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„Golfangebote müssen einfach zu kaufen sein wie Hotelzimmer oder Konzertkarten“


14. April 2023 , Thomas Kirmaier


Golf spielt im Leben von Daniela Schön-Horder eine Hauptrolle - beruflich wie privat. © Frank Föhlinger
Golf spielt im Leben von Daniela Schön-Horder eine Hauptrolle - beruflich wie privat. © Frank Föhlinger

Daniela Schön-Horder ist Geschäftsführerin der Golf- und Eventlocation OPEN.9 in München-Eichenried und Vize-Präsidentin des Bayerischen Golf-Verbandes. Golf.de sprach mit ihr über Frauen im Golfsport, Herausforderungen an den Markt und chinesische Hochzeiten.

Frau Schön-Horder, wann und wo war Ihre letzte Golfrunde?
Letztes Jahr im November beim Mitarbeiter-Turnier von OPEN.9. Wir spielen im Team jährlich um die „Goldene Ananas“. Alle Mitarbeiter machen mit, egal ob Golfer oder nicht. Es ist ein 2er-Scramble und das Sieger-Team bekommt einen Pokal in Form einer Goldenen Ananas. Ist immer sehr lustig und sehr beliebt.

Die Söhne, die Tochter, die Eltern – Golf ist ein großes Thema in der Familie Schön-Horder. Wie und wann war Ihr Erstkontakt zur Sportart?
Ich kam über meinen Vater zum Golfen, der damit angefangen hat, als ich studierte. Ich wunderte mich über sein neues Hobby, denn Golf war damals nicht sehr verbreitet, galt als sehr elitär und wurde als Sport nicht richtig wahrgenommen. Mein Vater war aber sehr sportlich. Bis ich dann mal mitgekommen bin, Bälle geschlagen habe und begeistert war, als der Ball flog. Ich habe Unterricht genommen und mir wurde nach einigen Runden Handicap 36 bestätigt. Damals gab es noch keine „Platzreife“, man musste es einfach versuchen, Handicap 36 zu schaffen.

Sie sind Vize-Präsidentin des Bayerischen Golf-Verbandes. Warum gibt es an der Spitze der Verbände bzw. der Clubs oder im Clubmanagement so wenige Frauen?
Das frage ich mich auch.

Nehmen Sie eine Veränderung wahr, dass mehr Frauen in die Golfbranche drängen?
Ja, durchaus. Als ich in der Golfbranche begann, war ich als Frau ziemlich alleine auf weiter Flur unter Männern bei Tagungen, Versammlungen oder sonstige Branchentreffen. Das ist jetzt nicht mehr der Fall und das freut mich sehr.

Mit OPEN.9 in München-Eichenried betreiben Sie nicht nur eine Golfanlage, sondern auch eine „Event-Location“. Was müssen wir uns darunter vorstellen?
Ich wollte von Anfang in OPEN.9 nicht nur Golf, sondern mehr anbieten. Die Idee von Firmenevents und privaten Veranstaltungen waren bereits ein Punkt, als ich den ersten Business-Plan erstellte. Daher entschied ich mich auch dafür, das Restaurant selbst zu betreiben. Anfangs waren es neben der Bewirtung von unseren Kunden einige Firmenevents und Geburtstage. Mittlerweile veranstalten wir auch viele Hochzeiten, Weihnachtsfeiern, Seminare, Konzerte, Erlebnisdinner und einiges mehr. Wir kombinieren fast jedes Event mit einer Golfkomponente, d.h. es geht selten jemand von unseren Events nach Hause, ohne einen Golfschläger in der Hand gehabt zu haben.

Zwei Söhne, eine Tochter und ein Mann: Daniela Schön-Horder mit Familie in ihrer Heimatstadt München.
Zwei Söhne, eine Tochter und ein Mann: Daniela Schön-Horder mit Familie in ihrer Heimatstadt München. | © Privat


Geben Sie uns einen kurzen Einblick, in einen „normalen“ Arbeitstag während der Sommersaison. Wann fangen Sie an, was steht an, welche Aufgaben müssen erledigt werden, wann ist Dienstschluss?
Einen „normalen“ Arbeitstag gibt es definitiv nicht. Jeder Tag ist anders, jeder Tag hat andere Schwerpunkte und oft auch andere Überraschungen. Inhaber und Leitung der Golf- und Eventlocation OPEN.9 bedeutet, sich um Planung, Organisation, Durchführung und v.a. Personaleinsatz der Bereiche Spielbetrieb, Golfakademie, Übungsgelände und Trackman Range, Greenkeeping, Betriebsgebäude, Restaurant, Eventmanagement und Golfshop zu kümmern. Ich bin sehr froh, dass unser Geschäft viele unterschiedliche Säulen hat. Läuft in einem Jahr der eine Bereich nicht so gut, performt ein anderer besser. So litt das Event- und Restaurantgeschäft unter der Pandemie extrem, hat aber in anderen Jahren auch andere Bereiche auffangen können. Während der Hauptsaison bin ich nahezu sieben Tage die Woche auf der Anlage, feste Zeiten gibt es nicht, je nachdem was ansteht, kann das auch mal von frühmorgens bis spätabends sein.

Welche Vor- und Nachteile bringt der Job im Golf-Management mit sich?
Es macht extrem viel Spaß, in der Freizeit- und Eventbranche tätig zu sein und den unterschiedlichsten Menschen eine schöne Zeit in OPEN.9 zu bieten, auch wenn die Arbeitszeiten nicht allzu kompatibel mit Familie und Freundeskreis sind. Da bin ich froh, dass meine Familie vollstes Verständnis für den Golfsport hat.

Vor welchen großen Herausforderungen steht der deutsche Golfmarkt aus Ihrer Sicht und wie können bzw. müssen sich die Clubs und Anlagen zukunftssicher aufstellen?
Golf ist eine von vielen Freizeitaktivitäten, die mit anderen Sport- und Urlaubsangeboten immer mehr konkurriert. Aus jemandem, der Golf in einem Schnupperkurs ausprobiert hat, wird nicht zwangsweise jemand, der Golf zu seinem alleinigen Hobby macht und gleich das Komplettpaket bucht. Daher ist Flexibilität von Golfangeboten enorm wichtig, aber nicht zu Lasten des Preises. Golfangebote müssen genauso einfach zu kaufen sein wie Hotelzimmer, Konzertkarten oder sonstige Freizeitangebote. Wir stehen in der Golfbranche erst am Anfang der Digitalisierung. Für das Betriebsmanagement halte ich mittel- und langfristig eine Automatisierung von Tätigkeiten, für die es immer weniger Personal gibt, für zwingend erforderlich wie z.B. autonomes Mähen oder robotergesteuertes Ballmanagement auf der Range. Herausforderungen im kaufmännischen Bereich sind immer mehr steigende Kosten für beispielsweise Energie, Personal, Lebensmittel für das Restaurant und Events, die Preisanpassungen nötig machen, aber oft nicht für die zunehmende Schnäppchenjäger-Gesellschaft passen. Überlegungen und konkrete Umsetzung, den Betrieb langfristig CO2-neutral aufzustellen, sollten ebenso auf der Agenda nicht nur von Golfanlagen stehen wie Anreize und Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter, um langfristig dienstleistungsgeeignetes Personal nicht nur zu finden sondern auch zu halten.

Ihr schönstes oder kuriosestes Erlebnis auf dem Golfplatz war...?
Die schönsten Erlebnisse auf dem Golfplatz waren immer Golfrunden mit meiner Familie auf schönen Golfanlagen im Urlaub. Aufgrund des Studiums sind selten alle drei Kinder gleichzeitig zu Hause und daher auch gemeinsame Urlaube leider schwierig geworden. Daher schaue ich ihnen gerne bei Turnieren auf schönen Golfanlagen zu und genieße den Tag auf anderen Anlagen, ohne mich um die Organisation kümmern zu müssen. Kuriose Erlebnisse auf dem Golfplatz habe ich des Öfteren, wenn wir lustige und außergewöhnliche Veranstaltungen in OPEN.9 planen, ob chinesische Hochzeit inklusive Trauung auf einer Spielbahn oder Fußball auf dem Fairway mit Profi-Fußballern gegen Profi-Golfer, bei denen dann sogar die European Tour filmt und kommentiert, wie es bei den legendären „Out of Bounds“ Events vorkam.

Vielen Dank für das Gespräch!