TaylorMade

Das Oxymoron aus der Fernseherfabrik


21. Februar 2023 , Redaktion Golf.de


Erstes seiner Art: Das als
Erstes seiner Art: Das als "Pittsburg Persimmon" bezeichnete Metalwood leitete eine neue Ära für Golfschläger ein. | © TaylorMade

1979 startete Gary Adams die Erfolgsgeschichte von TaylorMade mit drei Mitarbeitern und einem einzigen Produkt, dem „Metalwood“. Über 40 Jahre später ist die Firma ein weltweit führender Innovationstreiber im Golfsport und ein wahr gewordener amerikanischer Traum.

Es war zwar keine Garage, in der die Historie von TaylorMade begann – aber die Anmutung war dennoch sehr ähnlich. Im Frühjahr des Jahres 1979 hinterlegte Gary Adams sein Privathaus als Sicherheit und nahm einen Kredit über 24.000 US Dollar auf. Mit diesem Startkapital gründete er die TaylorMade Golf Company. Er mietete ein 550 Quadratmeter großes Backstein-Gebäude in McHenry, Illinois (USA) an, in dem einstmals Fernseher montiert wurden. Ihn selbst mit eingeschlossen, waren es drei Mitarbeiter und ein einziges, innovatives Produkt: ein aus Edelstahl gegossener Driver mit 12 Grad Loft. 

Adams war Sohn eines Golf-Pros und bislang als Handelsvertreter für Golfplatz-Ausrüstung tätig. Ihm war aufgefallen, dass sich die gerade aufkommenden zweiteiligen Golfbälle mit den herkömmlichen Holz-Drivern nicht weiter schlagen lassen als mit Eisen. Also entwickelte er einen Driver, der zu jenem Zeitpunkt noch gänzlich unüblich war: einen Driver aus Metall. Das TaylorMade Metalwood – das vielleicht erfolgreichste Oxymoron des Golfsports – war geboren.

Aus einem ganz neuen Holz geschnitzt

Dieser neue Metallschläger sah anders aus und klang anders als ein Schläger aus Holz. Und was am wichtigsten war: er besaß andere Leistungswerte. Die Gewichtseinsparung durch das neue Material erlaubte einen anderen, niedrigeren Schwerpunkt, der es einfacher machte, den Ball in die Luft zu bekommen. Und die Verlagerung des Schlägerkopf-Gewichtes in die Ränder bot einen größeren Sweetspot und dadurch mehr Verzeihbarkeit bei fehlerhaften Schlägen. Bei aller Innovation bestand Adams darauf, dass die TaylorMade-Schläger die Verbindung zu dem wahrten, was echte Golfer von einem Golfschläger erwarteten – wie er aussehen und vor allem wie er sich anfühlen sollte. Genau dies sollte der Durchbruch für die Hölzer aus Metall sein. 

Der neue Schläger bekam den Spitznamen „Pittsburg Persimmon“ – in Anlehnung an das große Zentrum der US-Stahlindustrie. Und er war schnell in aller Munde. Dabei war die Montagestrecke in den frühen achtziger Jahren noch genauso hemdsärmlich, wie man es von einem Startup erwarten würde. Drei Damen saßen an einem zirka fünf Meter langen Tisch. Die erste Dame montierte Schlägerkopf und Schaft. Die zweite Dame zog den Griff auf. Die dritte Dame führte die Qualitätskontrolle durch und packte den Schläger in einen Versandkarton. Wohlgemerkt: dies war die Endfertigung für einen Golfschläger, der ein echter Game Changer werden sollte und der den Golfsport bis heute prägt.

Der Erfolg sollte nicht mehr lange auf sich warten lassen: Die Sieger der PGA Championship 1984 und 1985, Lee Trevino und Hubert Green, spielten die Metalwoods und verhalfen den Schlägern zum sportlichen Durchbruch. Zudem wurde im Jahr 1984 das noch immer kleine TaylorMade von dem Wintersport-Spezialisten Salomon gekauft. Ein Jahr später verlegte die Firma ihren Sitz nach Carlsbad, Kalifornien, wo auch schon Callaway und Cobra Golf produzierten. 

Eine Tradition, die mit Traditionen bricht

Mit der Übernahme kaum auch die Expansion. Der Umsatz schoss von 47.000 US Dollar im Jahr 1979 auf 1 Milliarde US Dollar im Jahr 1986. Dabei blieb TaylorMade stets seiner eigenen Linie treu. Seit der Entwicklung des ersten Metalwood im Jahr 1979 hat die TaylorMade Golf Company immer wieder mit Traditionen gebrochen, um neue Leistungsniveaus zu erreichen. Das selbstbewusste Ziel von TaylorMade ist es, die beste Performance-Golfmarke der Welt zu sein. Dafür will und muss das Unternehmen die Branche bei Produktinnovationen anführen und ist ein entschiedener Verfechter davon, neue Grenzen zu erkunden, die Grenzen der Produktherstellung zu verschieben und ständig nach dem nächsten großen Durchbruch im Golfsport zu streben.

Die Weichen sind entsprechend gestellt. Nachdem TaylorMade von 1997 bis 2017 zum Adidas-Konzern gehörte, war das Unternehmen bis vor Kurzem Teil der KPS Capital Partners und wandelte sich in dieser Zeit zu einem operativ vollständig unabhängigen Unternehmen für Golfausrüstung und Golfbälle. Mit ihren umfangreichen Investitionen in neue Technologien, Leistungsverbesserungen, Produktions- und Vertriebsanlagen konnten die Amerikaner ihre Umsätze signifikant steigern und ihren Marktanteil vor allem bei Golfbällen ausweiten. Seit dem Jahr 2021 gehört TaylorMade nun zu der koreanischen Private Equity Firma Centroid Investment Partners. 

Die deutsche Tour-Spielerin Esther Henseleit steht ebenfalls im Kader von TaylorMade.
Die deutsche Tour-Spielerin Esther Henseleit steht ebenfalls im Kader von TaylorMade. | © TaylorMade

Mitten im Who is Who

Mit seiner Geschichte und seinem Anspruch zieht TaylorMade viele der größten Athleten des Golfsports an. Mit Tiger Woods, Rory McIlroy, Rickie Fowler und Dustin Johnson stehen absolute Aushängeschilder des Sports an der Seite von TaylorMade. Neben ihnen setzen noch viele weitere bekannte Tour-Größen auf die Ausrüstung der Kalifornier. Und wie eh und je, pflegt TaylorMade auch heute seine traditionell starke Marktposition bei den Drivern. So wurden im Jahr 2022 die direkten Erben der Metalwoods eingeführt: die Carbonwood Driver. 

Im Jahr 2023 kommen sie nun bereits in erneut verbesserter Version auf den Markt – begleitet von einer ganzen Familie aus Fairway-Hölzern und Hybrid-Schlägern. Der aktuelle Stealth 2 Driver ist dabei der erste Driver in der Geschichte von TaylorMade, der mehr Karbon als jedes andere Material enthält. Der Gedanke hinter der neuen Technologie ist derselbe wie damals beim Metalwood: Mehr Karbon schafft mehr freie Masse, die wiederum für ein höheres Trägheitsmoment und eine optimale Schwerpunktlage umverteilt werden kann. Mit genau derselben Mentalität eines konstanten Verbesserungsprozesses bewegt sich Taylormade auch im Markt der Golfbälle. Als das Unternehmen im Jahr 2017 den ersten und damals einzigen fünfteiligen Ball einführte, war auch dies ein Quantensprung. Die aktuellen Top-Modelle TP5 und TP5x werden mittlerweile als „Most Complete Tour Ball in Golf“ betitelt.

All das kann Gary Adams nicht mehr miterleben. Der Firmengründer und Revolutionär des modernen Golfsports starb im Jahr 2000 im Alter von nur 56 Jahren. Doch seine Idee lebt weiter und findet sich in der DNA von TaylorMade bis heute wieder.

 

Trivial Facts:

  • Gründungsdatum: 1979
  • Markenzeichen: „Never Done“ Mentalität
  • Erste herausragende Errungenschaft: Entwicklung des „Pittsburgh Persimmon“ im Jahr 1979
  • Markenbotschafter: Tiger Woods, Rory McIlroy, Dustin Johnson, Collin Morikawa, Tommy Fleetwood, Rickie Fowler, Matthew Wolff, Harry Higgs, SH Park, Charley Hull, Maria Fassi and Sierra Brooks

Mehr zum Thema


teaser-img

Wilson

Die Eisen vom Mond

29. Dezember 2022