DM AK offen 23

Hesse und Breimer holen die Titel


20. August 2023 , Stefan Bluemer


Deutsche Meister: Katharina Hesse vom Frankfurter GC und Leon Breimer vom GC Am Habsberg (@ DGV/stebl)
Deutsche Meister: Katharina Hesse vom Frankfurter GC und Leon Breimer vom GC Am Habsberg (@ DGV/stebl)

Die 77. Deutschen Meisterschaften sind Geschichte. Die Titel gehen an Leon Breimer vom GC Am Habsberg und Katharina Hesse vom Frankfurter GC. Gastgeber GC Trier gibt den nationalen Titelkämpfen einen mehr als würdigen Rahmen. Zahlreiche Helfer sind auf der ganzen Anlage immer und überall präsent und die Greenkeeper machen einen viel gelobten, tollen Job.

Ensch-Birkenheck – Vor der Finalrunde waren die Entscheidungen noch nicht gefallen, denn Leon Breimer führte mit drei Schlägen Vorsprung, aber Constantin Unger ist immer eine sehr tiefe Runde zuzutrauen.
Noch spannender war es bei den Damen. Hier lag Katharina Hesse vom Bundesliga-Rückkehrer Frankfurt vom ersten Tag in Führung, hatte aber vor der Finalrunde nur einen Zähler Vorsprung auf Sirah Steinhoff. Die Falkensteinerin hatte am dritten Tag mit einem neuen Platzrekord das Feld von hinten aufgerollt und sich dadurch in Position gebracht, nach der Deutschen Lochspielmeisterschaft auch die Deutsche Meisterschaft im Zählspiel für sich zu gewinnen.

Auch am Finaltag spielte Steinhoff auf der Front Nine zwingender. Zwar hielt Katharina Hesse ihre Scorekarte auch sauber und durfte auf Loch 7 das erste Birdie des Tages notieren, aber da hatte die Verfolgerin schon aufgeschlossen und mit ihrem dritten Birdie auf Loch 8 übernahm Sirah Steinhoff erstmals in diesem Turnier die Führung.
Wer nun gedacht hatte, dies wäre eine Vorentscheidung, weil das Momentum nun auf Seiten der Hanseatin ist, wurde schon auf Loch 10 durch Katharina Hesse eines Besseren belehrt. Die Frankfurterin zeigte sich unbeeindruckt und glich mit einem Birdie wieder aus. Nicht nur das! Es folgten noch zwei weitere Birdies und damit war tatsächlich die Entscheidung gefallen, zumal es bis zum 18. Grün keinen Wackler mehr gab und Hesse erst einen Bogey kassierte, als sie nicht mehr einzuholen war.
Anschließend brachen die Emotionen aus der Norddeutschen, die seit diesem Jahr in der Hessenmetropole lebt. Tränen der Freude und Erleichterung flossen, zumal der Druck vorher sichtbar auf den Schultern der Athleten gelegen hatte.

„Es war ein anstrengender Tag. Ich war in den letzten vier Tagen immer ultra nervös und super angespannt. Heute war mir sogar konstant schlecht. Ich habe aber alles gut zusammen gehalten. Am Anfang sind heute die Putts nicht gefallen, am Ende ist dann zum Glück mal einer gefallen. Als Sirah mich eingeholt hat, hat mir das etwas neue Motivation gegeben. Nachdem ich Katharina Keilich auf Loch 9 getroffen hatte und die meinte, dass ich jetzt ein Birdie spiele, habe ich direkt drei Birdies in Folge gespielt. Der Abstand wurde dadurch nur wieder größer und ich wollte es dann konstant zu Ende spielen. Das Bogey auf der 18 war zwar doof, aber ich war sehr nervös und dafür war es völlig in Ordnung, was ich heute gemacht habe“, strahlte die Siegerin überglücklich, während auf dem Handy Nachricht auf Nachricht einging und die Gratulanten förmlich Schlange standen.

Auch Sirah Steinhoff war glücklich und man sah ihr an, dass sie nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen hatte: „Die Silbermedaille bedeutet mit unheimlich viel. Die Goldmedaille im Mai bei den Deutschen Lochspielmeisterschaften war schon Wahnsinn. Dass ich jetzt nochmal auf dem Podium stehen würde, damit habe ich so nicht gerechnet, gerade weil ich in den letzten Wochen viel mit dem Studium beschäftigt war. Ich habe heute versucht, mich auf mein Spiel zu konzentrieren, gute Annäherungen zu spielen und Birdies zu machen, um dann zu schauen, wozu es reicht. Am Anfang hat das auch sehr gut geklappt, aber später hat Katharina viele gute Birdies gemacht. Das muss man einfach akzeptieren. Ich habe versucht, dran zu bleiben. Das hat nicht geklappt und dann ist es auch in Ordnung. Ich freue mich über Silber. Gestern der Tag war super, die anderen drei Tage war es sehr konstant. Ich freue mich über meine Leistung. Was der GC Trier hier geleistet hat, ist totaler Wahnsinn. So viele Helfer, auf fast jedem Loch Vorcaddies. Es war unfassbar, wieviele Leute bei den Leaderflights mitgegangen sind. Es war ein mega cooles Event! Die Grüns waren in einem mega guten Zustand. Es war ein tolles Turnier. Vielen Dank an den GC Trier!“

Doppelbronze bei den Damen

Die Bronzemedaille wurde bei den ersten Deutschen Meisterschaften, die im GC Trier ausgetragen wurden, bei den Damen doppelt vergeben. Alena Oppenheimer vom GC Main-Taunus und Finja Wietschorke vom GC Hannover belegten mit gesamt zwei unter Par schlaggleich den dritten Platz. Beide waren schon gleichauf in die Runde gestartet, beide brachten bei strahlendem Sonnenschein mit Weinbergen im Blick eine solide 72 (Even Par) ins Recording und durften sich über Edelmetall freuen.
Die amtierende Europameisterin AK 30 machte ihre Scorekarte mit je vier Birdies und Bogeys etwas bunter, während die Spielerin aus der Landeshauptstadt Niedersachsens fast immer ihr Par hielt und je ein Birdie und ein Bogey auf der Karte hatte.

Finja Wietschorke war mit dieser Bronzemedaille überglücklich: „Der dritte Platz bei der Deutschen Meisterschaft der Damen bedeutet mir wahnsinnig viel. Ich hatte in den letzten zwei Jahren aufgrund des dualen Studiums nicht mehr so viel Zeit für das Training, wie noch zu Schulzeiten. Das hat sich auch in den Ergebnissen bemerkbar gemacht. Um so glücklicher macht es mich, dass ich in den vergangenen Wochen wieder zu meinem Spiel finden konnte und hier in Trier jetzt dafür belohnt wurde. Es zeigt mir, dass ich vier Jahre nach dem Titel in der AK 16 auch bei den Erwachsenen auf höchstem Niveau mithalten kann und das macht mich unfassbar glücklich! Die Bedingungen in Trier waren einfach bombastisch, der Platz war in einem wahnsinnigen Zustand und die Grüns schnell und treu. Der Club hat sich super viel Mühe gegeben, das war wirklich schön. Insgesamt war es rundum ein mega Turnier!“

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Auch Alena Oppenheimer war voll des Lobes für den gastgebenden GC Trier: „Mit T3 bei den deutschen Meisterschaften bin ich sehr happy. Nach dem Sieg in Italien war es kurzzeitig nicht so leicht für mich, „kleinere“ Erfolge als solche zu feiern und wertzuschätzen, da der Anspruch an mich selbst plötzlich wahnsinnig hoch war.
Die Bronzemedaille diese Woche werte ich als einen wunderbaren (fast) Abschluss meiner Saison 2023, bevor es in zwei Wochen noch zu den US Mid-Am geht. Dieses Jahr lief sehr viel sehr gut und ich bin stolz auf mich, dass ich durchgehend so gut performt habe. Das Setup und der Platz hier in Trier waren ein Traum! Die Grüns haben sehr viel Spaß gemacht und ich war begeistert von der Unterstützung der vielen freiwilligen Helfer - ein großes Danke und Hut ab an den gesamten GC Trier.“

Breimer ganz cool

Auch bei den Herren spitzte sich die Lage schon auf der Front Nine zu. Während Leon Breimer zwei Bogeys und nur ein Birdie notierte, lief es für Constantin Unger besser. Mit drei Birdies bei nur einem Bogey glich der SLR-Athlet auf dem neunten Grün aus, so dass auf Tee 10 das Rennen faktisch wieder bei Null begann.
Den besseren Start in die Back Nine hatte Leon Breimer, der ganz ruhig blieb und mit einem Birdie wieder die alleinige Führung übernahm. Der 27-Jährige gab diese auch nicht mehr ab. Breimer spielte grundsolide weiter, die ganz große Spannung wich aber erst, als Constantin Unger auf Loch 14 seinen Ball in den Teich versenkte und einen Triple-Bogey kassierte. Am Ende hatte der Habsberger vier Schläge Vorsprung auf zwei Spieler, die sich die Silbermedaille teilten: Constantin Unger und Christian Hellwig. Der Hubbelrather hatte sich mit acht Birdies spät noch nach vorne geschlichen, nachdem er zum Auftakt der Finalrunde noch ein Doppelbogey kassiert hatte.

„Der Start in die Runde war nicht optimal. Danach habe ich aber gute Wedges gehauen, gut geputtet und viele Birdies gemacht“, freute sich der Athlet des GC Hubbelrath, der schon zweimal bei einer DM Silber gewonnen hatte. Mit dem Team waren die Erfolge teils mit Gold gekrönt und auch dieser Erfolg in Trier soll neuer Ansporn für das Team sein: „Wir wollen im nächsten Jahr mit der Mannschaft wieder eine Medaille holen. Dafür werden wir alles tun und unser Bestes geben.“

Der neue Meister war an allen Turniertagen die Ruhe in Person. Auch kurz, nachdem der Siegputt gefallen war, schien Leon Breimer ganz in sich zu ruhen: „Für mich zählt dieser Titel sehr hoch. Ich wollte schon viele Jahre lang die Deutsche Meisterschaft gewinnen. 2014 habe ich zum ersten Mal an einer DM teilgenommen und bin mehrere Jahre immer kläglich am Cut gescheitert. Jetzt ganz oben stehen zu können, ist super. Vor allem, nachdem ich 2022 die Deutsche Lochspielmeisterschaft gewonnen habe, jetzt noch die Einzelmeisterschaft im Zählspiel. Das ist sehr gut und ich bin sehr zufrieden. Am Start sind drei Schläge Vorsprung nicht viel und Constantin ist sehr gut in die Runde gestartet. Nach neun Löchern war der Vorsprung weg, aber man spielt ja, um die Nerven zu haben und vorne mitzuspielen. Heute war mein schlechtester Tag vom Ballstriking her. Ich bin ruhig geblieben. Mit dem Birdie auf Loch 10 habe ich wieder positives Momentum generiert und habe einfach weiter gemacht. Der Platz ist in einem super Zustand. Letztes Jahr im Oktober war er bei der Q-School zur Pro Golf Tour schon in einem super Zustand. Die Grüns waren phantastisch. Aufgrund des Regens konnten sie nicht noch schneller gemacht werden. Der Platz ist mit seinem Doglegs eine Herausforderung. Wenn man das mag, ist es ein sehr schöner Platz und auch landschaftlich mit den Weinbergen rundherum sehr schön.“

Fünf frühe Birdies

Richtig steil ging anfangs Tim Opderbeck. Der Youngster vom Frankfurter GC knallte schon auf der Front Nine fünf Birdies auf den Platz und hielt ansonsten seine Karte sauber. Damit ging der Hesse schlaggleich mit  Eric Dörrenberg vom GC München Valley auf die Back Nine. Dies blieb auch bis zum 18. Loch so. Da schob der Münchener sich mit einem Birdie auf den alleinigen vierten Platz, während Opderbeck doch noch ein Bogey notieren musste und im Endklassement mit gesamt zehn unter Par auf Platz fünf landete.
Der Frankfurter war dennoch sehr zufrieden: „Es war ein sehr gelungenes Turnier. Nach der ersten Runde habe ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass ich noch eine Chance auf das Podium haben werde. Nach der dritten Runde hatte ich eigentlich nichts mehr zu verlieren und habe in der vierten Runde versucht, alles zu geben. Das ist mir auf der Front Nine mit -5 auch gelungen. Dann habe ich bemerkt, dass ich noch nicht ganz so gut mit der Nervosität in so einer Situation umgehen kann. Ich habe auf der Back Nine viele ängstliche Schläge gemacht und mir keine guten Chancen mehr erarbeitet. Klar ist die Enttäuschung direkt nach der Runde groß, aber im großen und ganzen bin ich natürlich sehr glücklich mit diesem Ergebnis.“

Schwüle überstanden

Das Wetter war an allen Turniertagen ein Thema. Am Abend vor der ersten Wettkampfrunde ging ein heftiges Unwetter an der Mosel nieder und man konnte fürchten, dass die Wassermassen dem Platz des GC Trier ernsthaft Schaden hätte zufügen können. Die Greenkeeper zeigten die vielleicht beste Leistung aller Beteiligten, gingen in aller Herrgottsfrühe auf den Platz und so war schon am ersten Tag kaum noch etwas zu sehen, was von diesen Wassermassen zeugte. Von Tag zu Tag trocknete der Platz dann mehr ab, denn die Sonne brannte teils erbarmungslos auf die Aktiven. Und es war schwül, teils sogar unerträglich schwül, denn es gab fast keinen Wind.

Marcus Neumann, Vorstand Sport im Deutschen Golf Verband, war von diesen Deutschen Meisterschaften begeistert. Der ehemalige Bundestrainer der Damen hatte sich den Finaltag auf dem Platz angeschaut und dabei selbst gesehen, wieviel Mühe sich der GC Trier gegeben hatte: „Man kann dem GC Trier nur gratulieren. Es war rundum begeisternd, was dieser Club hier auf die Beine gestellt hat. So viele Helfer, soviel Liebe zum Detail, soviel Respekt vor den Athleten – das gibt es selten! Im Namen der Athleten und des DGV kann ich mich nur bei allen bedanken, die sich hier vor Ort so engagiert haben. Großartig!“

Top Ten Damen:
1. Katharina Hesse (Frankfurter GC)  -10
2. Sirah Steinhoff (Hamburger GC)  -5
T3 Finja Wietschorke (GC Hannover)  -2
T3 Alena Oppenheimer (GC Main-Taunus)  -2
T5 Victoria Stoll (Hamburger GC)  -1
T5 Susanna Brenske (Hamburger GC)  -1
7. Mia Hoffmann (GC Altenhof)  +1
8. Nina Klug (GC Hösel)  +2
T9 Mila Tang (GC Domäne Niederreutin)  +3
T9 Emilia von Glahn (GC Hubbelrath)  +3

Top Ten Herren:
1. Leon Breimer (GC Am Habsberg)  -17
T2 Christian Hellwig (GC Hubbelrath)  -13
T2 Constantin Unger (GC St. Leon-Rot)  -13
4. Eric Dörrenberg (GC München Valley)  -12
5. Tim Opderbeck (Frankfurter GC)  -10
6. Fabius W. Bradhering (G&CC Hamburg-Treudelberg)  -8
T7 Nico Guldan (GC Heilbronn-Hohenlohe)  -7
T7 Daniel Becker (GC Weiherhof)  -7
9. Max Brückner (Hamburger GC)  -6
10. Florentin Meller (GC St. Leon-Rot)  -5