Italien-Reise

Genießer-Tour in den Süden der Toskana


14. April 2023 , Petra Himmel


Golf, Genuss und Beauty
Golf, Genuss und Beauty | © P.Himmel

Maremma, Val D’Orcia, der Süden der Toskana. Die Nennung der Regionen führt zu Kopfkino: Weingüter tauchen auf, Olivenhaine, die leicht geschwungene Landschaft, dazwischen winzige Orte - und doch auch ein paar bemerkenswerte Golf-Ausflugsziele.

Um ehrlich zu sein: Die südliche Toskana gilt bis dato nicht als Top-Destination für Golfer, was nicht weiter verwundert. Für den klassischen Großgruppentourismus sind die Hotels oft nicht groß genug, die Golfplätze zu weit voneinander entfernt, Golf stand auch nie im Fokus der Vermarktung vor Ort.

Für den Individualisten, der obendrein ein Genießer ist, wird dieser Mangel zum Vorteil. Um es kurz zu machen, das Val d’Orcia und die Maremma sind eine wunderbare Golfdestination, wenn man die richtige Herangehensweise wählt. 

3.000 Jahre Historie in Therme die Saturnia

Vor Ort in Therme di Saturnia, ist das riesige Resort leicht erklärt. All jene, die im Segment der Gesundheitsreisen zuhause sind, verstehen den Vergleich, wenn wir an dieser Stelle über einen ebenbürtigen Konkurrenten zum Grand Hotel Bad Ragaz und zum Lanserhof am Tegernsee sprechen: Italiens größtes Medical Spa, dessen Historie auf einer 3.000 Jahre alten römischen Quelle basiert, leistet sich neben Tennisplätzen, E-Biking und diversen anderen Outdooraktivitäten eben auch einen Golfplatz. 

| © Terme di Saturni

US-Design mitten in Olivenhainen

Der hat internationale Klasse. Designed vom Amerikaner Ronald Fream und eröffnet im Jahr 2008 stößt der Urlauber auf 18 Löcher, die sich in völlig unverbautem Gelände abwechslungsreich, spannend und von den hinteren Abschlägen durchaus anspruchsvoll durch die Landschaft ziehen. Einen Teil der zahlreichen, großen Bunker hat man inzwischen in Grasbunker umgewandelt, was die Runde nicht weniger unterhaltsam aber durchaus einfacher macht. Am Ende der Bahnen sitzen Grünkomplexe, die kein Fall für gedankenlose Schnellputter sind. Hier hängt es, hier gibt es Ondulierungen, hier macht das Putten Spaß, weil die Grüns obendrein gut in Schuss sind und eine ordentliche Spielgeschwindigkeit haben. 

Auf den Fairways und auch in den Bunkern muss man Abstriche in Sachen Pflege machen. Es fehlt an Personal. Aber den Reiz der Anlage macht einmal abgesehen von erstklassigen Design ohnehin das Gesamterlebnis aus. „In jedem Golfplatz steckt ein eigener Charakter“, erklärt Procolo Sabbatino ein wenig philosophisch. Der Sizilianer ist hier der Head-Pro, er betreut jeden einzelnen Gast, kennt die nur 150 Mitglieder, geht mit den Gästen ins La Stellata. Das kleine Steinhaus ist ein Restaurant und wahrscheinlich eines der charmantesten Halfway-Häuser, das sich in Italien finden lässt. Drinnen ist Pauluccio, der kleine Paolo (der eine ziemlich gewaltige Körpermasse hat) der Chef. Er tischt das Olivenöl auf, das von den Bäumen am Hang gegenüber stammt. Er bringt das Fleisch, das ein paar Kilometer weit entfernt geschlachtet wird, er tischt einen der Weine auf, die in der Maremma verfüllt werden. 

| © P.Himmel

Heilung, Entspannung und ein bisschen Beauty

Regionalität, Slow Food, Nachhaltigkeit, das sind Schlagworte, die sich aufdrängen, wenn man hier ein paar Tage verbringt und abends bei 37 Grad in dem Hotelpool vor sich hindämmert, der eigentlich eine 3.000 Jahre alte römische Quelle ist. Der Boden des Naturpools schimmert blau, grün und schwarz, weil er nicht gemauert ist, sondern aus natürlichem Stein besteht. 1919 entstand hier das ursprüngliche Hotel (Doppelzimmerpreis heute ab zirka 320 Euro). Es ist nicht so modern wie die Konkurrenz -Betriebe in Bad Ragaz und am Margarethenhof. Aber es hat Stil, die Zimmer sind renoviert, es ist authentisch. Im Restaurant sitzt der Gast zum Beispiel vor einer karamellisierten Aubergine, die stundenlag im Ofen trocknete, bevor man ihr zum Schluss einen wunderbaren Pfiff verlieh. Erholung ist eine Frage der Zeit. „Die Menschen suchen nach Orten, wo Heilung in jeglicher Form stattfinden kann“, sagt General Manager Antonello Del Regno.

Tatsächlich meint der Begriff Heilung auch Verschönerung. Zumindest legt das die Anzahl an Römerinnen nahe, die hier mit ihren golfspielenden Gatten eine Woche verbringen. Während Er auf dem Golfplatz steht, gönnt Sie dem einen oder anderen Schwachpunkt auf der Haut eine kleine Verbesserung. Beim Abendessen lässt sich unschwer erkennen, wessen Lippen an diesem Tage wieder etwas Unterstützung erhalten haben. 

Ryder-Cup-Ausflug

Noch ist das internationale Publikum hier in der Unterzahl: Die Therme di Saturnia mit ihrem Golfplatz rückt mit dem Ryder Cup in Marco Simone erstmals wirklich in den Fokus. Roms Außengrenzen sind nur etwa eineinviertel Stunden weg. Mit dem Argentario Resort liegt ein weiterer 18-Löcher-Golfplatz eine knappe Stunde entfernt. Und dann sind die da noch die First-Class Anlagen ein Stückchen weiter im Norden, die sich als zweiter Part der Reise anbieten. 

| © P.Himmel

La Bagnaia und Castiglion del Bosco

Wobei wir an dieser Stelle gleich hinzufügen sollten: Die Runde in Castiglion del Bosco wird eine exklusive (und sehr teure) Veranstaltung. Die 18-Löcher-Anlage, die zu einem ehemaligen Landgut gehört und vom Modedesigner Massimo Ferragamo gegründet wurde, ist im Besitz des International Family Office mit Sitz in London. Der Golfplatz befindet sich seit dem Winter in einem tiefgreifenden Renovierungsprozess. Wer die Qualität der Anlage, die vor der Renovierung, sicherlich zu den Top Drei in Italien zählte, voll auskosten will, sollte also bis zum Herbst warten. Eine Runde Golf wird dann möglich, wenn man im Rosewood Castiglion del Bosco nächtigt, bei dem der Zimmerpreis in der Hochsaison durchaus auf über 2.000 Euro steigt (Greenfee auf Anfrage).

Golferisch kein Stückchen schlechter aufgehoben ist man im La Bagnaia Resort noch einmal 45 Minuten weiter entfernt mit dem Golf Club Royal Bagnaia. Die 18-Löcher-Anlage von Robert Trent Jones ist erste Wahl, was Liebhaber von hochklassigen Golfplätzen anbelangt. Schön geschwungen, mit interessanten Grüns bestückt und in perfektem Pflegezustand liegt das Resort vor den Toren Sienas. Auf großes Gedrängel wird man auch hier nicht stoßen. Bei einem Greenfeepreis von 110 Euro hat man auch hier oftmals freie Bahn, die man im Sommer besser im Cart genießt. Der Platz ist hügelig, lang, nicht einfach – aber eben wunderschon. 

Beim Blick nach der Runde fällt der Blick von der Terrasse in die Hügellandschaft des Val d’Orcia. Der Aperitif ist natürlich entweder irgendein großer Name aus der Toskana, von denen es von Antinori bis Ornellaia schließlich so viele gibt. Oder ein regionaler Vertreter, kleiner, günstiger – aber eben wie alles hier immer ein Genuss.

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