Josef Liebl

Golf-Student mit 63


4. Dezember 2022 , Thomas Kirmaier


Josef Liebl, seit 20 Jahren Präsident des GC am Nationalpark Bayerischer Wald, studierte mit 63 noch Golf-Management in Australien. © Kirmaier
Josef Liebl, seit 20 Jahren Präsident des GC am Nationalpark Bayerischer Wald, studierte mit 63 noch Golf-Management in Australien. © Kirmaier

Der Mann ist ein Musterbeispiel dafür, wie man mit Engagement und dem Willen zur Weiterbildung Bäume versetzen kann: Josef Liebl ist Gründungspräsident des GC am Nationalpark Bayerischer Wald und heute, nach 20 Jahren, immer noch im Amt – auch weil er im Alter von 63 Golfmanagement in Australien studierte und es ohne ihn einfach nicht geht.

Wir stehen zwischen mächtigen Birken und Bahn eins, die hier „Schlüsselblume“ heißt. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, die Luft kalt, aber klar. Das Panorama: herrlich. Über die Baumwipfel des Bayerischen Waldes hinweg sieht man weit in die Ferne. Das nennt sich wohl Weitsicht. Dann kommt er immer näher. Der Mann, ohne den das alles hier nicht wäre. Josef Liebl. 65 Jahre alt, Gründungspräsident des GC am Nationalpark und nach 20 Jahren immer noch der Herr der Dinge auf der Anlage im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau.

„Respekt und Fairness gegenüber den Mitgliedern, Gästen und meinen Mitarbeitern standen für mich immer an oberster Stelle“, sagt er. Weißes, volles Haar, Brille, schwarzer Pulli mit Clublogo auf der Brust, Blue Jeans und ein freundliches Lächeln im Gesicht. Josef Liebl, den hier alle nur Sepp rufen, trägt ein Golfbag, in das die Flagge Australiens eingenäht ist. Dazu sein Name und die Buchstaben IGI. Das steht für International Golf Institute und ist eine Einrichtung der PGA Australia. Dort, etwas südlich von Brisbane, hat der erfolgreiche Unternehmer aus dem Bayerischen Wald 2020 sein Golfmanagement-Studium absolviert. Im zarten Alter von 63 Jahren.

Liebl erinnert sich: Da staunten die Kommilitonen damals, so kurz vor der Pandemie, jedenfalls nicht schlecht, als alle zum Auftakt ihre Eltern mitbrachten und ihre Schuluniform (weißes Polo, Kappe, blaue Shorts) in Empfang nahmen. „Da haben einige schon verwundert geschaut“, erinnert sich Liebl. Aber ihm war und ist klar, dass es nicht um Hautfarbe, Geschlecht, Nationalität oder Alter geht, sondern um Qualifikation. Liebl: „In Fachfragen waren immer die Dozenten erste Ansprechpartner, in Fragen des Lebens, wenn sich beispielsweise einer verliebt oder irgendetwas Privates zu klären hatte, hieß es immer: ,Ask Josef!'“ Der Senior aus Bayern war schnell integriert. Lerninhalte des eineinhalbjährigen Studiums mit sieben Monaten in Präsenz vor Ort und neun weiteren von zu Hause: Greenkeeping, Antidiskriminierung, Sicherheit und rechtliche Grundlagen, Athletik, Gastro, Erste Hilfe, Bewegungslehre, Natur- und Umweltschutz, Verbesserung des eigenen Golfspiels und noch viel mehr. Warum tat er sich das alles überhaupt an? „Ich wollte und will den Golfsport noch besser verstehen und mir selber beweisen, dass ich das Lernen noch lernen kann.“

Das Diplom, das nachweist, dass sich Josef Liebl in Sachen Golf-Management weitergebildet hat.
Das Diplom, das nachweist, dass sich Josef Liebl in Sachen Golf-Management weitergebildet hat. | © Kirmaier


Klingt irgendwie logisch. Apropos Logik: Die spielte im Leben des jungen Mannes Josef Liebl, der mit acht Geschwistern in Grafenau aufgewachsen war, immer eine große Rolle. Nach dem Studium der Elektrotechnik in Regensburg arbeitet er vier Jahre für Siemens in Singapur und Thailand, ehe er sein eigenes Unternehmen (zunächst SLE Electronic, später SLE Holding) gründet, in dem es um Qualitätskontrolle der Elektrik in Kabelbäumen von Fahrzeugen geht. „Der Markt wurde in den 1990er Jahren schnell größer, weil in den Autos immer mehr Leitungen verbaut werden mussten.“ 1996 wird er Jungunternehmer des Jahres in Bayern, in die Staatskanzlei geladen und gehört in dieser Kategorie zu den Top Ten in Deutschland. Liebl erweitert sein Netzwerk in Ministerien wie Unternehmen im In- und Ausland.

Und wie kommt er zum Golf? „Da hatte ich zu jener Zeit ein Schlüsselerlebnis, als mich ein Geschäftsfreund, der für Wacker Burghausen ein Silikonwerk in Tokio aufbaute, auf die Driving Range mitnahm. Ich habe nur einen von zehn Bällen gut getroffen, aber das hat gereicht, mich zu fesseln.“ 1998 absolviert er die Platzreife im GC Bayerwald, wenige Jahre später eröffnet er als Gründungspräsident den GC am Nationalpark Bayerischer Wald. Ein Idyll, eine Fläche, auf der die Golfer noch heute in Einklang mit der Natur leben – und die der Naturwissenschaftler Josef Liebl weiterentwickeln möchte.

Nach dem Verkauf der Firma in 2015 gehen ihm die Projekte nicht aus – beruflich wie als Ehrenamtler im Golfsport. Und das immer mit Herz und Verstand. „Wir genießen hier das Privileg, in wunderschöner Umgebung gesunden Sport an frischer Luft ausüben zu dürfen. Unsere Mitarbeiter in Verwaltung, Greenkeeping und Gastro haben einen Traumjob am Golfplatz“, sagt Liebl. Recht hat er – und wird nicht müde, seine Ideen zu verfolgen. Mit Respekt, Fairness, Engagement und dem Blick fürs große Ganze. Ein heimatverbundener Kosmopolit. Offen für Neues und interessiert am Lernen, denn für Bildung ist es nie zu spät. Das nennt sich Weitsicht. Und davon gibt’s im GC am Nationalpark Bayerischer Wald genug.

In Australien sind sie heute noch begeistert vom außergewöhnlichen Studenten aus Germany. Jamie Brew, PGA-Professional und Trainer des IGI: „Josef ist ein sehr leidenschaftlicher Golfer, der erkannte, dass er eine Wissenslücke über Golfplätze und deren Betrieb hatte. Er war motiviert, mehr zu erfahren und kam zu uns, um das Diplom in Golf-Management zu absolvieren. Josef nahm alles auf, was der Kurs zu bieten hatte; er war äußerst fleißig bei der Erledigung der Aufgaben und nahm oft mit uns Trainern Kontakt auf, um zusätzliche Informationen zu erhalten, die er bei seiner Rückkehr nach Deutschland verwenden konnte. Josef wollte all dieses Wissen mit zurück in seinen Club nehmen, um die Arbeit mit den Menschen in seiner Region fortzusetzen, damit sie alle Vorteile des Golfspiels nutzen können.“ Und IGI-Managerin Suzanne Burns fügt hinzu: „Man ist nie zu alt, um zu lernen; und seine Leidenschaft mit einer Karriere in der Golfbranche zu verbinden, ist ein lohnendes und erfüllendes Unterfangen.“ 

Möglichkeiten, sich im Bereich Golf beruflich weiterzuentwickeln, finden Sie auf www.traumjob-golfplatz.de.