The Open

Rückschlag für Paul – Aufholjagd und Cut klappen nicht


21. Juli 2023 ,


Cut verpasst: Yannik Paul
Cut verpasst: Yannik Paul | © golfsupport.nl/Richard Martin-Roberts

Yannik Paul verpasst bei der Open in Liverpool trotz solider Leistung an Tag zwei den ersten Cut seit Februar. Michael Born hat die deutsche Ryder-Cup-Hoffnung in Liverpool begleitet.

Der Plan war klar: gucken, was für ein Score wohl so für den Cut reichen wird – und dann Attacke. Attacke ist ja nie das Problem für Yannik Paul, aber hat am Donnerstag dazu geführt, dass er selten das Fairway aus der Nähe gesehen hat. Eine 77 zum Start, +6, eine erste Runde zum Vergessen. Abhaken, besser machen.

Start in der letzten Gruppe am späten Nachmittag, Wetter passt, bewölkt, Wind hat etwas zugelegt, aber für englische Verhältnisse maximal eine leichte Brise. Fast alle sind schon in Pulli oder Windbreaker unterwegs, Paul reicht das stahlblaue Polo – passt ja ganz gut zum kämpferischen Ansatz.

Neue Runde, selber Bunker

Also dann los, der Wind frischt auf, bläst ins Gesicht und direkt in den ersten Abschlag rein, die Kollegen lassen den Driver stecken – nicht so Paul: hieß es früher nicht mal „im Wind ruhiger schwingen?“ Der Probeschwung lässt geräuschmäßig schon mal aufhorchen – der Drive passt – und dreht dann nach rechts ab Richtung Fairwaybunker. Leichte Hoffnung weicht – das Ding ist da drin.

Die Lage ist nicht gut, nur ein Pitch aufs Fairway möglich – und eins kommt zum anderen. Kennt jeder Amateurgolfer, der Dritte zu lang ins Rough, vier rauf. 2 Putts, Double Bogey. „In dem Fairwaybunker lag ich gestern schon, das ist da halt supereng, ich wollte über den Bunker hauen, hat nicht ganz geklappt.“ Frust ist da, Aberglaube wohl auch. Der Ball verschwindet nach Loch 1 im Bag, weiter geht’s mit ner neuen Kugel.

Auffällig auf der Runde: bei den fachkundigen Engländern hat der Frankfurter einen richtigen guten Stand. Schläge wie aus dem Rough werden mit einem anerkannten langgezogenen „Shot“ gewürdigt, Ballstriking passt. Putten leider nicht so, Yannik lässt einige Chancen liegen, mit den folgenden Pars kommt er nicht vom Fleck.

Wetter wird schlechter, Aufholjagd unwahrscheinlicher

Zwischendurch immer wieder lange Wartepausen am Abschlag, die letzte Gruppe des Tages hat lange zu tun an diesem Freitag, zwischendurch Essen nicht vergessen – an der Fünf mal kurz nen Riegel in zwölf Sekunden verputzt – Blick nach vorn zum nächsten Abschlag in den Wind. Der macht Stress: „Wenn der von links kam, hab ich entweder gepullt und lag links im Rough oder es kam zu viel Kurve in die andere Richtung, dann lag ich rechts im Rough…“

Und so wird die Aufholjagd immer unwahrscheinlicher. Erst an der Acht das erste Birdie, nach einem Sensations-Eisen zwei Meter an die Fahne – ein paar deutsche Fans sind mit auf der Runde und nachdem der Putt fällt… erklingt das altbekannte „Jetzt geht’s los.“

Eher nicht. Das Wetter wird schlechter, Regen zum ersten Mal in Hoylake, es ist schon fast dunkel im Nordwesten Englands („ich hab mich schon gewundert, dass ich als Letzter starten musste, soll aber keine Ausrede sein“), als die Runde langsam zu Ende geht. Immerhin noch zwei Birdies an der 15 und 18. Am Ende eine wirklich gute 70 am zweiten Tag bei diesen schweren Bedingungen kurz vor Sonnenuntergang und die bleibende Erkenntnis: „Es wäre viel mehr drin gewesen.“

Der erste verpasste Cut seit Februar, ganz schlechtes Timing. Die Erklärung ist simpel: „Ich hab einfach zu schlecht gedrived, fünf Bunker und einmal in die Büsche ist zu viel auf zwei Runden, da sind schon sechs Schläge weg.“

War der Druck zu groß?

Vielleicht ein bisschen viel Druck? Thema deutsche Ryder-Cup-Hoffnung, der nächste ganz große Golfstar aus Germany? Nein, kein Thema, im Gegenteil: „Ich hab mich noch nie so gut gefühlt wie vor diesem Turnier, Freude und Familie waren da. Ich hatte das Gefühl, dass ich ganz vorne mitspielen kann, deshalb ist es so enttäuschend.“

Rückschläge sind normal. Aber der Ehrgeiz brennt. Die Aufarbeitung läuft schon. Was ist da jetzt bloß schiefgelaufen?

Yannik Paul kann dann nicht einfach noch ein paar Tage bei den Open genießen. Bleibst Du noch hier? „Weiß ich noch nicht genau, muss ich noch abstimmen.“ Klingt nach: Schnell weg hier. Abhaken, aufarbeiten und dann wieder angreifen. Das nächste Major kommt.