PGA Champ.

Paul: Stärker, schneller, erfahrener


17. Mai 2023 , Daniel Dillenburg


Will seinen ersten Cut bei einem Major schaffen: Yannik Paul.
Will seinen ersten Cut bei einem Major schaffen: Yannik Paul. | © Kevin C. Cox/Getty Images

Yannik Paul spielt in dieser Woche sein zweites Major. Bei der PGA Championship in Oak Hill ist er stärker, schneller und erfahrener als noch bei seinem US-Open-Auftritt vor einem Jahr.

Yannik Pauls Entwicklung in den vergangenen Jahren ist erstaunlich. 2018 wechselte der gebürtige Frankfurter ins Profigeschäft. 2020 gewann er mit der Arizona Open seinen ersten Profi-Titel. Ein Jahr später schaffte er den Sprung auf die DP World Tour. Und 2022 triumphierte er bei der Mallorca Golf Open. Paul ist längst auf der DP World Tour angekommen, gehört hier inzwischen Woche für Woche zu den Top-Favoriten. Im europäischen Ryder-Cup-Ranking belegt der 29-Jährige Rang drei und wäre damit aktuell ein festes Mitglied im Team von Kapitän Luke Donald.

Die Karriereleiter hält noch einige Sprossen parat. Der Ryder Cup wäre natürlich ein großer Traum. Doch zunächst gilt es, bei den Majors eine Duftmarke zu hinterlassen. Paul spielt in dieser Woche sein zweites Major nach der US Open 2022. Damals verpasste er noch den Cut. „Ich habe das Gefühl, dass ich bei meinem ersten großen Turnier im letzten Jahr bei der US Open eine Menge Erfahrung gesammelt habe“, so der Zwillingsbruder von Jeremy Paul. Die PGA Championship (18. bis 21. Mai) wolle er als normales Event sehen.


„Ich versuche nicht, mich auf irgendetwas besonders zu konzentrieren“, führte Paul seine neue Herangehensweise aus. „Ich will mich auf mich selbst konzentrieren. Das ist es, was ich letztes Jahr gelernt habe. Es war mein erstes Major und ich wollte vielleicht ein bisschen mehr tun als sonst und mich ein bisschen mehr vorbereiten, aber das hat nicht wirklich funktioniert.“ Vielmehr wolle er sich an das halten, was für ihn im Tour-Alltag funktioniere. Immerhin ist er so dort angelangt, wo er nun steht – im Oak Hill Country Club Seite an Seite mit den besten Spielern der Welt.

Doch Paul geht die PGA Championship nicht nur aus mentaler Sicht anders an. Auch körperlich hat sich etwas verändert. In diesem Jahr begann er sowohl an seiner Ernährung als auch an seinem Trainingsplan zu arbeiten. „Ich hatte das Gefühl, dass ich viel trainiert habe, aber auch, dass ich mich bei den Turnieren ein bisschen zurückgehalten habe“, lautete seine Erkenntnis. Nach sechs Wochen auf der Tour in Folge brachte Paul Ende Februar 78 Kilogramm auf die Waage. Es folgte eine siebenwöchige Pause und diese sollte genutzt werden. „Ich habe versucht, in eine Routine zu kommen. Ich bin jeden Morgen aufgewacht und ins Fitnessstudio gegangen und habe versucht, mich gesund zu ernähren, viel zu essen und Muskeln aufzubauen und etwas Masse zu gewinnen.“

Sechs Kilogramm mehr

Das Ergebnis: Als Paul im April zur ISPS – Handa Championship nach Japan reiste, lag sein Kampfgewicht bei knapp 84 Kilogramm. „Nicht alles davon waren reine Muskeln, aber ich denke, ein großer Teil davon sind Muskeln.“ Ziel Nummer eins der höheren Muskelmasse ist eine Zunahme der Schwunggeschwindigkeit, um zum einen mehr Länge zu generieren, zum anderen aber auch weniger Probleme aus dichten Roughlagen zu haben. Seine Schwunggeschwindigkeit ist um knapp fünf Kilometer pro Stunde gestiegen. Auf der Range im Oak Hill Country Club lag die Ballgeschwindigkeit bei mehr als 300 Kilometer pro Stunde - ein durchschnittlicher Amateur kommt auf etwa 210 km/h.

Nun hofft Paul natürlich, dass die harte Arbeit Früchte trägt. Vor allem bei so schwierigen Setups wie in Oak Hill diese Woche. „Nicht nur vom Abschlag, sondern auch im Rough: Je mehr Geschwindigkeit man hat, desto mehr Geschwindigkeit kann man erzeugen, desto wahrscheinlicher ist es, dass man den Ball in die Nähe des Grüns bringen kann.“ Im Idealfall muss Paul, Nummer 103 der Weltrangliste, gar nicht so oft aus dem hohen und dichten Gras spielen. Falls doch, hat er mit der hohen Geschwindigkeit neue Möglichkeiten. „Hoffentlich bleibe ich auf dem Fairway, aber wenn ich im Rough bin, kann ich den Ball hoffentlich ein bisschen weiterbringen. Ich denke also, dass es mir nicht nur diese Woche, sondern generell helfen wird.“


Der Ryder-Cup-Kandidat und zweite Deutsche im Feld der PGA Championship, der andere heißt Stephan Jäger, ist also bereit für den nächsten Entwicklungsschritt. „Mein Spiel hat definitiv ein anderes Niveau erreicht, und ich bin zuversichtlich, dass ich, wenn ich mich auf mich selbst konzentriere, um die vorderen Plätze mitspielen kann.“ Es ist Zeit, die nächste Sprosse der Karriereleiter zu betreten. Und wo könnte er das besser tun, als bei einem Major in einer Gruppe gemeinsam mit Ryder-Cup-Captain Donald (zu den Tee Times >>>).