solheim Cup-Stars vor Augen. Die Kids waren fantastisch und die Art und Weise, wie sie manchmal zurückkamen, war sensationell. Ich hatte das Glück, in der ersten Reihe zu sitzen. Das Niveau und die Talente da draußen sind unglaublich. Die Zukunft für Europa sieht rosig aus. Hier waren alle Superstars. Die Art und Weise, wie sie mit dem Druck in dieser Arena umgegangen sind, war außergewöhnlich.“