Nicole David

„Dieser Job ist spannend, vielseitig und nie langweilig“


28. November 2022 , Thomas Kirmaier


Nicole David, Clubmanagerin des GC Hamburg-Walddörfer, sieht die Golfbranche vor großen Herausforderungen. © Privat
Nicole David, Clubmanagerin des GC Hamburg-Walddörfer, sieht die Golfbranche vor großen Herausforderungen. © Privat

Sie kennt die Szene: Nicole David ist seit 1988 in der Golfbranche tätig. 1999 bildete sie sich zur DGV-Betriebswirtin weiter und seit 2017 ist sie Clubmanagerin im GC Hamburg-Walddörfer. Golf.de sprach mit der 52-Jährigen über Frauen im Golfsport, Herausforderungen an den Markt und das Jagen.

Frau David, wann und wo war Ihre letzte Golfrunde?
Im September, 18-Löcher ProAm. Ich liebe solche Turniere, sie sind immer verbunden mit einem tollen Team, gutem Golfspiel – natürlich meist nur von den Pros – und jeder Menge Spaß.

Sie sind seit vielen Jahren als Clubmanagerin tätig. Warum haben Sie sich für diesen Job entschieden? Was macht den Reiz aus?
Ende der 1980er-Jahre bin ich durch einen Nebenjob reingerutscht und habe schnell gemerkt, wie vielseitig die Aufgaben sind. In einem Vortrag habe ich uns mal mit einer eierlegenden Wollmilchsau verglichen. Wir müssen uns immer wieder neuen Aufgaben stellen, vielseitig einsetzbar sein, in viele Themen einarbeiten und unterschiedlichste Organisationen bewältigen. Fachlich korrekt arbeiten und manchmal auch schnell etwas aus dem Hut zaubern, improvisieren. Immer den Fokus auf glückliche Mitglieder und Gäste. Das ist spannend und nie langweilig.

Das stimmt, aber im Golf-Management gibt es immer noch deutlich mehr Männer als Frauen. Woran liegt's?
Wir sehen das schon an den Mitgliederzahlen; es spielen immer noch mehr Männer Golf als Frauen. Und ich glaube, man muss eine Faszination zu dem Sport aufbringen, um sich hier auch richtig beruflich zu engagieren. Was nicht heißt, dass man sehr gutes Golf spielen können muss. Außerdem spielen die typischen Themen wie Zeit und Familie immer noch eine große Rolle.

Wie ist Ihre Familiensituation? Wie schafft man es, Privatleben und Berufliches in dieser Branche miteinander zu verbinden?
Privates und Berufliches lassen sich für mich sehr gut vereinbaren. Ich habe im Lauf der Jahre viel auf den Herbst und Winter verlegt, was meiner Passion, dem Jagen, und dem Verbringen von Zeit in der Natur mit meinem Rauhaardackel zugute kommt. Zeit mit Freunden und das Golfspiel lassen sich auch im Sommer gut arrangieren.

Golfen und Jagen - gibt es da Gemeinsamkeiten?
Ein paar Gemeinsamkeiten würde ich sehen. Die Verbindung zur Natur, Nachhaltigkeit, Konzentration, Ruhe und Verantwortung. Die Verantwortung, überlegt und zukunftsorientiert zu handeln. Besonders die Natur und die aktuellen Themen der Nachhaltigkeit rücken in beiden Bereichen gerade verstärkt in den Vordergrund. Wenn ich die Entwicklung zum Thema Klimaveränderung und Golf & Natur sehe, dann kann ich feststellen, dass mir das „Grüne Abitur“ von nutzen ist. Die Kenntnisse über Bäume, Pflanzen, Wind und Wetter sowie die Tierwelt sind in beiden Bereichen wichtig. Jagen und Golfen haben eine Verpflichtung der Natur gegenüber.

Das Clubhaus des GC Hamburg-Walddörfer, Arbeitsplatz von Nicole David.
Das Clubhaus des GC Hamburg-Walddörfer, Arbeitsplatz von Nicole David. | © GC Hamburg-Walddörfer


Welche Vor- und Nachteile bringt der Job im Golf-Management mit sich?
Hier muss jeder seine eigene Liste aufstellen. Ich kann für mich sagen, dass ich die Vielseitigkeit des Jobs als großen Vorteil sehe. Der größte Nachteil ist sicherlich die Arbeitszeit. Wir arbeiten, wenn andere frei haben. Wir sehen gerade überall, dass die Dienstleistungsberufe Schwierigkeiten haben, Nachwuchs zu finden. Stellt sich mir nur die Frage, wenn keiner mehr in den Dienstleistungsberufen arbeiten will, wie können die Menschen dann organisierten Sport ausüben und andere Dienstleistungen genießen? Hier müssen wir noch stärker Vorteile und Flexibilitäten in diesen Berufen herausstellen.

Nehmen Sie eine Veränderung wahr, dass mehr Frauen in diese Berufe drängen?
Wenn ich meine 35 Jahre Golfsport Revue passieren lasse, schon. Und ich freue mich, wenn ich wie gerade bei den jüngsten Jahrestagungen des BVGA und des GMVD sehe, dass immer mehr Frauen dabei sind. Das war in meinen Anfängen lange nicht so, zeigt aber, dass es hier vorangeht.

An der Spitze der Verbände gibt es ebenfalls kaum Frauen. Was muss passieren, dass sich das ändert und liegt es vielleicht auch an den Frauen selbst, dass sie sich das schlicht manchmal nicht antun wollen?
Vielleicht verfallen wir hier in alte Klischees. Frauen möchten eher gefragt werden und drängen sich nicht selbst in die erste Reihe. Mit „antun“ hat das meines Erachtens nichts zu tun. Es gibt viele Frauen, die den Aufgaben sehr wohl gewachsen sind und diese auch meistern können. Vielleicht scheuen sie Konflikte und sind harmoniebedürftiger. Nicht selten werden Frauen als zickig tituliert, während es bei Männer heißt, sie machen ihren Job taff. Daher bildet sich vielleicht auch eine Scheu, nach vorne zu gehen.

Merken Sie in der täglichen Arbeit, dass Sie eine Frau sind? Gibt es besondere Situationen, die Ihnen da einfallen?
Eine besondere Situation fällt mir da nicht ein, dennoch freue ich mich immer wieder, wenn man mit fachlicher Kompetenz glänzen kann und der Gesprächspartner dies nicht erwartet hat.

Im Vorstand des GC Hamburg-Walddörfer gibt es Frauen und Männer. Was machen Frauen auf Führungsebene anders als Männer und wünschen Sie sich da manchmal mehr Einfluss durch Frauen?
Es sollte im Gleichgewicht bleiben. Frauen arbeiten sicherlich anders als Männer - schon genetisch bedingt. Aber dass man das jetzt gegenüberstellen kann, fällt mir schwer. „Jeder Mensch ist einzigartig und muss so verbraucht werden, wie er ist“, hat meine Großmutter immer gesagt. Wenn wir hier jetzt ein Ranking entwickeln, sind wir meines Erachtens auf dem falschen Weg. Dennoch sollten wir unbedingt wegkommen von der Quotenfrau hin zur Selbstverständlichkeit, dass Qualifikation und Engagement entscheiden, nicht das Geschlecht.

Vor welchen großen Herausforderungen steht der deutsche Golfmarkt und wie können bzw. müssen sich die Clubs zukunftssicher aufstellen?
Vor vielen. Unsere Ansprüche steigen kontinuierlich, ebenso die Kosten. Das muss darstellbar bleiben und aufgefangen werden. Gerade jetzt, wo auch für die gemeinnützigen Clubs die Besteuerung von Einnahmen gesetzlich festgelegt wurde. Da sind die hohen Kostensteigerungen im Bereich Maschinen, Betriebsstoffe, Dünger/Pflanzenschutz – solange hier überhaupt noch etwas möglich ist – und der Mitarbeitermangel, dem wir mit dem jüngst aufgelegten Programm Traumjob Golfplatz entgegenwirken wollen. Zudem die Umsetzung der Nachhaltigkeitsthemen; hier kommen hohe Investitionen auf die Clubs zu; das muss man sich leisten können. Sicherlich haben wir durch gutes Marketing während der Pandemie steigende Mitgliederzahlen erzielt, dies muss zwingend weiter ausgebaut und Golf muss noch populärer und positiver herausgestellt werden. Die Clubs sollten gute Strategien, Maßnahmen und Finanzierungspläne entwickeln. Vielleicht müssen Clubs hier sogar anfangen, neue Wege zu finden und nochmals über Standort, Einzugsgebiet und Kundengruppen nachdenken. Sich noch aktueller, positiver und präsenter platzieren, um Steigerungen zu erzielen.

Wie überzeugen Sie nicht golfende Freunde oder Bekannte, dass sie es unbedingt einmal ausprobieren sollen?
Oft begegne ich den klassischen Vorurteilen zum Golfen. Daher stelle ich meist heraus, dass niemand etwas be- bzw. verurteilen kann, wenn er es nicht selbst einmal ausprobiert hat. Die Neugier auf Neues ist dann meist vorhanden, so dass mit guten Events und vor allem viel Spaß auch Kritiker, wenigstens zum Ausprobieren, animiert werden können. Hier muss man individuell auf sein Gegenüber eingehen und Überzeugungsarbeit leisten.

Besten Dank für das ausführliche Gespräch!