Andrea Marx

„Müssen Balance zwischen Tradition und Moderne finden“


2. Mai 2023 , Thomas Kirmaier


„Bei uns waren Frauen einfach da, als es darum ging, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Andrea Marx, Präsidentin des Dortmunder GC.
„Bei uns waren Frauen einfach da, als es darum ging, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Andrea Marx, Präsidentin des Dortmunder GC.

Andrea Marx, Präsidentin des Dortmunder GC, spricht im Golf.de-Interview über Frauen in Führungspositionen, Hierarchien und die Fußballer des BVB.

- Frau Marx, wer wird in dieser Saison Deutscher Fußball-Meister?
Nur der BVB.

-  Sie sind die erste Präsidentin des Dortmunder GC. Fußball beherrscht die Stadt. Is das Fluch oder Segen für den Golfclub?
Um Ihre Frage direkt zu beantworten: sowohl als auch. Wir haben zu Borussia Dortmund ein sehr gutes Verhältnis. Die Stiftung des BVB, „Leuchte auf“, trägt seit einigen Jahren ihr Charity Turnier in unserem Club aus. Das macht uns natürlich stolz und sowohl Spieler als auch Funktionäre des BVB sind bei uns Mitglieder und genießen unsere schöne Anlage und die Möglichkeit, hier ohne großes Aufsehen ihrem Freizeit-Sport nachgehen zu können. Als sportlich ausgerichteter Golfclub mit höherklassigen Herren in der 2. Bundesliga und Damen in der Regionalliga sowie den AK 30-Mannschaften in der 1. Liga NRW und einer erfolgreichen Jugend sind wir natürlich auf Sponsoren und Förderer angewiesen. Das ist tatsächlich herausfordernd in einer Stadt, in der sich sportlich nahezu alles um den BVB dreht. Wir haben für uns aber Nischen gefunden und arbeiten daran, unser Sponsoren-Konzept auszuweiten.

- Im Vorstand des Clubs sitzen gleich drei Frauen. Eine ungewöhnlich hohe Quote. Was ist im Dortmunder GC anders als in anderen Clubs?
Zu Beginn meiner Präsidentschaft im Jahr 2018 waren es sogar vier Frauen. Im Ernst, ich weiß nicht, was wir anders machen und es hat auf keinen Fall etwas mit Frauenquote oder bewusster Auswahl von Frauen zu tun. Die Personen und in diesem Fall Frauen waren einfach da, als sich die Frage stellte, wer bereit sei, Verantwortung zu übernehmen und die Zukunft des Clubs zu gestalten.

- Warum gibt es an der Spitze der Verbände bzw. der Clubs so wenige Frauen?
Da kann ich nur für meine Kandidatur eine Aussage treffen. Im Club gab es tatsächlich Männer, die die Frage aufgeworfen haben, wie „die Mädchen das den schaffen sollen...“ Bereits im ersten Jahr unserer Vorstandstätigkeit haben wir es geschafft, den Club wirtschaftlich in eine sehr tragfähige Situation zu entwickeln. Wir sind konsequent neue Wege gegangen und der Dortmunder Golfclub ist trotz Corona und Inflation für die nächsten Jahre bestens gerüstet. Es stellt sich die Frage, warum uns einige das nicht zugetraut haben. Weil wir so viele Frauen waren und sind? Es hat natürlich nach wie vor gesellschaftspolitische Gründe. Frauen haben oftmals eine Mehrfachbelastung. Familie, Beruf, Verein und dann noch Verband?

- Nehmen Sie eine Veränderung wahr, dass mehr Frauen in diese Ämter drängen?
Meine Erfahrung in der Vorstandsarbeit und im Miteinander ist, dass Diskussionen und unterschiedliche Standpunkte respektvoll, wertschätzend und sachlich im Sinne der Clubinteressen behandelt werden. Es geht immer um die Sache und nicht um persönliche Dinge. In unserem Club sind erfreulicherweise mehr Frauen in Ämtern als noch vor zehn Jahren.

„Der Dortmunder Golfclub hat mir immer viel gegeben“, sagt Präsidentin Andrea Marx.
„Der Dortmunder Golfclub hat mir immer viel gegeben“, sagt Präsidentin Andrea Marx. | © Axel Ossenkop/Dortmunder GC



- Sie spielen ja selbst in der Mannschaft, sind berufstätig und haben Familie. Welche Vor- und Nachteile bringt so ein Engagement als Präsidentin mit sich?
Der zeitliche Aufwand für ein Ehrenamt als Präsidentin in einem Traditionsclub ist nicht zu unterschätzen. Ohne die Unterstützung meines Mannes und meiner Familie wäre das nach ein paar Wochen zum Scheitern verurteilt gewesen. Ich bin als Jugendliche bereits Mitglied im Dortmunder Golfclub gewesen und dann nach einer längeren Golfpause durch meinen Mann wieder zum Golfsport gekommen. Der Dortmunder Golfclub hat mir immer viel gegeben und als ich gefragt wurde, ob ich für das Amt zur Verfügung stehe, war es für mich auch eine Ehre, dass man das Zutrauen in meine Person hatte, solch einen Club als erste Frau zu führen. Der Club hat ein unglaubliches Potenzial und ist noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung. Das ich auch noch in Mannschaften spiele, empfinde ich als Vorteil für den Club, da ich somit eine enge und persönliche Bindung zum Sport habe. Für mich persönlich ist es kein Vorteil. Es ist ein Ehrenamt, dem ich mich gestellt habe und den Nachteil, viel private Zeit dafür einzubringen, nehme ich in Kauf.

- Merken Sie in der täglichen Arbeit, dass Sie eine Frau sind? Gibt es besondere Situationen, die Ihnen da einfallen?
Ich kenne es nicht anders, da ich seit über 35 Jahren in einer von Männern dominierten Branche arbeite. In der Beratungs- und Versicherungsbranche werden Führungspositionen traditionell überwiegend von Männern besetzt.

- Was machen Frauen auf Führungsebene - wenn überhaupt - anders als Männer?
Meine Wahrnehmung ist, dass Frauen oftmals emphatischer sind und den Teamgedanken pflegen. Entscheidungen müssen natürlich auch dort von der Führung getroffen werden, aber hierarchisch getroffene Entscheidungen sind weniger tragfähig und belastbar als im Team herbeigeführte Entscheidungen.

- Vor welchen großen Herausforderungen steht der deutsche Golfmarkt und wie können bzw. müssen sich die Clubs zukunftssicher aufstellen?
Es gilt für den Club, Mitglieder zu finden, die den Willen haben, Teil der Gemeinschaft zu werden und die Werte des Clubs und des Golfsports zu leben und zu lieben. Das ist in einer sich stark verändernden Gesellschaft eine große Herausforderung. Heutzutage sind Menschen mobil, digital und haben nicht nur ein Hobby. Die Zeiten, in denen man am Wochenende nach der Runde noch stundenlang gemütlich auf der Terrasse zusammensaß, sind immer weniger geworden. Der Club muss unterschiedlichen Erwartungshaltungen gerecht werden und sich dafür aufstellen. Wir müssen es schaffen die Balance zwischen Tradition und Moderne zu finden.

- Wie überzeugen Sie nicht golfende Freunde und Bekannte, dass sie es unbedingt einmal ausprobieren sollten?
Ein komplexer Sport in der Natur, den man auch im hohen Alter noch ausüben kann. Golf ist ein strategischer Sport, der einen auch mental und charakterlich immer wieder aufs Neue fordert und nie langweilig wird.

- Welche der Borussen-Fußballer sind eigentlich die besten und fleißigsten Golfer?
Sie sind herzlich eingeladen bei uns mal eine Runde zu spielen und sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Wie bereits schon ganz zu Anfang erwähnt, genießen es die Spieler des BVB, bei uns ganz privat unterwegs sein zu können.

Vielen Dank für das Gespräch!