Olympia 2024
Russische Golfer bei den Spielen in Paris?
10. Februar 2023 , Thomas Kirmaier
Wie verfahren mit russischen Athleten bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris? Das IOC will sie zulassen. Dafür gibt es heftige Kritik. Gibt es überhaupt Golfer aus Russland, die dafür in Frage kommen?
Es war heiß in Rio, sehr heiß. Die Schlagzeilen des Tages machte an diesem Samstag im August eine Russin: Maria Verchenova beendete Runde vier des olympischen Golf-Turniers 2016 mit einer 62. Das ist der tiefste Score, den eine Frau jemals bei einem Turnier unter den fünf Ringen auf die Karte schreiben durfte. Damit nicht genug: Auf Bahn vier gelang Verchenova auch noch ein Hole in One. Die Frau, die zuvor eher durch stylische Hutmode auf dem Platz oder Bikini-Fotos neben dem Platz aufgefallen war, katapultierte sich im Finish plötzlich weit nach vorne bei den Spielen 2016.
Für eine Medaille reichte es jedoch nicht mehr. Edelmetall holten andere. Und während die Welt aktuell darüber diskutiert, ob man wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine bei Olympia 2024 in Paris Athleten aus Russland zulassen sollte, können die Verantwortlichen der Golfszene auf dieses Problem eher entspannt blicken, denn es scheint sich so oder so von alleine zu lösen, mangels guter Golferinnen und Golfer aus dem größten Land der Erde.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) beruft sich in seinem Ende Januar vorgestellten Konzept, das einen Start „neutraler Athleten“ aus Russland sowie Belarus ausdrücklich ohne Flaggen, Landesfarben und Hymnen vorschlägt, auf Expertisen der Vereinten Nationen (UN) sowie großen Rückhalt in der internationalen Sport-Gemeinschaft. Das IOC mit seinem Vorsitzenden Thomas Bach argumentiert so: „Ein Boykott ist ein Verstoß gegen die Olympische Charta, die alle NOKs verpflichtet, an den Spielen der Olympiade teilzunehmen, indem sie Athleten entsenden." Wie die Geschichte gezeigt habe, hätten frühere Boykotte ihre politischen Ziele nicht erreicht und dienten nur dazu, die Athleten der boykottierenden Nationalen Olympischen Komitees zu bestrafen. Heißt: Russische und weißrussische Sportler sollen mitmachen?
Mehrere Regierungsvertreter und auch Athleten, vor allem aus Europa, hatten sich zuletzt aus Solidarität mit der Ukraine jedoch gegen eine Zulassung von Sportlern beider Länder positioniert. Anne Hidalgo, Bürgermeisterin der Gastgeberstadt Paris, hat sich gegen einen Start von Athleten beider Länder auch unter strikter Neutralität ausgesprochen, „solange es Krieg gibt“ in der Ukraine, sagte sie gegenüber dem Radiosender France Info. Für viele Sportarten könnte diese Frage irgendwann zum Problem werden, auch für Golf?
Tatsächlich war Maria Verchenova die bis dato einzige Golferin aus Russland, die an Olympischen Spielen teilgenommen hat. 2021 in Tokio gab es weder einen männlichen noch einen weiblichen Teilnehmer aus Russland. Die Weltrangliste der Damen führt aktuell keine einzige Russin, bei den Herren ist ein gewisser Alexey Karasev auf Platz 2864 bester Russe. Er spielt auf der Mena Tour (Events im Mittleren Osten und Afrika) und kommt für Olympia nicht in Frage, da das Feld auf 60 Teilnehmer beschränkt ist. Heißt: Russinnen oder Russen werden sich wohl so oder so nicht für die Spiele in Paris qualifizieren.
Die R&A gehörte übrigens zu den ersten Golf-Verbänden weltweit, die keine zwei Wochen nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine Ende Februar 2022 verkündete, Athleten aus Russland und Weißrussland nicht mehr zu ihren Turnieren zuzulassen. Golf spielt in Russland ohnehin kaum eine Rolle. Die Seite der PGA of Russia wurde seit Jahren nicht aktualisiert. Bis 2015 hatte es mit der Russian Open zwar ein Event auf der European Tour gegeben, aber das war's dann auch. Die jüngsten Posts von Olympionikin Verchenova zeigen sie beim Skifahren in den französischen Alpen. Kurios: Bei der Evian Championship 2016 hatte die Russin in gelbem Shirt und blauem Rock abgeschlagen – die Farben der Ukraine.
